Das wundersame Leben des Justin Hoppa. Clochard Raade. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Clochard Raade
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783847673897
Скачать книгу
stotterte Herr Labskaus, "Sie werden nicht glauben, dass die Behörde fahrlässig gehandelt hat,

      noch dazu auf das unhaltbare Zeugnis eines Kindes hin."

      "Wir sind nicht berufen, darüber eine Meinung auszusprechen", entgegnete der alte Herr ziemlich scharf.

      "Nehmen Sie den Jungen wieder mit und behandeln Sie ihn anständig. Er scheint es nötig zu haben."

      Am nächsten Morgen wurde Justin wieder für fünf Pfund angeboten.

      Justin findet eine Stelle

      Angesehene Familien schicken die jüngeren Söhne, die sonst keine Aussicht haben vorwärtszukommen, gern zur See. Der Armenhausvorstand beschloss dieses weise Beispiel nachzuahmen. Er glaubte, es wäre das beste für Justin. Vielleicht würde ihn ein Schiffer in der Trunkenheit zu Tode prügeln oder sonst wie um die Ecke bringen. Herr Braun erhielt also den Auftrag, einen Schiffer ausfindig zu machen, der Justin nehmen würde. Als er von dieser Mission zurückkehrte, traf er in der Haustür den Leichenbestatter Herrn Strowbarry. Dieser war trotz seines ernsten Berufes keinem Scherze abgeneigt. Er schüttelte Herrn Braun die Hand und sagte:

      "Ich habe den beiden Weibern, die gestern Abend starben, eben Maß genommen."

      "Sie werden noch reich werden, Herr Strowbarry."

      "Glauben Sie? Aber die von der Gemeinde bewilligten Preise sind zu gering, Herr Braun."

      "Die Särge sind auch dementsprechend klein", erwiderte der Gemeindediener würdevoll lächelnd. Herr Strowbarry fand diesen Witz furchtbar komisch und lachte anhaltend. Endlich sagte er:

      "Größere sind bei dem neuen Verpflegungssystem auch nicht nötig."

      "Übrigens, Herr Strowbarry, wissen Sie keinen, der einen Lehrjungen gebrauchen kann?" fragte Herr Braun, der das Gespräch ablenken wollte.

      "Sehr günstige Bedingungen, sehr günstig."

      Währenddessen zeigte er mit seinem Stock nach dem Anschlag an der Tür und schlug dreimal bedeutungsvoll auf die groß gedruckten Worte: "fünf Pfund".

      "Nun, wie wäre es?"

      "Ach, Sie wissen, Herr Braun, dass ich viel Armensteuer bezahle."

      "Nun?"

      "Da dachte ich, wenn ich soviel bezahle, hätte ich auch ein Recht, wieder etwas davon rauszukriegen. Ich möchte deshalb schon den Jungen nehmen."

      Herr Braun fasste den Leichenbestatter am Arme und führte ihn ins Haus. Dort hatte Herr Strowbarry eine Unterredung von fünf Minuten mit dem Vorstand, und man kam überein, dass Justin ihm noch am selben Abend auf Probe übergeben werden solle. Dies wurde Justin von den Herren mitgeteilt und ihm gleichzeitig angedroht, dass man ihn auf die See schicken würde, wenn er es in der Lehre nicht aushielte und der Gemeinde nochmal lästig fiele. Justin hörte das schweigend an, dann führte ihn der würdige Herr Braun an den neuen Schauplatz von Leiden. Als sie dem Orte ihrer Bestimmung näher kamen, sagte Herr Braun:

      "Schiebe dir die Mütze aus dem Gesicht, und halte den Kopf hoch."

      Der Leichenbestatter hatte eben die Fensterladen seiner Werkstätte geschlossen und trug beim Schein einer Kerze einige Posten in sein Buch ein, als Herr Braun eintrat.

      "Sind Sie es, Braun?" sagte Strowbarry und blickte von seinem Buche auf.

      "Niemand anders" entgegnete der Gemeindediener, "und da ist der Junge." Justin machte einen Diener.

      "Also das ist der Junge", sagte der Leichenbestatter und hob die Kerze hoch, um ihn besser betrachten zu können. "Liebe Frau, komm doch mal herein."

      Frau Strowbarry kam aus einem kleinen Zimmer hinter der Werkstätte, sie war eine kleine, magere Person mit einem Gesicht wie eine Spitzmaus.

      "Das ist der Junge aus dem Armenhaus, von dem ich dir gesprochen habe."

      ",Mein Gott", sagte sie, der ist aber doch zu klein."

      "Klein ist er freilich", bemerkte Herr Braun, "aber er wird wachsen, sicher, er wird wachsen."

      "Das glaub' ich wohl", sagte Frau Strowbarry, "aber von unserer Kost. - Da, geh die Treppe herunter, kleines Gerippe! Giltine, gib dem Jungen etwas von dem, was für den Hund zurückgestellt war, der kriegt nichts mehr, da er heute morgen nicht nach Hause gekommen ist", rief sie dem Dienstmädchen zu. Justin verschlang mit Gier den Hundefraß.

      "Nun" sagte Frau Strowbarry, "bist du fertig?" Sie hatte mit Entsetzen und düsterer Ahnungen voll zugesehen, wie ein solcher Appetit in Zukunft zu befriedigen sei. Justin bejahte.

      "So komm mit. Dein Bett ist unter dem Ladentisch. Ich denke, es macht dir nichts aus, unter den Särgen zu schlafen. Doch egal, eine andere Schlafstelle können wir dir nicht geben."

      Justin hat ein neues Zuhause

      Am Morgen wurde Justin durch lautes Pochen an der Ladentür geweckt. Während er in seine Kleider fuhr und die Sperrkette zu lösen begann, ließ sich eine Stimme vernehmen:

      "Öffne die Tür, ein bisschen schnell!"

      "Sofort, Herr", antwortete Justin und schloss an der Tür.

      "Ich vermute, du bist der neue Lehrling, nicht wahr?" sagte die Stimme durchs Schlüsselloch.

      "Jawohl"

      "Wie alt?"

      "Zehn Jahre."

      "Dann setzt es Keile, wenn ich erst drin bin. Pass bloß auf, du Armenhäusler!" Dann hörte man pfeifen. Justin schob zitternd die Riegel zurück und machte die Tür auf. Ein paar Augenblicke sah Justin die Straße rauf und runter, im Glauben, der Unbekannte sei einige Schritte weitergegangen. Er sah aber niemand als einen dicken Bengel, der auf einem Stein vor dem Hause saß und ein Butterbrot verschlang. Da Justin sonst niemand in der Nähe sah, sagte er zu ihm: "Verzeihung, haben Sie geklopft?"

      "Jawohl", antwortete der Bengel.

      "Wünschen Sie einen Sarg?" fragte Justin harmlos.

      Der Bengel schnitt ein grimmiges Gesicht und schrie ihn an, es werde nicht lange dauern, bis er selbst einen brauchte, wenn er sich derartige Witze mit seinem Vorgesetzten erlaube.

      "Du weißt wohl nicht, wer ich bin, Armenhäusler?" fuhr der Bengel fort und kam näher.

      "Allerdings nicht!".

      "Ich bin Herr Maxwell Clayton, und du bist mein Untergebener", sagte der Bengel. "Mach die Fensterladen auf, Faultier!" Mit diesen Worten entgegnete Herr Clayton unserm Justin einen Tritt und ging mit gewichtiger Miene in den Laden.

      Bald nachdem Justin die Fensterladen aufgemacht hatte, kamen Herr und Frau Strowbarry herunter. Clayton und Justin gingen nun die steile Treppe zur Küche hinab, um zu frühstücken. Giltine, die Köchin, legte Maxwell die besten Bissen vor, während Justin mit dem Abfall vorliebnehmen musste. Maxwell war zwar der Zögling einer Armenschule, aber keine Waise. Seine Mutter war eine Waschfrau, und sein Vater ein abgedankter, immer betrunkener Soldat. Sie wohnten in der Nachbarschaft. Die Ladenschwengel schimpften Maxwell "Lederhose" , "Armenschüler" und dergleichen, und er steckte es schweigend ein. Nun warf ihm der Zufall eine namenlose Waise in den Weg, und an dieser nahm er nun mit Wucherzinsen Rache. Justin war schon drei Wochen im Hause des Leichenbestatters, als eines Morgens Herr Braun in die Werkstätte trat und aus seiner großen ledernen Brieftasche ein Blatt Papier herausnahm, das er Herrn Strowbarry aushändigte.

      "Aha", sagte letzterer, "wohl eine Bestellung auf einen Sarg, nicht wahr?"

      "Zuerst auf einen Sarg und dann auf ein Begräbnis", erwiderte Herr Braun, sich verabschiedend.

      "Nun", meinte Herr Strowbarry und nahm den Hut, "je eher dieses Geschäft erledigt wird, desto besser ist es. Maxwell, du bleibst in der Werkstatt, und du, Justin, setzt die Mütze auf und kommst mit mir."

      Sie zogen los und waren bald vor dem Haus, wo man ihrer Dienste