Der flammende Kreuzzug. Martin J. J. Stark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Martin J. J. Stark
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752920093
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gab es einen Aufstand und die Schmiede legten ihre Hämmer nieder. Die Waffen und Rüstungen wurden nicht mehr geliefert, sondern von den Schmieden selbst getragen. Sie gingen gegen die Wachen vor, um eine gerechte Entlöhnung einzufordern. Das Ganze geschah unter der Führung von Daravol.

      Er war das Gesicht und die Stimme der Schmiede des Königreiches. Bei den Demonstrationen wurde er nur selten gesehen, doch haben Spione berichtet, dass er im Hintergrund alle Fäden in der Hand hielt und alles koordinierte. Seine Handwerksgenossen verliehen ihm deshalb den Titel Meister der Zunft.

      Die Aufstände wurden einer nach dem anderen niedergeschlagen. Teilweise mit Gewalt, Verletzten und sogar Toten. Es besserte sich erst, als ihnen zum Ende des Krieges eine angemessene Entschädigung zugesichert wurde. Für den Moment wurden ihre Rationen verdoppelt und die Schmieden arbeiteten weiter.

      Als sich der Krieg dann dem Ende entgegen neigte, forderten die Handwerker ihre versprochene Belohnung ein. Die Adligen und Wohlhabenden der Hauptstadt waren jedoch nicht bereit, die Schuld zu begleichen. Sie vertraten die Ansicht, dass es in der Pflicht der Bürger stand dem Land zu dienen und dafür keine Entlöhnung gezahlt werden muss. Wutentbrannt verließ Daravol die Stadt und ein großer Teil der Schmiede, aber auch andere Handwerker folgten ihm. Seit diesem Tag störte er immer wieder die Ruhe im Land und sabotierte aktiv die Geschäfte des Königreichs.

      Ich hörte der Geschichte schweigend zu. Mir fiel dann auch wieder ein, woher ich den Namen kannte. Mein Stamm bezog die Schwerter aus einer bestimmten Manufaktur in der Stadt. Sie war eine der wenigen, die Klingen aus Mondstahl fertigen konnte. Einer der Schmiede der dort arbeitete, hieß Daravol. Ich selbst hatte nie Kontakt mit ihm, doch bei den Lieferpapieren stand für jede Klinge der zuständige Schmied, damit bei einem Fehler der Verantwortliche gefunden werden konnte. Damals ahnte ich nicht, dass mir der Name nochmals begegnen würde.

      Arendia hörte ebenfalls schweigend zu, ergriff dann aber das Wort. Sie gab mir einen Brief mit dem Siegel der Magier und beauftragte mich, damit in die Hauptstadt zu gehen. In der Altstadt gab es eine Taverne, in der ich mich in zwei Tagen mit einem Mann treffen sollte. Ich werde wissen, wer es ist, wenn ich ihn sehe. Auf meine Frage, ob es niemand anderen für diese Aufgabe gäbe, lächelte sie nur und schüttelte den Kopf. Es gab nicht viele, die so viel über die Vereinigung der Schmiede und der damit verbundenen Widerstände im Land wussten. Für die meisten waren es einfache Banditen und Landstreicher. Zudem spürte sie etwas in mir, das entscheidend für den Erfolg dieses Unterfangens sein würde.

      Gavin klopfte auf den Tisch und begann über die Wichtigkeit von Diskretion und den Dienst am Königreich zu sprechen. Das gleiche Gerede, wie sie in der Armee wahrscheinlich jeden Tag eingetrichtert bekommen. Ich blendete es aus und versank in meinen eigenen Gedanken.

      Ein Sack mit Münzen, der auf den Tisch geknallt wurde, riss mich wieder in die Realität. Das war wohl meine Bezahlung. Daneben lag ein kleines Amulett. Es stellte einen Drachen dar, der in seinen eigenen Schwanz biss. Ein feuriger Rubin bildete das Auge, welches einen starken Kontrast zum Gold des Amuletts bildete. Fragend blickte ich auf.

      Arendia nickte nur und sagte, dass ich es brauchen würde. Es gehörte schon immer mir, ich wüsste es nur nicht. Ich soll mir nur nicht einfallen lassen, es zu verkaufen. Die meisten würden den Wert ohnehin nicht zu schätzen wissen. Auf meine Frage, was ich damit soll, antwortete sie nur ich würde es früh genug erfahren.

      Gavin ging zur Tür und schloss sie auf. Das Zeichen für mich zu gehen. Im Türrahmen drehte ich mich nochmals um und glaubte ein eigentümliches Aufblitzen in den Zügen der Magierin zu sehen. Da wurde mir aber auch schon die Tür vor der Nase zugeschlagen.

      Ich bin danach in den Wald gegangen. Die frische Nachmittagsluft klärte meinen Kopf und ich begann meine nächsten Schritte zu planen. Es gefiel mir nicht, dass ich in eine solch große Sache hineingezogen wurde. Auf der anderen Seite wollte ich mehr über die Schmiede erfahren. Vielleicht konnte ich sogar die eine oder andere Bekanntschaft machen, um mich mit einem neuen Mondstahlschwert auszurüsten. Ich würde also in die Stadt gehen und den Brief abgeben. Danach kann ich immer noch sehen, wie es sich entwickelt. Die Loyalität zur Krone war mir nicht besonders wichtig. Ich habe sie bis anhin nicht gebraucht und sie kam auch ohne mich ganz gut zurecht. Ich habe nur das Gefühl, dass ich schon ziemlich tief drinstecke, und zwar nicht unbedingt auf der Seite, die ich eigentlich unterstützen möchte.

      Das sonderbare Amulett half mir auch nicht weiter. Es fühlte sich warm in meiner Hand an und war äußerst detailreich gearbeitet. Mehr konnte ich dazu aber auch nicht sagen.

      Was mich zusätzlich verunsicherte, war, dass es einen Drachen darstellte. Sie konnte unmöglich wissen, dass ich in der Vergangenheit Jagd auf diese Biester gemacht habe. Abgesehen von den Menschen im Kloster habe ich es niemandem erzählt. Was hat sich die Magierin also dabei gedacht? Und was bedeutete, dass es schon immer mir gehörte? Wir besaßen keinen Schmuck. Und etwas so Unnötiges wie ein goldenes Amulett befand sich noch nie im Besitz meines Stammes. Ein weiteres Rätsel, dass ich beizeiten erforschen muss.

      Ich bin nun wieder in meinem Zimmer und bereite noch meine Sachen für die Abreise vor. Hier hält mich jedenfalls nichts mehr. Die Waldarbeiter sind nicht halb so herzlich wie die Mönche im Kloster und jeden Tag Holz spalten ist auch nichts für mich. Morgen geht es also wieder auf die Straße. Wenn alles gut läuft, bin ich bis Mittag in der Stadt und dann sehen wir weiter.

      Tag 53: In die Hauptstadt

      Es hatte geregnet und der Weg war aufgeweicht. Ich war wirklich froh um meine neuen Stiefel. Bei den alten Schuhen wäre ich in kürzester Zeit mit nassen und kalten Füssen unterwegs gewesen. So war es in den Morgenstunden frisch, aber immerhin blieb ich trocken.

      Wie erwartet stand ich zur Mittagsstunde vor den Toren der Stadt. Die großen Steinquader, aus denen es gefertigt wurde, hoben sich hell vom Grün der Umgebung ab. Zu beiden Seiten des Tores standen übergroße Statuen, die irgendwelche Kriegshelden oder frühere Könige darstellten. Am Fuße jedes Denkmals war eine Messingplakette mit dem Namen und den wichtigsten Errungenschaften der Person angebracht. Mir war das ziemlich egal. Schließlich hatten sie alle gemeinsam, dass sie schon längst tot waren. Ich kannte sie bis anhin nicht und ich wollte es dabei belassen. Was mich aber störte war das Gedränge.

      Vor den Toren ging es noch relativ gut. Abgesehen von einem Wagen, der mit Obst von den Feldern beladen war und mit gebrochener Achse die Hälfte des Weges blockierte, bestanden keine Hindernisse. Im Inneren befand sich aber eine solche Masse an Menschen, dass mich ein erstickendes Gefühl befiel. Wie sollte ich mich an den unzähligen Leibern vorbei schieben, die eine scheinbar lückenlose Mauer bildeten? Mit einem tiefen Seufzen und einiger Kraftanstrengung begann ich mir einen Weg hindurch zu bahnen.

      Das Treffen war erst auf morgen angesetzt. Ich hatte also den ganzen Tag Zeit, um mir die Stadt anzusehen. Zudem hatte ich immer noch den Beutel mit Münzen, den ich ausgeben konnte. Das einzige Problem war, dass ich keine Ahnung hatte, wie ich mich in der Stadt zurechtfinden sollte.

      Eine der Stadtwachen erkannte wohl, dass ich ziemlich verloren war und sprach mich an. Nach einer kurzen Erklärung meiner Situation gab sie mir eine grob gezeichnete Karte der Stadt. Sie sah aus, als hätte ein Kind versucht die Umrisse und wichtigsten Straßen der Stadt aus dem Gedächtnis zu malen. Das Hafenviertel wurde mir vor allem für den Abend empfohlen und wenn ich Ausrüstung suchte, solle ich in den Zwergendistrikt gehen. Nach einem kurzen Wort des Dankes ließ ich mich von der Masse mitreißen und trieb vorerst ziellos durch die Stadt.

      Am späteren Nachmittag fand ich mich eher zufällig im Zwergendistrikt wieder. Man erkannte es sofort, denn überall brannten kleine Schmiedefeuer oder es wurde auf Stein herum gemeißelt. Die Wände der Gebäude waren dementsprechend in Ruß und Steinmehl gehüllt. Selbst die Luft war stickig und alles andere als sauber. Nachdem die Schmiede des Königreiches sich gegen die Krone stellten, waren es wohl die Zwerge, die für die Metallarbeiten eingesetzt wurden. Und das taten sie mit Eifer.

      Ich ging in einige Läden und schaute mir die Waren an. Die Qualität war sicher ausgezeichnet. Allerdings hätte ich mit meinem Beutel voll Münzen gerade einmal ein kleines Jagdmesser kaufen können. Zwerge