Schwarze Lilien. Silke May. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Silke May
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738019896
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Jasmin hatte sich dafür extra hübsch angezogen. Ihr hellblaues Kostüm mit der schönen dunkelblauen Bluse aus Satin passte besonders gut zu ihrem blonden Haar, das sie kunstvoll hochgesteckt hatte. Seit sie Gunter kennengelernt hatte, sah sie immer sein Gesicht und seine grünen Augen vor sich – sobald sie kurz ihre Augen schloss.

      Jasmin sah schon von Weitem das Gebäude des Restaurants und seinen großen Parkplatz. Jasmin parkte in unmittelbarer Nähe des Eingangs und stieg aus. Sie brachte ihr Kostüm kurz in Form und sah zu Gunter, der bereits neben dem Eingang stand. Als er sie kommen sah, ging er ihr die wenigen Schritte entgegen und lächelte sie an. Gunter hatte einen schönen eleganten blauen Anzug an und dazu ein weißes Hemd mit der dazu passenden Krawatte. Jasmin fand, dass er jetzt noch besser aussah, als am Nachmittag im Café.

      »Fräulein Berger … hübsch sehen Sie aus«, dabei reichte er ihr eine schöne schwarze Blume.

      »Danke … die ist aber schön, was ist das für eine Blume?«

      »Das ist eine Lilie, ich züchte diese wunderbare Blume selbst. Ich gab ihr den Namen Nachtlilie.« Jasmin schnupperte an der Blüte, von der ein starker Duft ausströmte, und betrachtete sie genauer.

      »Was für einen wunderschönen seidigen Glanz sie hat. Ich wusste nicht, dass es auch schwarze Lilien gibt. Ich weiß, dass es sie in schwarzroter Farbe gibt, aber total schwarz ist mir neu.«

      »Gibt es normalerweise auch nicht. Diese Lilie ist eine besondere Züchtung, in dieser Farbe existiert sie nur bei mir.« Sie betraten das Restaurant und setzten sich an einen schön gedeckten Tisch. Der Ober brachte ihnen die Speisekarte.

      »Darf ich für uns beide ein Menü bestellen?« Jasmin nickte und wartete gespannt darauf was er wohl bestellen würde. »Bringen Sie uns das Menü Nummer fünf und einen milden Rotwein. Sie trinken doch Rotwein – oder?« Jasmin nickte erneut.

      Gunter bestellte für sie beide ein leckeres Menü, was Jasmin begeisterte, denn es entsprach genau ihrem Geschmack. Genüsslich verspeiste sie das Kalbsmedaillon mit Pfifferling und einer Sahne - Pfeffer Soße mit einem gemischten Salat und Baguette. Dazu tranken sie einen Spätburgunder. Gunter erzählte über sich und seinen adeligen Vorfahren und fragte Jasmin über alles Mögliche aus. Er wollte alles über sie in Erfahrung bringen. Sie unterhielten sich sehr gut und hatten auch sehr viel zu lachen. Am späten Abend brachte Gunter sie nach Hause und Jasmin ließ sich von ihm – zu ihrer eigenen Überraschung, bereits ein Küsschen auf den Mund geben. Was sie dazu veranlasst hatte, wusste sie selbst nicht. Jasmin war sich aber ganz sicher, dass sie ihn unbedingt wieder sehen wollte.

      Als Jasmin sich in ihr Bett kuschelte, zog der schöne Abend in Gedanken an ihr nochmals vorüber, bis die Müdigkeit sie überwältigte.

      Am nächsten Tag erzählte sie Barbara haarklein den Ablauf ihrer Verabredung mit Gunter, die auch schon neugierig darauf gewartet hatte. Jasmins Gesicht glühte förmlich, während sie berichtete.

      »Du bist ja richtig verknallt in den Typen!«, rief ihre Freundin vor Begeisterung aus.

      »Stimmt und ich würde mir wünschen, dass sich aus unserer jungen Beziehung eine feste Bindung entwickeln würde«, erklärte sie und lächelte verträumt. Jasmin und Gunter trafen sich fortan täglich. Sie hatten sich ineinander verliebt und einige zärtliche Nächte miteinander verbracht.

      Ihr sehnlichster Wunsch ging in Erfüllung und sie zog bereits nach wenigen Wochen zu Gunter auf sein Gut und sie heirateten dort in aller Stille.

      2

      Dichte Nebelschwaden hingen über dem Moor, kahle Gerippe vereinzelter Bäume standen verlassen im Sumpf. Alles war still, nicht ein einziger Vogel war zu hören, nur ein regelmäßiges Blubbern im Morast war hörbar. Der schrille Schrei einer Frau durchbrach die Stille für kurze Zeit, dann war es still – bedrohlich still. Aufgeregte Sumpfvögel flatterten in die Luft und gaben schreiend ihren Unmut von sich.

      Ein Reiter stob aus dem Sumpfgebiet mit seiner rechten Hand hielt er das Halfter eines Pferdes, das ohne Reiter neben ihm herlief. Gunter von Rat trug schwarze Lederkleidung und saß hocherhoben auf seinem schwarzen Pferd namens Diabolo. Er sah auf das Pferd, das nebenher lief, und schmunzelte. Gunter bremste die Pferde in der Geschwindigkeit, als er sich dem Gut seiner Eltern näherte. Auf einer leichten Anhöhe umgeben mit einem hohen schmiedeeisernen Zaun lag das schlossähnliche Herrenhaus. Gemächlich trabten die Pferde den steinigen Weg zum offen stehenden Tor empor. Gunter lächelte zufrieden, als ihm seine junge Frau entgegen lief. Jasmin lief den steinigen Schotterweg, ihre Arme ausgebreitet - auf Gunter zu. Ihr langes Haar wehte im Wind. Sie sah aus, als würde sie den Weg entlang schweben.

      »Und …, ging alles gut?«, rief sie ihm fragend entgegen.

      »Natürlich mein Engel«, antwortete Gunter mit seiner warmen dunklen Stimme und stieg vom Pferd. Jasmin kam auf ihn zu und fiel ihm in die Arme. Sie drückte ihr Gesicht an seine Brust.

      »Es ist alles in Ordnung, wir waren rechtzeitig am Bahnhof mein Engel. Es war gut, dass ich gestern schon ihre Koffer zum Bahnhof gebracht hatte, deshalb konnten wir heute die Pferde nehmen und somit die Abkürzung am Moor entlang. Mach dir also keine Gedanken, sie sitzt bereits im Zug.«

      Gunter legte den Arm um Jasmins Schultern und sie gingen nebeneinander zum Haus, das wie ein kalter Steinkoloss mitten im Park stand. »Ihr seid heute aber schon sehr zeitig außer Haus, ich konnte mich von Rosa nicht einmal verabschieden. Gunter das hättest du mir schon sagen müssen, dann hätte ich mich gestern von ihr verabschiedet«, schmollte Jasmin.

      »Ich dachte du wüsstest es und heute Morgen waren wir bereits spät dran, deshalb nahmen wir ja auch die Pferde.«

      »Darüber hatte mich Hannes schon informiert«, bestätigte Jasmin.

      Hannes kam ihnen von den Stallungen neben dem Haupthaus entgegen und nahm die Pferde an sich.

      Jasmin und Gunter betraten das Haus und gingen in den gelben Salon, den sie bei so einem tristen Wetter immer bevorzugten. Jasmin setzte sich auf das weiße Ledersofa und kuschelte sich in die gelben Sofakissen. Gunter schenkte ihnen beiden Tee ein und setzte sich neben sie. Eine Weile saßen sie schweigend nebeneinander und sahen in das prasselnde Feuer vom Kamin.

      »Wie geht’s jetzt weiter?«, fragte Jasmin etwas zögerlich.

      »Wir suchen uns wieder ein neues Hausmädchen.« Jasmin kuschelte sich an ihren gut aussehenden Mann. Gunter war groß und stattlich, er trug sein hellblondes Haar nach hinten gekämmt. Mit seinen grünen Augen konnte er Jasmin immer wieder Beindrucken. Sie hatte bei seinem Blick das Gefühl, als könne er ihr bis ins Innerste sehen.

      »Gunter hast du auch diesen Schrei gehört?« Gunter sah sie fragend an. »Wenn du den Schrei eines Habichts meinst, den hab ich auch vernommen.« Jasmin schüttelte den Kopf.

      »Nein, für mich war es eher der Schrei einer Frau.«

      »Das muss dich täuschen, das war sicher der gleiche laute Schrei, den ich hörte und der war ganz bestimmt von einem Habicht - mein Engel.«

      »Wenn du meinst, dann wird es wohl so gewesen sein. Sag mal, warum bleiben die Zimmermädchen nicht lang hier? Es kommt mir so vor, als fühlten sie sich nicht wohl.« Gunter legte den Arm um ihre Schultern, drückte sie leicht an seine Seite und küsste sie auf die Wange.

      »Wahrscheinlich ist es die Einsamkeit«, erklärte er.

      »Zugegeben diese Umgebung muss man lieben lernen oder einfach akzeptieren, aber du machst es ihnen doch leicht. Gunter du behandelst sie, als wären sie deine Schwestern und trotzdem gehen sie von uns weg. Das ist jetzt das zweite Mädchen, das wegging, seitdem ich hier bin.«

      »Mach dir darüber keine Gedanken. Die jungen Dinger wollen ausgehen, etwas erleben und hier vereinsamen sie einfach. Aber vielleicht haben wir ja mit der Nächsten mehr Glück. Hast du etwas dagegen, wenn ich zu meinen Blumen gehe, mein Engel?«

      »Natürlich nicht – geh nur. Ich lese inzwischen wieder ein bisschen in der Ahnen Lektüre.«

      »Jammere