Wenn man es aber „schlucken“ will, muss man einen Trick verwenden, da sonst der Stoff von der menschlichen Leber „zu schnell“ (durch den First-Past-Effekt) umgewandelt wird und keine Wirkung mehr zeigt, sodass das Rauchen bzw. das Einatmen via Pulver effektiver ist. Sehr interessant ist noch die Tatsache, dass man beim DMT keine Toleranz im pharmazeutischen Sinne erfährt, was bedeutet, dass es zu keiner Gewöhnung kommt, sodass das DMT stets eine bestimmte Wirkung hat, ohne bei wiederholter Einnahme eine Abschwächung zu erfahren. Der Grund dafür ist unklar, doch man vermutet die starke Ähnlichkeit bzw. die chemische Verwandtschaft mit einem endogenen Neurotransmitter – dem Serotonin! Dies alles kann man auch über das 5-MeO-DMT sagen, nur mit dem Zusatz, dass die Dosis beim Rauchen bzw. Inhalieren ca. 10-20mg betragen soll und die Wirkung dann auch nur 10-20 Minuten anhält. Einen chemischen Sprung macht man aber, wenn man sich dann das Bufotalin bzw. Bufadienolide anschaut. Zwar kling Bufotalin und Bufotenin echt ähnlich, doch das Bufotalin gehört zu einer ganz anderen „chemischen Gattung“. Es gehört zu der Gruppe von Herzglykosiden, so wie auch die Inhaltsstoffe der heimischen Pflanze „Fingerhut“. Bufotalin bzw. Bufadienolide haben jedoch KEINE halluzinogene Wirkung, aber der Stoff verändert den Herzrhythmus und somit Atmung und Blutdruck, sodass hier auch wieder eine klare Gefahr zu sehen ist. Hier einmal eine Abbildung der Kröte und die Formeln der Stoff Bufotenin, DMT, 5-MeO-DMT und Bufotalin:
Da es aber in ganz Afrika keine Aga-Kröte gibt, dann findet man doch in diesem Kontext sicherlich keine Bestandteile im afrikanischen Zombiepulver, oder? Oder gibt es irgendwo in Afrika ähnliche Stoffe? Nun, DMT existiert auch in verdammt vielen Pflanzen. Und ja, diese Pflanzen existieren auch in Afrika. Hier ist die Pflanzengattung der Mimosengewächse zu nennen, die Gattung Acacia, wovon es sehr viele Arten gibt. Zu nennen sind hier folgende Pflanzen, die alle in Afrika vorkommen, und die auch alle DMT beinhalten: Daga- Akazie (Acacia laeta), Schwarzdorn-Akazie (Acacia mellifera), Ägyptischer Schotendorn (Acacia nilotica), Queensland-Akazie (Acacia podalyriaefolia), Vielstachelige Akazie (Acacia polyacantha), Gummiarabikumbaum (Acacia senegal) oder auch Paperbark Acacia (Acacia sieberiana)! Auch hier wieder ein Bild von Akaziengewächsen
Nachdem jetzt die verschiedenen Bestandteile des Zombiepulvers thematisiert und auch beschrieben wurden, stellt sich natürlich jetzt die Frage, wie man die einzelnen Bestandteile zusammen mischt? Nun, es gibt hierauf keine klare und 100 % richtige Antwort. Es sollte mittlerweile verstanden worden sein, dass man hier mit einem sehr experimentellen Pulver arbeitet, hochgiftige Substanzen verwenden würde – wenn man diese denn in seinem Besitz hätte, bzw. irgendwoher organisieren könnte – sodass hier die magische Komponente eigentlich vollkommen irrelevant ist, da man einfach ein Gift hat. Fakt ist, dass das Zombiepulver in der Voodoo-Religion – egal, ob es nun im haitianischen Voodoo oder im afrikanischen Voodoo verwendet wurde – als eine Art Strafe, als eine Art Urteil, als eine Art Vollstreckung verwendet wurde, und eigentlich auch noch verwendet wird. Doch eine Strafe, ein Urteil, eine Vollstreckung wird hier in diesem Kontext mit Gift vollzogen. Natürlich kann man hier einen magischen Akt aufbauen, natürlich kann man hier auch magisch arbeiten, doch ich kann auch mit einem Schwert magisch arbeiten, und später, aus Gründen der Strafe, eines Urteils, einer Vollstreckung, jemanden den Kopf abschlagen.
Ist dann das Schwert magisch? Ist die Arbeit magisch? Das Zombiepulver besitzt einen kulturellen Wert, da das Zombiepulver einen Einblick in die Möglichkeiten des Voodoo gibt. Dieser Einblick offenbarte, dass die kundigen im Voodoo, egal ob diese nun die Titel Houngan/Oungan, Mambo, Bokor/Bocor/Bòkò/Azeto, Caplata oder Bokonon tragen, Fachkenntnisse besitzen, die sich auf die jeweilige Flora und Fauna beziehen, sodass hier Krankheiten gebracht, aber auch Krankheiten genommen werden können. In den Industrieländern hat dies die Pharmazie übernommen, sodass hier entsprechende Pülverchen, Säfte, Injektionen etc. kreiert werden, um den Menschen zu helfen. Die Mediziner erstellen eine Diagnose, die Pharmazeuten suchen einen Weg der Hilfe. Im Zusammenspiel zwischen Medizin und Pharmazie ergibt sich dann irgendwann – so zumindest die primäre Hoffnung – eine Heilung. In der Voodoo-Religion, also in einer Religion wo der Animismus existiert, die Beseeltheit der Natur, wird sich stärker auf den Glauben und auf die Naturgeister verlassen, als auf irgendwelche studierten Menschen, die sich in ihren Arbeiten wohl fühlen. Im Animismus finden Glauben und Wissen ein besonderes Gleichgewicht, sodass auf der einen Seite definitiv nicht alles geglaubt wird, auf der anderen Seite definitiv auch nicht alles gewusst wird, man aber dennoch einen Weg findet, um sein Leben zu leben. Hierbei gilt eigentlich die Prämisse, dass jeder Mensch für seine Taten selbst verantwortlich ist, und wenn diese Taten schändlich sind, dass dieser Mensch von den Vodun / Loas / Iwas gerichtet wird. Doch manchmal muss es hier offensichtlich eine Art der Unterstützung geben, einen kleinen Schubs in die richtige Richtung, sodass hier eben doch nachgeholfen wird, um eine Bestrafung auszuführen. Genau hier greift eben das Zombiepulver in die kulturellen Schablonen der Voodoogemeinschaften ein, sodass hier die „lebenden Toten“ erzeugt werden, um den Opferfamilien dienlich zu sein. Grundsätzlich eine sehr menschliche Idee, sodass die Person, die Schaden verursacht hat, den Schaden auch wieder ausbügeln muss. Dieser Schaden soll eben dadurch ausgebügelt werden, dass hier ein gigantischer Giftcocktail das Opfer geistig und letztlich auch körperlich vernichtet. Und selbstverständlich haben die verschiedenen Bestandteile aus den Pflanzen und aus den Tieren klare pharmazeutische Wirkungen auf den menschlichen Organismus. Das Gift Tetrodotoxin (TTX) ist eben eines der stärksten Gifte, und greift entsprechend das menschliche System an. Doch auch Stoffe wie Bufotenin, Dimethyltryptamin (DMT), 5-MeO-DMT, Bufotalin oder allgemein die Bufotoxine dienen dazu, dass psychedelische Wirkungen den Menschen verwirren, sodass hier auf der einen Seite ein Albtraum erfahren wird, auf der anderen Seite aber auch eine Wehrlosigkeit initiiert wird, sodass man sich gegen die Vergiftung nicht wehren kann. Doch auch Stoffe wie Levodopa, Calciumoxalat-Kristalle, in Zusammenhang mit Saponinen, Glykoside und Alkaloide, meist vom Dieffenbachie (Dieffenbachia seguine) genommen, oder auch ein klassisches Juckpulver, welches von der Juckbohne, Mucuna pruriens, genommen wird, finden hier Verwendung, eben eine Reizung auszuführen, sodass die Pulvermischung, durch immenses Kratzen, sich mit dem Blut des Menschen vermengt. Doch auch Stoffe wie Physostigmin (meist von der Kalabarbohne genommen) und letztlich auch Atropin (meist von der „Zombie-Gurke“, dem Stechapfel genommen) tragen dazu bei, dass das berühmte Zombiepulver eine Wirkung hat, die meist tödlich ist.
Wenn man jetzt darauf wartet, dass hier Gramm genaue Zusammensetzungen gegeben werden, dann wird man definitiv enttäuscht werden! Es kann hier keine exakte Aufschlüsselung geben, ab wann dieses Zombiepulver giftig ist, ab wann es nur ein wenig giftig ist, ab wann es einen Menschen physisch und psychisch zerstört, und ab wann man seinen eigenen Zombiesklaven im Keller einschließen kann. Nicht nur, dass der Gesetzgeber hier andere Sichtweisen hat, wenn es darum geht, wilde Giftmischungen zu veröffentlichen, die man auch haargenau dann nachvollziehen kann, nein, auch die Zielsetzungen, warum ich das Kapitel überhaupt erschaffen habe, steht dem im Weg. Es geht hier um Aufklärung, es geht hier um Sichtweisen, es geht hier um Blickwinkel, sodass man versteht, wie Voodoo agiert, wie das Wissen existiert, und wie komplex die jeweiligen Handhabungen sind. Deswegen habe ich letztlich DAS Zombiepulver, oder auch DAS Voodoopulver schlechthin beschrieben, da man hier eine Schablone findet, welche man auf alle Gebiete anwenden kann. Natürlich geht