Totenwache 2.Teil. Tonda Knorr. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tonda Knorr
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742795571
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lass uns anstoßen.“

      „Nein, ganz im Ernst. Ich weiß nicht…, ich kann dir gar nicht sagen…, man, mir fehlen die Worte. Ich stottere hier rum. Ich könnte heulen vor Glück. Ich weiß nicht, womit ich das verdient habe. Ich…, ich freue mich einfach…“

      „Ist gut, ist ja gut“, unterbrach Frank sie vorsichtig. „Hauptsache es gefällt dir.“

      Sarahs Blick klebte an Franks Gesicht. Sie konnte ihren momentanen Glückszustand einfach nicht in Worte fassen. Und das hatte bei ihr schon was zu bedeuten.

      „Wollen wir jetzt?“

      Frank hielt ihr fragend die Gläser entgegen.

      „Ja, ja, na klar.“

      Ohne ihn aus den Augen zu lassen, nahm sie ihm die Gläser ab und störte sich nicht daran, dass ihr der überschäumende Sekt über die Hand lief. Kein Wort wechselte mehr zwischen ihnen, während sie anstießen, einen Schluck tranken und sich innig küssten.

      „Hallo, darf man stören“, wurden sie aus der unteren Etage aus ihrer trauten Zweisamkeit gerissen. Sarah hauchte Frank noch ein kurzes „danke“ zu, eh sie sich zum Geländer begab um wie eine Herrscherin vom Balkon ihres Palastes auf ihr Reich hinunterzublicken. Da standen sie in Reih und Glied, ihre Eltern, Franzi, Gustav, Sina und Pfarrer Gram und schauten erwartungsvoll zu ihr hoch.

      „Na Kind, sag, gefällt dir das?“

      Gespielt skeptisch wedelte sie mit der Hand.

      „Naja…, geht so, hier und da hätte man…“

      Sie hielt inne. Die Falten auf der Stirn ihres Vaters nahmen schon bedrohliche Züge an und sie wollte ihn nicht weiter auf die Folter spannen. Wie ein kleines Kind hüpfte Sarah die Treppe herunter um ihren Vater um den Hals zu fallen.

      „Danke Papa. Ist echt gut geworden.“

      „Gut? Gut heißt, es geht noch besser.“

      „Oh nein. Besser geht’s nicht.“

      Sie küsste ihrem Vater das Gesicht ab, als hätte sie noch nie die Gelegenheit dazu gehabt.

      „Na nun ist ja gut. Bedank dich bei Frank und Gustav. Ich habe damit…“

      Sarah hielt ihrem Vater behutsam den Mund zu.

      „Hör auf. Ich weiß genau was Frank gemacht hat und was du dazu beigetragen hast.“

      Sarah wandte sich an Gustav um auch ihm um den Hals zu fallen.

      „Langsam, langsam“, versuchte Gustav sich Sarahs überschwänglicher Freude zu erwehren.

      „Na siehst Du, von wegen alter Mann, war doch ein guter Vorschlag von mir, dich hier anzusiedeln. Ich habe schon gewusst, dass ich dich hier brauche. So kann man doch alt werden, oder?“

      „Naja, jünger jeworden bin ick dadurch nich. Außerdem ist alt werden nicht so schlimm. Alt sein ist Kacke.“

      „Ooooh. Mach dir mal keine Sorgen. Dafür pflege ich dich die nächsten hundert Jahre, wenn es sein muss.“

      „Um Jotteswillen, bloß nich nochmal so lange. Det halt ick nich aus und die Welt da draußen och nich.“

      „Man hör auf zu jammern“, unterbrach Sarahs Vater die Gefühlsduseleien von Gustav. „Lasst uns noch was trinken, wir wollen dann bald los. Macht einen ja ganz verrückt, soviel Dorfidylle.“

      Während sich alle Beteiligten langsam dazu aufmachten die Scheune zu verlassen, klingelte Sarahs Handy. Ein kurzer Blick aufs Display versetzte Sarah in Erstaunen.

      „Kuntz?“

      Ihr fragender Blick wandte sich an Frank, der mit ihr stehen blieb.

      „Kuntz…, Kuntz ruft mich auf dem Handy an. Weißt du was?“

      Frank reagierte nicht, nahm aber war, wie sich in Sarahs Gesicht eine Freude breitmachte, die der Freude über die neue Scheune noch um ein Vielfaches übertraf.

      „Jetzt ist es soweit.“

      „Was?“

      „Warte. Ich geh erst mal ran.“

      „Fender.“

      „Hallo Sarah. Na wie geht es dir?“

      „Sag du es mir.“

      „Gefällt dir die Scheune?“

      „Die Scheune? Du weißt…? Die Scheune ist der Hammer. Deshalb rufst du an?“

      „Na ja, wenn einer meiner besten Polizisten auf einmal mit Schwielen an den Händen rumläuft, muss man doch wenigstens fragen, ob es sich gelohnt hat.“

      „Oh ja, absolut geil. Ich meine schön, toll, super…“

      „Ja, ja, ich habe schon verstanden was du meinst. So alt bin ich ja nun auch noch nicht.“

      Während Sarah dem Polizeidirektor zuhörte wackelte sie ungeduldig mit dem Kopf.

      „Nun sag schon, warum rufst du wirklich an?“

      Sarah merkte nicht, wie Frank sie skeptisch anschaute. Auch Herbert stand nicht unweit von ihnen und beobachtete die Beiden. Unbehagen machte sich in ihm breit.

      „Hat Frank dir nichts gesagt? Ich brauche deine Hilfe.“

      „Meine Hilfe? Du bist der Chef? Jederzeit.“

      Am anderen Ende der Leitung kehrte Ruhe ein.

      „Bernhard? Bist du noch da?“

      „Ja, ja, wie schon gesagt, ich brauche deine Hilfe. Hättest du Zeit vorbeizukommen?“

      Sarah verstand nicht. Sie konnte mit der Art und Weise der Fragestellung nichts anfangen.

      „Na klar. Das weißt du doch. Wenn einer weiß, dass ich Zeit habe, dann du. Jederzeit.“

      „Sarah! Hör dir doch erst mal an worum es geht.“

      „Morgen. Ist dir morgen recht?“

      „Sarah…, morgen…, ja gut, dann komm morgen vorbei. Mittags am besten. Aber Sarah…“

      Noch bevor Kuntz den Satz vollenden konnte, knallte Sarah ihm ein „ja gut, morgen Mittag“ entgegen und klappte das Handy voller Enthusiasmus zu.

      „Oh, jetzt habe ich ihn abgewürgt.“

      Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie Frank an.

      „Frank! Heute ist mein Glückstag. Ich glaube wir sind bald wieder Kollegen.“

      „Was? Ist das jetzt gut oder schlecht?“

      „Quatsch ist das“, brabbelte Gustav beim Weggehen vor sich hin.

      „Ich soll morgen zu Kuntz und du fährst mich hin…“

      Sarah unterbrach ihren Redefluss, kniff die Augen zu und zeigte mahnend mit dem Finger auf Frank.

      „Du hast das gewusst.“

      „Was?“

      „Du wolltest mich überraschen.“

      „Womit?“

      „Kuntz ist davon ausgegangen, dass du mir schon Bescheid gesagt hast. Hast du aber nicht. Du wolltest mich überraschen.“

      Sarah näherte sich Frank. Nahm seinen Kopf zwischen die Hände und küsste ihn.

      „Du weißt, wie man es machen muss. Nicht alle Überraschungen auf einmal, sondern eine nach der anderen…“

      „Wovon redest du?“, unterbrach Frank sie.

      „Na was kann Kuntz schon von mir wollen. Er lässt mich wieder in den Polizeidienst. Hat ja lange genug gedauert. Die ganzen Tests, die Untersuchungen, die neuen Gutachten. Jetzt wird auch er es kapiert haben, dass ich bereit bin.“

      „Und was ist mit deinen Schwindelanfällen?“