Rawanni und die Mafiosi. Emma Baro. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Emma Baro
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844288339
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Gastaldi und Trifone das Restaurant betraten und gingen wieder zusammen mit ihnen, saßen aber jedes Mal abseits an einem Tisch und redeten nie mit den dreien, blieben wie unsichtbare Schatten. Es waren offenbar ihre Leibwächter.

      "Nun ja, sie sind sehr mächtig und schrecken auch vor Waffengebrauch nicht zurück. Gerade dieser Aldo ist ein Hitzkopf, jung und ungestüm. Er hat schon jemanden umgelegt. Ist es denn so schlimm, wenn er dich anfasst?"

      Rawannis Augen funkelten ihn böse an. "Und ob. Niemand darf das ohne meine Zustimmung tun. Marcy stört das vielleicht nicht, mich schon, Manolo. Es ist besser ich gehe, wenn du so etwas von mir verlangst."

      "Nein, nein", beschwichtigte er schnell, "du bist meine beste Kraft."

      "Ich bin nicht besser als die anderen."

      "Aber du siehst besser aus", sagte er einschmeichelnd, "und seit du hier bist, läuft das Geschäft noch besser. Die Gäste lieben dich." Er lächelte sie erwartungsvoll an.

      Sie lächelte ebenfalls. "Danke für dein Kompliment, Manolo. Also gut, ich bleibe und hoffe, es gibt mit diesem Aldo keinen weiteren Ärger."

      "Ich rede mit seinem Vater."

      Rawanni blieb trotzdem besorgt. Sie hatte Aldo vor aller Augen bloßgestellt und blamiert. Sein Ego war verletzt worden. Ein Typ wie Aldo würde das nicht so einfach hinnehmen. Außerdem hatten dieser Zwischenfall und auch Manolos Reaktion ihre Vermutung bestärkt, dass diese Männer nicht ganz so ehrenwert waren, wie sie sich gaben. Nun ja, Leibwächter hatten reiche Geschäftsleute öfters, aber diese waren zu schnell bereit gewesen die Waffe einzusetzen. Sie zu packen und von Aldo wegzuziehen hätte doch genügt. Und Aldo hatte also bereits jemanden getötet. Warum war er dann noch auf freiem Fuß und wieso wusste Manolo davon? Das alles war doch sehr merkwürdig und in ihrem Magen machte sich ein nervöses Kribbeln breit. Marcys Worte drangen wieder verstärkt in ihr Gedächtnis.

      Sie ging zurück an den Tisch der drei, um das Geschirr abzuräumen. Aldo war nicht mehr da, sein Teller stand noch unberührt auf dem Tisch. Auch einer der Leibwächter fehlte.

      "Ich möchte mich für mein Verhalten entschuldigen", sagte sie, um die Wogen zu glätten.

      "Du brauchst dich nicht zu entschuldigen", entgegnete Gastaldi, ohne ihr irgendwelche Vorhaltungen zu machen und verblüffte sie damit nun doch. "Mein Sohn ist ein Idiot. Es geschieht ihm recht, er hatte eine Abreibung verdient. Ständig ist er hinter irgendeinem Rock her. Mach dir also keine Gedanken darüber." Er lächelte wohlwollend.

      Scallini war aufgestanden und legte ihr den Arm um die Schulter. "Alle Achtung, du hast Schneid bewiesen. Ich kenne niemanden, der Aldo auf diese Weise zurechtgestutzt hätte. Du hast unser aller Hochachtung verdient."

      Rawanni war sprachlos. Diese Männer zollten ihr tatsächlich Respekt — nur weil sie Gewalt angewendet hatte? War Gewalt für sie etwa das Tor zu Verständnis und Anerkennung? War es ein Beweis dafür, dass sie es tatsächlich mit Gangstern zu tun hatte?

      Nach Schließung des Restaurants räumte Rawanni noch auf. Sie war die Einzige, die hier schlief und daher meistens auch immer die Letzte, die alle Türen verschloss. Die anderen Kollegen waren bereits nach Hause gegangen, nur Manolo saß noch im Büro und erledigte den lästigen Papierkram.

      Sie ging durch die Küche zum Hinterausgang, um die Mülleimer in die Container zu entleeren, was sonst gewöhnlich die Reinigungskräfte, die am Vormittag kamen, erledigten, aber es machte ihr nichts aus, diese Aufgabe zu übernehmen. Nur Arbeit lenkte sie von ihren Gedanken an Luke ab, die immer wieder hochkamen, wenn sie allein auf ihrem Zimmer war. Schmerz und Trauer überfielen sie dann so heftig wie am ersten Tag nach seinem Tod.

      Sie wollte gerade die Hintertür abschließen, als diese plötzlich aufgestoßen wurde. Sie strauchelte und wäre beinahe gestürzt, konnte sich aber gerade noch fangen. Aldo stand vor ihr, er roch nach Alkohol.

      "Was willst du?", fragte sie ruhig. In seinen Augen las sie Lust auf Gewalt.

      "Du bist jetzt dran, mein Täubchen." Seine Stimme klang ungewöhnlich fest und klar, obwohl er einiges getrunken haben musste. Seine Absicht schien ihn wieder nüchtern werden zu lassen. Geschickt wirbelte er ein Springmesser in der Hand und ließ die Klinge herausschnellen. "Du wirst mich nicht noch einmal auf diese Weise behandeln, Süße."

      Rawanni wich zurück. Wie sollte sie ihn ohne Gewaltanwendung aufhalten? "Ich entschuldige mich, Aldo. Es war nicht in Ordnung, was ich getan habe."

      "Ach, jetzt kuschst du. Hast wohl Angst, was?" Aldo grinste überlegen und kam näher.

      "Nein, ich habe keine Angst", erklärte sie mit fester Stimme, "ich will dich nur davor bewahren, etwas Unbedachtes zu tun. Du könntest dich damit selbst ins Unglück stürzen."

      Aldo lachte lauthals und schwankte beim Näherkommen gegen einen Schrank. "Haha, du willst mich vor Unglück bewahren? Dass ich nicht lache. Du solltest besser mit deinem Leben abschließen."

      "Du willst mich töten?" Sie wich weiter zurück.

      "Ich werde dich aufschlitzen und in deinem Blut baden, aber zuvor werde ich dich durchficken." Seine Augen funkelten irre. Er lachte heiser und stürzte sich auf sie.

      Sie griff nach einer Bratpfanne, die über dem Küchenblock mitten im Raum baumelte, und wie mit einem Tennisschläger schlug sie ihm das Messer aus der Hand. Als er danach greifen wollte, traf der zweite Schlag sein Ohr.

      Er taumelte benommen gegen den Tresen und sah sie wutschnaubend an.

      Rawanni wollte ihn nicht verletzen. "Hör auf!", versuchte sie ihn aufzuhalten. "Du wirst den Zorn deines Vaters auf dich ziehen."

      Aber diese Aussicht beeindruckte ihn nicht im Mindesten. "Mein Alter? Der ist mir doch scheißegal und ihn interessiert es auch nicht, was ich mache." Aldo schnappte sich eines der Küchenmesser aus dem Messerblock. "Du entkommst mir nicht."

      "Du wirst den Kürzeren ziehen, Aldo. Leg das Messer auf den Tisch und geh einfach."

      "Du glaubst im Ernst, du bist mir gewachsen?" Er lachte wieder grell auf, warf das Messer lässig von einer Hand in die andere und schritt in leicht vorgebeugter Haltung weiter auf sie zu, während sie zurückwich.

      Sie erkannte, dass Aldo Lust aufs Töten hatte. Er war ein Psychopath. Worte würden ihn nicht abhalten. Es war doch immer dasselbe. Wie oft hatte sie sich in einer ähnlichen Situation befunden und jedes Mal konnte sie ihren Gegner nicht durch Worte dazu bewegen aufzugeben. Musste es denn jedes Mal mit Gewalt enden?

      Mit einem Satz sprang er auf sie zu. Behände wich sie zur Seite aus und verpasste ihm mit der Bratpfanne einen Schlag auf den Hinterkopf. Diesmal ließ sie ihm keine Zeit zum verschnaufen. Sie warf die Pfanne beiseite und trat mit dem Fuß gegen seinen Brustkorb. Als er sich umdrehte, wirbelte sie herum und nahm mit dem Bein noch einmal Schwung. Er taumelte keuchend, das Messer fiel auf den Boden. In einem wahren Trommelfeuer schlug sie auf ihn ein. Blut rann ihm aus der Nase. Sie nahm keine Rücksicht, denn jetzt stand ihr Leben auf dem Spiel. Sie hörte erst auf, als er bewusstlos an der Wand herunterrutschte.

      Manolo stand plötzlich in der Tür. "Mein Gott", rief er entsetzt und sein Blick fiel auf Rawanni, dann auf Aldo und wieder zurück zu ihr. "Ich habe das Poltern gehört, was ist denn passiert?" Er entdeckte das Messer auf dem Boden und hob es auf. "Hat er dich damit angegriffen?"

      "Ja. Er wollte mich töten."

      Manolo kniete neben Aldo und drehte seinen Kopf. "Na, diesmal hat er sich wohl den falschen Gegner ausgesucht." Er wandte sich zu ihr. "Bist du in Ordnung?"

      "Ja, er hat mich nicht erwischt."

      "Dann werde ich mal seinen Vater anrufen. Der wird nicht gerade erfreut sein."

      Manolo eilte in sein Büro und kam gleich nach dem Gespräch wieder zurück in die Küche. Gastaldi war unterwegs.

      Aldo wachte wieder auf. Er stöhnte und hielt sich den Kopf. Als er Rawanni sah, wollte er gleich wieder aufspringen, doch Manolo hielt ihn mit festem Griff am Boden.

      "Ganz ruhig, Aldo."

      "Verdammtes