So ist es auch nicht immer klar und deutlich zu verifizieren, dass eine Religion irgendetwas Heiliges besitzt. Manche Religionen beziehen sich darauf, etwas Heiliges zu besitzen, zu erfinden oder auch zu forcieren. Andere Religionen beziehen sich darauf, dass es um eine Veränderung geht, um eine Evolution, möglicherweise eine Revolution und auch um eine Transzendenz. Hierbei ist es für einzelne Mitglieder der verschiedenen Religionen immer hilfreich, wenn sie entsprechende Brennpunkte haben, die man als Menschen definieren kann, die irgendwelche besonderen Titel tragen. Doch diese Menschen benötigt niemand. Religion ist etwas absolut Individuelles und jeder Mensch hat seine eigene, einzigartige Religion. Wenn man über dieses Thema mit Priestern, Propheten, Geistlichen, Schamanen, Magiern, Druiden, Hexen, oder anderen Menschen diskutiert, wird man sehr unterschiedliche Sichtweisen finden. Perfekt! Denn genau darum geht es. Unterschiedliche Sichtweisen belegen, dass es um Individualität geht. Leider wird dies in den Massenreligionen wieder und wieder vernachlässigt, es wird sogar dagegen gearbeitet, sodass hier fixe Dogmen erstellt werden, um das freiheitliche Denken zu zerstören. Daher ist es leider eine unumstößliche Tatsache, dass eine Religion, letztlich sogar jede Religion, die Wertvorstellungen von den einzelnen Menschen beeinflussen können. Ob diese Beeinflussung positiv oder negativ ist, ist in diesem Kontext irrelevant. Beeinflussung bedeutet jedoch immer, dass die Individualität geschmälert wird. Stück für Stück wird von einer individuellen Religiosität zu einer kollektiven Religiosität gewandert, wobei diese Wanderung sehr oft mit Gewalt – im geistigen und im körperlichen Sinne – vollzogen wird. Damals wie heute ist die Religion ein sehr kontroverses Thema, ein sehr polarisierendes Thema, ein Thema, welches unlösbar mit der Menschheit verbunden ist. Diese unlösbaren Verbindungen beziehen sich unter anderem darauf, dass das menschliche Denken entsprechende Regulierungen besitzt und durch die Strukturierung einer Religion unterworfen wird. Hierdurch werden natürlich universale Elemente ausformuliert, die in allen Kulturen und Religionen zu finden sind. Es gibt verschiedene existenzielle Fäden, die das Gebilde „Religion“ zusammenhalten. Doch was wäre, wenn man beginnt einzelne Fäden herauszuziehen? Das Konstrukt würde sich lösen! Und wenn sich ein solches Konstrukt löst, taucht man mehr und mehr in den Bereich der Magie ein, da die Magie etwas absolut Individuelles ist, und die Definition von Magie lautet: MAGIE IST! Alles ist Magie, jeder muss für sich selbst die Magie definieren, da die Magie ein lebendiges System ist, welches sich permanent in einem existenziellen Fluss befindet.
Das Problem mit der Magie ist in diesem Kontext jedoch, dass eine Sinnfindung, eine Lebenserklärung, die Frage nach dem „Warum-Überhaupt-Existenz“, sehr weit weg von der Religion führt. Die Religionen der Welt bieten hier zum Teil sehr einfache Erklärungen, sie bieten die Möglichkeit Wünsche, die primär dem Ego entspringen, zu erfüllen und einen moralischen und ethischen Kompass zu erschaffen, wobei hier natürlich die einzelne Religion stets DEN EINEN und DEN RICHTIGEN Kompass besitzt - natürlich als einzige Religion! Doch da Religionen letztendlich auch auf philosophischen Pfeilern stehen, wie auch auf politischen Pfeilern, ist es nicht immer einfach, hier die Religiosität der Menschen zu erfassen. Es gibt natürlich unendlich viele Überschneidungen, sodass man hier wieder die verschiedenen Fäden sehen kann, die ein großes Ganzes bilden und letztlich auch weben. Daher ist es auch immer wieder wichtig, dass man einen gesunden Zweifel besitzt, eine Widerspenstigkeit, den Hang zur Rebellion und zur Auflehnung. Es ist hinderlich, wenn man eine Frömmigkeit besitzt, die viel eher einer Gottesfurcht gleicht, da das jeweilige göttliche Prinzip offensichtlich zu fürchten ist. Nun, wenn man sich darauf verständigen will, dass die Naturgewalten auch als Götter gesehen wurden, dass das Meer Menschen ohne weiteres töten kann, genauso wie auch die Berge, die Stürme, die Brände, oder eben auch andere archetypische Darstellungen, die man in der Natur finden kann, ist es natürlich berechtigt, dass man hier eine gewisse „Gottesfurcht“ ausbildet. Doch wenn man von diesen äußerlichen, rein physischen Bedenken befreit ist, da man ganz einfach ein sicheres Leben führt, ein physisch gehütetes Leben, wird es sehr spannend, wenn man anfängt geistig mit diesen göttlichen Prinzipien zu agieren. Ist es eigentlich wichtig, dass auch hier eine Gottesfurcht existiert? Viele Religionen werden diese Frage mit „JA!“ beantworten, wohingegen die Magie sehr oft mit einem „NEIN!“ oder mit einem „kommt auf den Gott, auf die Göttin, auf die Entität, auf die Energie an, ob man sich hier in Acht nehmen muss oder sogar fürchten muss“ antworten wird. Wenn man sich aus diesem Blickwinkel noch einmal die wortwörtliche Bedeutung des Begriffes „Religion“ anschauen will, ist es sicherlich vertretbar, wenn es hier um eine „gewissenhafte Aufmerksamkeit“ oder auch um eine „Berücksichtigung / Hinsicht / Sorgfalt“ geht - wer will schon ein omnipotentes Prinzip verärgern?!? Doch vielleicht geht es bei einer Religion viel eher darum, dass man eine Rückbesinnung macht, eine Rückbesinnung auf die eigene Herkunft, auf den eigenen Ursprung, auf die eigene Quelle, auf die eigene Sache, auf das eigene Ding, auf das eigene Vorhaben, auf die eigenen Lebensaufgaben und auch auf die eigene Existenzaufgabe!
Wenn dies so wäre, müsste der Glaube so schnell wie möglich über Bord geworfen werden, sodass der Glaube durch Erkenntnis, durch Gewissheit, durch Weisheit, aber auch durch Wissen ersetzt werden würde. In diesem Kontext würden auch die jeweiligen Bereiche einer menschlichen Ethik und einer menschlichen Moral überflüssig sein, da verstanden werden würde, dass Ethik und Moral von der jeweiligen Kultur definiert werden, und in Bezug auf die gesamte Menschheitsgeschichte nur für Sekunden existieren, um sich dann wieder zu verändern. So würden Ethik, Moral und Religion durch Wissen, Weisheit, Gewissheit, Erkenntnis, Evolutionsbewusstsein und Transzendenz erfüllt und ersetzt werden. Wenn dies der Fall wäre, bräuchte der einzelne Mensch keine fremde Orientierung mehr. Die Orientierung wird aus dem eigenen Inneren kommen, sodass in diesem Kontext die Religion überflüssig wäre. Dies würde auch die Frage erübrigen, WO der Mensch herkommt, WO der Mensch nach seinem Ableben hingeht, WAS mit dem physischen und dem psychischen Fragment des Menschen geschehen wird, und welche Lebensaufgaben vorherrschen, warum also dieses Leben gelebt werden soll. Selbst alle Schöpfungsmythen, wie die Erde entstanden ist, wie das Land entstanden ist, das Wasser, die Luft, das Feuer, der Geist, wie das Universum entstanden ist, die Existenz entstanden ist, all dies wäre irrelevant bzw. würde anerkannt und verstanden werden, da man sich selbst diese Antwort geben kann, und mit der Antwort auch vollkommen zufrieden und in Harmonie koexistieren kann. Eine Koexistenz bedeutet in diesem Zusammenhang natürlich auch immer, dass Polaritäten und Dualitäten entweder akzeptiert oder vollkommen verstanden werden, sodass es nicht mehr um die Frage gehen würde, „was ist gut, was ist böse, was ist erlaubt und was ist verboten?“, da man auch hier die Antworten in seinem Inneren besitzt, sodass sich überhaupt diese Fragen nicht stellen. Selbst die Ziele im Leben wären bekannt, sodass man seinen eigenen Weg und Werdegang, im existenziellen, im kosmischen, im magischen und im individuellen Sinne voll und ganz beschreiben kann!
Natürlich kann der Umstand einer Religion eine gewisse Sicherheit erzeugen, eine Sicherheit, die der einzelne Mensch wahrlich zum Überleben braucht. Es geht hierbei um Orientierung, es geht um eine Befriedigung von Bedürfnissen, die so konzipiert sind, dass Beistand, Stabilität, Unterstützung und Dauerhaftigkeit geboten werden, sodass hier auf der einen Seite ein Fundament erschaffen wird, auf der anderen Seite aber auch ein sicherer Platz, ein Refugium, eine Herberge, sodass man sich hier vollkommen zurückziehen kann. Natürlich bietet dies Sicherheit, gerade dann, wenn man in einer Lebenskrise steckt, die man auch mit einer Lebensangst vergleichen kann. Gerade bei existentiellen Ängsten bietet eine Religion Sicherheit.
Gleichzeitig stellt eine Religion aber auch immer eine Gruppenenergie zur Verfügung, sodass in diesem Kontext auch Schutz und Trost generiert werden können, wodurch der einzelne, der möglicherweise in seinen eigenen Augen schwach ist, absolut gestärkt wird, da die Gruppe immer stärker ist als der einzelne Mensch. Wenn man dies auf die Magie münzen will, dann würde dies bedeuten, dass eine magische Arbeit, die