Wolle ............ = 100
Waschleder . . . . = 100-5
Seide ..... ... =102.5
Baumwolle ....= 101 Leinwand ...... = 102
Auch die Farbe der Zeuge hat keinen wesentlichen Einfluss auf die Abstrahlung der Wärme, wir verlieren auf diesem Wege durch einen schwarzen Rock nicht mehr und nicht weniger Wärme, als durch einen weißen oder blauen.
1) S. Anhang.
Anders verhält es sich bei der Aufnahme der sogenannten leuchtenden Wärme, bei den Wärmestrahlen, welche von leuchtenden Körpern, wie von der Sonne oder von Flammen, ausgehen; da zeigen sich Unterschiede, die zwar bei den verschiedenen Kleidungsstoffen von gleicher Farbe auch nicht sehr erheblich sind, die aber groß werden bei verschiedenen Farben. Für weiße oder überhaupt gleichfarbige Zeuge ergaben sich folgende Verhältniszahlen:
Baumwolle . . . 100
Leinen ..... 98
Flanell . ....102
Seidenzeug . . . 108 Bei verschieden gefärbten Shirting aber wurden folgende Verhältniszahlen gefunden:
weiß. ..... 100
blass schwefelgelb 102
dunkelgelb ... 140
hellgrün... 155
dunkelgrün . . . 168
türkischrot . . . 165
hellblau... 198
schwarz .... 20
Wir ersehen daraus, was wir selbst schon oft wahrgenommen, dass im Sommer die Sonne, wenn sie uns bescheint, am wärmsten macht, wenn wir schwarz, am wenigsten warm, wenn wir weiß gekleidet sind. Das Auffallendste ist eigentlich, dass mit Ausnahme von Blassschwefelgelb jede Farbe die Absorption der leuchtenden Wärmestrahlen beträchtlich steigert, und dass Blau in dieser Hinsicht nicht viel weniger tut, als Schwarz. Sobald wir aber im Schatten sind oder unter einem Schirme, ist fast kein Unterschied mehr.
Wenn wir beim Wärmeverlust des bekleideten Menschen zunächst nur die Verluste durch Strahlung ins Auge fassen, und die beiden anderen Wege vorläufig unberücksichtigt lassen, so müssen wir uns noch fragen, um wie viel der Wärmeabfluss durch Strahlung verlangsamt wird, je nachdem die Wärme von der Oberfläche des Bekleideten durch mehrere Schichten von Zeugen hindurch zu wandern hat, ehe sie wieder von dem obersten ausstrahlen kann? Es ist das eigentlich die Frage nach der Wärmeleitungsfähigkeit der Stoffe und Zeuge.
Es ist bemerkenswert und ein deutliches Zeichen, wie wenig man bisher die Hygiene vom Standpunkte der exakten Wissenschaften aufgefasst hat, dass über diese Frage noch so wenig experimentiert ist. Man kennt die Wärmeleitungsverhältnisse der verschiedenen Metalle, verschiedener Mineralien und chemischer Verbindungen, von Silber, Kupfer, Eisen, Kalkspat, Bleiweiß, Kohle u. s. w., – aber nicht von Wolle, Leinwand oder Leder. Wir sprechen zwar allgemein davon, dass wir uns der Kleider als schlechter Wärmeleiter bedienen, aber die einzige Versuchsreihe, welche mir darüber bekannt ist, widerspricht unseren landläufigen Vorstellungen ganz entschieden. Krieger hat bestimmt, wie viel Wärme ein mit warmem Wasser gefüllter Blechzylinder in einer bestimmten Zeit weniger verliert, wenn er mit enganliegender einfacher oder doppelter Schicht umwickelt ist. Da der Verlust durch Strahlung in beiden Fällen gleich bleibt, so muss bei doppelter Umhüllung der sich ergebende Unterschied ein Ausdruck für die Verzögerung des Wärmeverlustes durch Leitung sein. Da haben nun verschiedene Zeuge überraschend kleine Unterschiede gegeben. Die folgenden Zahlen geben an, um wie viele Prozente durch straff angezogene Zeuge weniger Wärme abfließt, wenn sie in doppelter Schicht liegen, als wenn sie einfach sind. Eine Hemmung des Wärmeabflusses wird erzeugt durch
doppeltes dünnes Seidenzeug um · 3
Guttapercha .......... 4
Shirting. .........
feine Leinwand ..........
dickeres Seidenzeug ....... 6
dickere hausgemachte Leinwand . . 9
Waschleder. .......... 10 bis 12
Flanell. ............ 14
Sommerbockskin ........ 12
Winterbockskin . ........ 16 bis 26
Doppelstoff. .......... 25 bis 31
Prozent, d. h. wenn durch einfaches dünnes Seidenzeug 100 Wärmeeinheiten abfließen, so fließen durch dasselbe Zeug in doppelter
Schicht 97 ab u. s. w.
Mit diesen Versuchen ist allerdings die ganze Frage der Wärmeleitung der Kleidungsstoffe noch lange nicht erschöpft, aber eins geht unzweideutig schon aus diesen Zahlen hervor, nämlich dass nicht die Substanz und ihr Gewicht, sondern ihre Form und ihr Volumen die Hauptunterschiede bedingt. Dünnes Seidenzeug und dickes Seidenzeug, feine Leinwand und grobe Leinwand sind dieselbe Substanz, und gleiche Flächen auch im Gewicht nicht so verschieden, als sie durch verschiedene Leitung den Wärmeabfluss hemmen, der bei doppelter Zeugschicht noch nicht 10 Prozent weniger, als bei einfacher Schicht beträgt.
Es lässt sich ferner beweisen, dass man wirklich bei ganz gleichbleibender Substanz des Stoffes und bei unverändertem Gewichte desselben große Änderungen im Wärmeabfluss durch bloße Veränderung der Form und des Volums eines und desselben Stoffes erzielen kann. Bekleidet man einen mit warmem Wasser gefüllten Versuchszylinder mit gewöhnlicher Watte und beobachtet an dem eingesenkten Thermometer die Abnahme der Temperatur, so ergibt sich ein gewaltiger Unterschied, sobald man die nämliche Watte fest zusammen- oder plattdrückt, wodurch man bloß ihr Volumen verkleinert, ohne das Geringste am Gewicht zu ändern. Da steigert sich der Wärmeabfluss um 40 Prozent. Das ist auch die Erklärung der Allen bekannten Tatsache, dass ein wattiertes Kleidungsstück im neuen Zustande uns wärmer erscheint, als wenn es abgetragen ist. Die Menge der Watte bleibt sich ganz gleich, nur ihre Elastizität, ihr Volumen ändert sich beim Tragen.
Diese Beobachtung führt zu einem andern lehrreichen Versuche über den Einfluss doppelter Lagen oder Schichten. Wird nur die erste Schicht straff auf den erwärmten Zylinder gespannt, die zweite Schicht 1/2 oder 1 Zentimeter davon abstehen gelassen, etwa so, wie wir bequem anliegende Kleider tragen, so verlangsamt unter diesen Umständen eine zweite Schicht den Wärmeabfluss sehr beträchtlich. Nach Abzug des Betrages für die Leitung beträgt die Hemmung durch die zweite Gewandschicht für verschiedene Zeuge nahezu gleich viel, aber bei allen beträchtlich viel,
bei Leinwand eine Verlangsamung von
32 %.
Shirting
33 %
Seide
Flanell
: 29 %
, Waschleder
, 30% Guttaperchatuch.
Hieraus folgt der wichtige praktische Satz, dass wir uns mit den gleichen Mengen von Stoffen sehr verschieden warm kleiden können, je nachdem wir sie über die Körperteile gespannter oder lockerer tragen. Dafür weiß jeder aus eigener Erfahrung Tausende von Belegen, ich erinnere nur an sehr enge Schuhe und Handschuhe im Winter.
Diese Tatsache bringt mich nun auf eine andere Reihe von Tatsachen, in welchen die Erklärung dafür zu suchen ist, warum Watte wärmer hält, so lange sie elastisch und locker ist, als wenn sie einmal platt gedrückt ist. Es ist das der Luftgehalt der Kleider.
Gewöhnlich fasst man die Kleider als Apparate auf, welche dazu bestimmt sind, die Luft von uns abzuhalten. Diese Auffassung ist ganz falsch, im Gegenteil, wir ertragen keine Kleidung, welche nicht eine beständige Ventilation unserer Körperoberfläche zulässt, ja wenn man die verschiedenen Kleidungsstoffe und Zeuge auf ihre Fähigkeit Luft durchzulassen untersucht, so ergibt sich zum großen Erstaunen, dass gerade die Stoffe , welche uns erfahrungsgemäß am wärmsten kleiden, viel größere Luftmengen durchlassen, als diejenigen, welche wir als kühle Stoffe bezeichnen. Ich habe die Permeabilität mehrerer Zeuge für Luft untersucht,