Der Totenflüsterer. Dietmar Kottisch. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dietmar Kottisch
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847676713
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ist..?“ Sie schaute auf die Uhr, es war kurz nach vier.

      Paul setzte sich im Bett auf und schaute sie an. Nach einigen Minuten sagte er, dass es wieder dieser Traum war.

      Sie legte sich wieder hin. Sie konnte ihm nicht helfen.

      „Spukschloss Seele, Paul, wirklich. Ich kann mir keinen Reim drauf machen.“

      Er schüttelte den Kopf und kratzte sich an der Stirne, rieb sich die Augen.

      „Können wir ins Wohnzimmer gehen?“ fragte er, „…ich muss dir was erzählen.“

      Sie war sofort hellwach und schaute ihn fragend an. Dann nickte sie.

      Beide standen auf und gingen ins Wohnzimmer. Paul zog sein verschwitztes Nachtzeug aus, ging unter die Dusche und zog ein trockenes an. Im Wohnzimmer machte sie Licht an und nahm auf der Couch Platz. Er setzte sich ihr gegenüber, nachdem er sich ein Glas Wasser aus der Küche geholt hatte.

      „Ich wollte dich eigentlich noch nicht damit belästigen, weil ich noch keine Erklärung dafür habe, aber das ist so auffällig und so … so … eigenartig, dass ich mit dir darüber reden muss.“

      Sie schlug ein Bein übers andere, ihr kurzes Nachthemd rutschte hoch, und er sah ihre nackten Oberschenkel.

      „Der Traum ist nichts Neues, aber was dann immer folgte, hat mir einen Schock versetzt.“

      Sie wartete auf die Fortsetzung, er rieb sich die Stirne.

      „Das erste Mal war es am zwanzigsten Oktober. Ich hatte am Vorabend diesen Traum. Am nächsten Tag spielte ich ein. Ich hörte die Stimme >Mörder Huckepack< …..und im gleichen Augenblick bekam ich wahnsinnige Schmerzen im Rücken … als wenn mir jemand ein Messer hinein gejagt hätte … und dann waren sie plötzlich wieder vorbei …“

      Sie schaute ihn mit großen Augen an.

      „Schmerzen im Rücken?“

      „Als wenn mir jemand ein Messer da rein steckt und es … rumdreht ..“

      Er trank sein Glas aus und schaute sie an.

      „Und sonst hattest du die Schmerzen nie?“

      „Nein. Nur wenn ich diesen Alptraum hatte, dann kam am nächsten Tag bei der Einspielung diese Horror-Stimme und dann die Schmerzen… Ich kapier das nicht.“

      „Und das war nicht einmalig?“

      „Nein. Zuerst am zwanzigsten Oktober, dann wieder am neunten November.“

      „Und du glaubst, wenn du morgen oder heute Abend dein Tonbandgerät einschaltest, kommt diese Stimme wieder .. und die Schmerzen ….?“

      „Ja.“

      „Mörder Huckepack!“ sagte sie. „Vielleicht so ein Spinner im Jenseits. Du sagst selber, dass du manchmal so verrückte Stimmen hörst.“

      „Ja, aber die Schmerzen im Rücken…. Zufall?“

      „Du solltest zuerst mal zum Arzt gehen, Liebling.“

      Er überlegte. Dann sagte er ganz spontan, er möchte es jetzt wissen.

      „Wenn du nichts dagegen hast, werde ich jetzt einspielen. Dann sehe ich ja, was los ist.“

      „Jetzt? Um vier Uhr früh? Übertreibst du nicht?“ Sie schaute ihn mit großen fragenden Augen an.

      „Komm, tu mir den Gefallen und setz dich zu mir ins Arbeitszimmer, bitte.“

      Ein wenig genervt stand sie auf und nickte. Dann gingen sie herunter.

      Sie konnten nicht sehen, wie plötzlich ein paar Krähen heran flogen und sich auf den Mast setzten.

      „Mal was anderes, am frühen Morgen aufstehen und mit den Toten reden. Ob die wohl auch schlafen?“ bemerkte Klara und gähnte.

      „Du musst dir erst mal diese Stimme anhören, Klara,“ sagte er und suchte in seinen Notizen die Bandlaufnummer. „Hier, ich hab sie. Hör zu, aber erschrecke nicht.“

      Sie setzte sich auf den Stuhl. Als sie diese Stimme hörte, zuckte sie zusammen und bekam sofort eine Gänsehaut.

      „Jesses Maria, das hört sich wirklich an, als wäre es Luzifer persönlich. Das muss ja `ne Type sein, vor der selbst die Toten Angst haben.“

      Er nickte, dann bereitete er das Tonband für die Einspielung vor. Sie bekam ein wenig Herzklopfen, als Paul das Radio einschaltete und das Band laufen ließ.

      „ Liebe Freunde … es ist der zwölfte November, morgens vier Uhr. Ich grüße Esther…“

      Da es ein Dialogexperiment war, also eine direkte-Frage-und-Antwort-Kommunikation, warteten sie auf eine Stimme oder ein Geräusch. Sie hörten das gleichmäßige Rauschen und Wabern in den Mittelwellenbereichen. Paul wiederholte seine Ansage.

      „Liebe Freunde, ich grüße Euch. Esther, bist du da?“

      Nur das Ticken der Küchenuhr war zu hören, nichts tat sich. Paul und Klara sahen einander in die Augen.

      „Die schlafen alle …..“ bemerkte sie flüsternd, „…lass uns auch wieder ins ….“

      Dann kam sie.

      Beide starrten auf das Radio, als diese Stimme aus dem Lautsprecher kam, sie wirkte ein wenig verzerrt…. >Mörder – Huckepack<.

      Sie erstarrte, griff nach seiner Hand, da war sie wieder ….>Mörder – Huckepack<.

      Im nächsten Moment zuckte Paul zusammen, riss sich von der Hand los und griff nach hinten, und begann schmerzvoll zu stöhnen.

      Klara sprang auf. „Paul .. Paul … ich hol einen Arzt….!“

      „Nein ….“ schrie er und krümmte sich. Schweiß lief ihm aus den Poren, sein Herz raste. Sie wusste nicht, was sie tun sollte, sie rannte in die Küche, wollte was holen, aber was? Sie hörte, wie er vor Schmerzen stöhnte und sich nach hinten bäumte.

      „Es … ist .. gleich vorbei ……!“

      >Mörder – Huckepack<.

      „Halts Maul,“ schrie sie und wollte mit der Faust auf das Radio schlagen, aber er hielt sie fest.

      >Mörder Huckepack<

      Dann setzte er sich wieder, atmete langsam, wischte sich den Schweiß von der Stirn.

      Der Spuk war vorbei.

      „Oh Gott, das glaub ich nicht. Das träum ich nur. Hau mir eine runter, damit ich wach werde.“

      Klara setzte sich wieder auf den Stuhl. Ihr Nachthemd war hoch gerutscht und Paul musste trotzt dieser unglaublichen Situation grinsen, als er ihre nackten Schenkel erblickte.

      Sie bemerkte seinen lüsternen Blick und schüttelte den Kopf.

      „Aber sonst geht es dir noch gut, oder?“

      Sie holte tief Atem. „Der hat wirklich was gegen dich“, sagte sie, als er auf die Stopp-Taste drückte und das Radio ausschaltete.

      Er saß da und starrte in die Ecke, ließ die Hände seitwärts herunterhängen wie ein Boxer, der in der Pause in der Ecke sitzt. Sie schaute ihn an.

      „Woran bin ich schuld, verdammt noch mal?“ kam es leise zwischen seinen Lippen.

      „Wieso schuld?“

      „Ich hab das Gefühl, als wäre ich an etwas schuld, Klara.“

       12.

      Es war schon nach zehn, als sich die Gesellschaft in Wiesbaden auflöste. Sie verabschiedeten sich, sagten „Gute Nacht“ und „Kommt gut heim“.

      Nur Jochen Brahms, der Arzt aus Büdingen konnte sich die sarkastische Bemerkung nicht ersparen: „Und wer nicht gut heimkommt, den hören wir auf dem