Jörg Meyer-Kossert
Die letzten Jäger des blauen Planeten
vom Untergang des Homo sapiens
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Inhaltsverzeichnis
2 Cleveland (USA), Oktober 2017
5 Inuktalik (Manitoba), Herbst 2017
15 Historisches Protokoll vom Untergang des Homo sapiens
18 Sedna-Island, September 2082
24 Sedna-Island, September 2084
1 Prolog
Nicht Generäle und Könige, nicht Jagdflieger oder Terroristen, nicht Reiche, nicht Wirtschaftsbosse, nicht
Industriemanager und Politiker, nicht Bürgermeister oder Vereinsvorsitzende, nicht
Bundesverdienstkreuzträger, nicht Schauspieler, nicht Ärzte oder Juristen, keine Absolventen aus Oxford oder
Cambridge, keine Geehrten oder Gekürten, nicht Dekorierte oder Honorierte, schon gar nicht Vornehme,
Elegante, Rolexbesitzer oder solche in Designerklamotten, selbst Kardinäle, Rabbiner, Meister und Mullas
werden den blauen Planeten nicht retten können.
Wenn wir diejenigen suchen, die ihn retten könnten, werden wir sie nicht finden.
Denn ihnen fehlen all die Erkennungszeichen, für die unsere Augen heute geöffnet sind.
Alles, was heute wichtig ist, fehlt ihnen.
Alles, wovon du heute gut leben kannst, besitzen sie nicht.
Selbst diejenigen, die ihn retten wollen, werden es nicht schaffen. Die Absicht wird ihnen im Weg sein.
Es bleiben nur wenige übrig, denen es gelingen könnte. Sie sind permanente Stachel in unserem Fleisch. Es sind die letzten Jäger des blauen Planeten.
Von den Menschen sind sie missachtet und verachtet. Nur weil wir ihnen zu wenig Bedeutung beimessen, können sie überleben.
Doch sie sind die einzige Chance für den blauen Planeten gerettet zu werden.
Ja, nur auf die Wenigen, die noch sich selbst gehören, können wir unsere letzte Hoffnung setzen.
2 Cleveland (USA), Oktober 2017
Die Straßen von Cleveland waren verstopft wie sonst nur zur Rushhour. Es gab kein Durchkommen. Malachy hatte das Gefühl, überhaupt nicht vom Fleck zu kommen. Sonst war er eher ein besonnener Autofahrer. Aber heute benutzte er mehr die Hupe als die Bremse. Es kochte in ihm.
Seine blasse Hautfarbe mit den rosigen Backen ließen ihn normalerweise jünger scheinen als es seinen neunzehn Jahren entsprach. Aber der Ärger gab seinem Gesicht jetzt eine erwachsene Note. Man hatte ihm deutlich gemacht, welcher Artikel von ihm für die nächste Ausgabe der Medical Tribune erwartete wurde! Er konnte nicht mehr schreiben, was er für richtig hielt! Auch wenn es die Wahrheit war oder zumindest er sie dafür hielt. Er war nur noch Werkzeug irgendwelcher Interessen.
Sicherlich: Er war Jahrgangsbester in der High-School gewesen. Und auch in der Universität hatte er die Nase ganz vorn gehabt. Aber jetzt könnten sie diesen Artikel genauso gut von irgendeinem Medizinstudenten schreiben lassen, der ein Semester Zytologie gehört hatte.
Ich brauche diesen Job, fuhr er sich selbst an. Seine komfortable Wohnung war nicht gerade preiswert, und auch dieses verdammte Auto kostete eine Menge Geld. Mit dem Zeitungsjob finanzierte er sein ganzes Studium.
Als er endlich seinen Parkplatz erreichte, kam ihm Susan schon entgegen.
„Wo hast du nur gesteckt?“
Seine Temperaturkurve stieg ungehindert weiter an. Auch ihre weichen Lippen änderten daran nicht viel. Im Gegenteil. Er fand einfach kein Ventil, um seine angestaute Wut abzureagieren.
Susan merkte das.
„Was ist los mit dir? Keinen guten Tag gehabt?“
Er kniff die Lippen zusammen und atmete tief durch.
„Ach, bei der Zeitung haben sie Stunk gemacht wegen meines letzten Artikels. Du weißt schon, der über künstliche Befruchtung.“