Medienwissenschaft und Mediendidaktik. Группа авторов. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Группа авторов
Издательство: Bookwire
Серия: Kompendium DaF/DaZ
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783823301448
Скачать книгу
für unterschiedliche Arten des Lernstoffs besser geeignet sind.

      Die vorliegende Lerneinheit geht nun einen Schritt weiter: Sie geht darauf ein, wie die digitalen Medien gezielt zur Unterstützung bestimmter Lernformen eingesetzt werden können. So kann schließlich der funktionale Mehrwert der digitalen Medien ermittelt werden. Die Leitfragen dieser Lerneinheit sind daher: (1) Welche Lernformen können überhaupt mit digitalen Medien gefördert werden? (2) Welches Medium beziehungsweise welche Lernumgebung eignet sich für welche Lernform?

       Lernziele

      In dieser Lerneinheit möchten wir erreichen, dass Sie

       mit unterschiedlichen Lernformen vertraut werden und diese durch den Einsatz von digitalen Medien gezielt unterstützen können;

       verschiedene Kommunikations- und Kooperationswerkzeuge und ihre Funktionen im Unterricht kennenlernen.

      Die vorliegende Lerneinheit basiert auf Suñer, Ferran & Todorova, Dessislava (2015), Mediendidaktik. Anwendungsbaustein 4. In: Roche, Jörg (Hrsg.), Grundlagen und Konzepte des DaF-Unterrichts. München: Goethe-Institut.

      2.1.1 Lernformen im handlungsorientierten Unterricht

      Wenn man von der HandlungsorientierungHandlungsorientierung (handlungsorientierter Unterricht) als übergeordnetem Prinzip der modernen Fremdsprachendidaktik ausgeht (detaillierter siehe Kapitel 5), dann gibt es eine Reihe von Anforderungen, die nach Schulz-Zander & Tulodziecki (2009; vergleiche Roche 2013; Roche, Reher & Simic 2012) beim Einsatz der digitalen Medien erfüllt werden sollten. Handlungsorientiertes Lernen bedarf einer komplexen und bedeutenden Aufgabe als Ausgangspunkt, die klar situiert ist und sich an den Bedürfnissen und Interessen der Lerner orientiert. Dabei sollten stets die Erfahrungswelt und der vorhandene Kenntnisstand der Lerner berücksichtigt werden, denn nur so sind sie imstande, ihre eigenen Erfahrungen in den Lernprozess zu integrieren und damit einen individuellen Zugang zum Lernstoff zu finden. Erst dadurch kann handelndes Lernen motivierend und effizient für den Spracherwerb sein (vergleiche Roche et al. 2012: 33).

      Nicht zu vergessen ist jedoch auch die sozial-interaktionistische Dimension des Lernens: Durch kooperative und kollaborative Prozesse sollte die Ko-Konstruktion von Wissen und die Bedeutungsaushandlung durch Handlungsinteraktionen initiiert werden. Übertragen auf den Spracherwerb bedeutet dies:

      Nicht Subjekt, Objekt oder Akkusativ sind das Thema, sondern der funktionale Gebrauch der Grammatik in der praktischen Sprachanwendung. Die für das Sprachwachstum so wichtige Erprobung und Anwendung, und damit auch die Rückmeldung der Umgebung, stehen im Mittelpunkt. (Roche et al. 2012: 33)

      Schließlich sollten digitale Medien auch den Entwicklungsprozess jedes Lerners unterstützen, indem differenzierte Lernmöglichkeiten und individualisiertes Feedback angeboten werden. All diese Aspekte können nach Schulz-Zander & Tulodziecki (2009) durch die Umsetzung folgender Lernformen erfüllt werden:

       individualisiertes Lernen

       forschendes Lernen

       kollaboratives Lernen

       produktorientiertes Lernen

      2.1.2 Individualisiertes Lernen

      Die Bewältigung komplexer Aufgaben erfordert oft die Kombination verschiedener Wissensbereiche und Kompetenzen. Da aber jeder Lerner ein unterschiedliches Vorwissen mitbringt, besteht in der Regel eine starke Heterogenität im Unterricht, die aber vor allem durch digitale Medien angemessen angesprochen und produktiv genutzt werden kann. Das Angebot differenzierter Lernmöglichkeiten kann den individuellen Entwicklungsprozess unterstützen und somit auch zu einem größeren Erfolg bei der Bewältigung kollaborativer, produktorientierter Aufgaben führen (vergleiche Schulz-Zander & Tulodziecki 2009: 41). Komplexe Lernplattformen bieten deswegen vielfältige Ressourcen, die je nach Bedarf von den Lernern in Anspruch genommen werden können (eventuell nach Abstimmung mit dem Tutor). Diese sind: Aufgabensequenzen, Online-Wörterbücher, Online-Grammatiken, Spracherkennungssysteme, Linksammlungen, Tipps, Lernstrategien und Ähnliches.

      Was die Grammatik angeht, so können zum Beispiel Animationen die für bestimmte Grammatikbereiche relevanten Prinzipien veranschaulichen (vergleiche auch Lerneinheit 1.2). Das zeigt die folgende Abbildung zum Thema Wechselpräpositionen (vergleiche Scheller 2012). Die Kasuswahl Akkusativ beziehungsweise Dativ wird durch das Prinzip der Grenzüberschreitung erklärt.

      Abbildung 2.1:

      Screenshot aus der Animation zum Thema Wechselpräpositionen (granima.de; nach Scheller 2012: 7)

      So ein Grammatikthema kann nach Scheller (2012) folgendermaßen präsentiert werden. In einem ersten Schritt (Aktivierungsphase) schauen sich die Lerner die Animation an, in der die Kasuswahl bei den Präpositionen durch das Prinzip der Überschreitung einer imaginären Grenze erklärt wird (siehe Abbildung 2.1). Dabei versuchen sie das Prinzip der Grenzüberschreitung selbst zu entdecken, das die Kasuswahl des Akkusativs (Grenzüberschreitung: Das Auto fährt auf die Straße.) und des Dativs (keine Grenzüberschreitung: Das Auto fährt auf der Straße.) bestimmt.

      In einem zweiten Schritt (Systematisierungsphase) wird die Entscheidungsstrategie durch besondere Hervorhebung des Prinzips der Grenzüberschreitung sichtbar gemacht. Während der dritten Phase (Exploration) können die Lerner dazu aufgefordert werden, Sätze zu den präsentierten Animationen beziehungsweise Animationen den präsentierten Sätzen zuzuordnen. Das lässt sich medial beispielsweise anhand von drag and drop-Übungen realisieren. Schließlich können die Lerner je nach Bedarf weitere Beispiele zu den Wechselpräpositionen mit ergänzenden Erklärungen kennenlernen (Festigungsphase).

      Individualisiertes Lernenindividualisiertes Lernen kann im Bereich des Wortschatzerwerbs durch Lexika unterstützt werden, die zum Beispiel in Form von Mindmaps den zunehmenden Wortschatz der Lerner darstellen. Auch vorgefertigte Lexika in Form von dynamischen Wörternetzen können als Werkzeuge zur Visualisierung semantischer Relationen genutzt werden, wie zum Beispiel beim VisualThesaurus (siehe Abbildung 2.2).

      Abbildung 2.2:

      Dynamisches Wörternetz am Beispiel des englischen Verbs go (Thinkmap VisualThesaurus; zitiert nach Roche 2008a: 34)

      Der Lerner kann sich durch das gesamte Lexikon klicken und verschiedene Konstellationen durchspielen lassen. Auch kann eine weitere Sprache hinzugefügt werden, so dass eine Art bilinguales Lexikon simuliert wird. Mit all diesen Ressourcen beziehungsweise Komponenten können komplexe Lernplattformen eine Individualisierung des Lernprozesses gewährleisten, indem Inhalte, Tempo, Menge und Ähnliches flexibel an die Bedürfnisse der Lerner angepasst werden können (vergleiche Todorova 2009).

      2.1.3 Forschendes Lernen

      Im Rahmen des handlungsorientierten Unterrichts wird dem forschenden Lernenforschendes Lernen (fallbasiertes Lernen) (auch: fallbasiertes Lernen) eine wichtige Rolle zugeschrieben, und zwar werden dabei komplexe, realitätsnahe Aufgaben bearbeitet und zugleich ein individueller Zugang seitens des Lerners durch Ausprobieren eigener Lösungsansätze ermöglicht (vergleiche problembasiertes Lernen nach Issing 2009 und Zumbach 2003; vergleiche auch Edelmann 2000). Da dieses Ausprobieren und Experimentieren durch sprachliches Handeln stattfindet, können Lerner ihre Lernfortschritte im Spracherwerb am Erfolg ihrer Handlungen testen (Roche et al. 2012). Die digitalen Medien bieten in Bezug auf forschendes Lernen ein großes Potenzial, da sich dadurch höchst komplexe Zusammenhänge und Situationen ohne viel Aufwand (für die Lehrkraft) simulieren lassen. So ist der direkte Zugang zu zahlreichen Datenquellen (Internet oder Datensammlungen) ein hervorragendes Werkzeug für die Recherche und Entwicklung eigener Lösungen (vergleiche Schulz-Zander & Tulodziecki 2009: 42). Virtuelle Szenarien können