Killerrache: Krimi Koffer 9 Romane. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783956178306
Скачать книгу
schüttelte den Kopf und sagte: "Da ist doch nur Wald."

      "Ja, das sehe ich auch!"

      "Warum fragen Sie dann?"

      Wie beiläufig ließ ich die Polizeimarke aus meiner Tasche herausgleiten und legte sie ihm sichtbar auf den Tresen.

      "Ich würde Sie nicht fragen, wenn's nicht wichtig wäre!"

      Seine Glupschaugen traten etwas hervor und man konnte ihm richtig ansehen, wie es in seinem Kopf plötzlich zu arbeiten begann. "Also es gibt da ein paar Bauernhöfe, aber die sind mehr hier unten." Er deutete mit seinem fleischigen Finger auf ein südlich gelegenes Gebiet.

      "Und hier oben?"

      Er schien einen Moment lang nachzudenken, dann nickte er leicht.

      "Es gibt da ein Haus. Ungefähr hier."

      "Mitten im Wald?"

      "Ja. Ein ehemaliges Heuerhaus, das sich ein Architekt ausgebaut hat." Er zuckte mit den Achseln. "Der Architekt lebt allerdings nicht mehr." Der Dicke tickte sich mit dem Zeigefinger der Rechten an die Stirn. "Der Mann war nicht ganz richtig hier oben, hatte Depressionen und so. Am Ende hat er Selbstmord begangen."

      "Wem gehört das Haus heute?"

      "Keine Ahnung." Er zuckte die Achseln. "Würde mich nicht wundern, wenn es leerstünde."

      "Warum das?"

      "Weil es einerseits fast unbezahlbar ist, jedenfalls für Otto Normalverbraucher. Und weil es andererseits ziemlich ungünstig liegt. Wer zieht schon so in die Einsamkeit? Niemand der jeden Tag zur Arbeit muss."

      "Waren Sie schon mal dort?"

      "Ja, ist aber schon ein paar Jahre her."

      "Vielleicht sagen Sie mir, wie man dort hinkommt."

      "Sicher."

      Ich langte zu der Polizeimarke auf dem Tresen und wollte sie wieder in der Hosentasche verschwinden lassen.

      "Kann ich die nochmal sehen?", fragte der Glatzkopf.

      Ich nickte.

      "Sie können sogar draufbeißen, wenn Sie wollen!"

      So genau wollte er es dann aber doch nicht wissen. Er nahm die Marke, sah sie sich an und gab sie mir dann zurück. "Auf Verbrecherjagd?"

      Ich seufzte.

      "Ach, jetzt fällt's mir ein", meinte er dann plötzlich.

      "Was?"

      "Es hat schon mal jemand nach diesem Haus gefragt."

      "Ach, ja?"

      "Ja. Eine Frau."

      "Was wollte sie dort?"

      "Ich habe nicht gefragt. Aber es wäre möglich, dass sie es kaufen oder mieten wollte."

      Ich gab eine ungefähre Beschreibung von Krylkenkos Tochter und fragte ihn, ob die Frau so ausgesehen habe. Er konnte sich nicht exakt erinnern. "Könnte sein, könnte auch nicht sein."

      "Es wäre schön, wenn Sie sich etwas eindeutiger festlegen könnten."

      "Ist das denn wichtig?"

      Ich zuckte die Schultern.

      "Weiß man vorher nie."

      "Tut mir leid."

      "Wann war das denn?"

      "Dass die Frau hier nachgefragt hat? Oh, das ist schon länger her."

      "Wie lange?"

      "Vielleicht zwei Wochen. Ja, mindestens zwei Wochen. Wissen Sie, die Leute kommen und gehen und die meisten wollen irgend etwas wissen. Wo ist der nächste Campingplatz? Wie komme ich zur Autobahn? Und so weiter. Das geht bei mir zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus."

      "Verstehe."

      "Ich würde Ihnen gerne helfen."

      "Hat sich noch jemand nach dem Haus erkundigt?"

      "Nein. Vielleicht bei Willi."

      "Wer ist das?"

      "Willi ist hier, wenn ich nicht hier bin."

      Ich nickte.

      "Schon gut", murmelte ich. "Wie komme ich zu dem Haus?"

      "Fahren Sie so zurück, wie Sie gekommen sind", begann der Glatzkopf dann. "Sie kommen dann irgendwann an ein Kruzifix."

      "Mir ist keins aufgefallen."

      "Kann sein, dass es durch Gestrüpp überwuchert und Ihnen deswegen nicht aufgefallen ist. Wenn Sie jetzt zurückfahren, haben Sie es auf der linken Seite. Sie müssen halt die Augen aufmachen."

      "Gut. Und dann?"

      Er kratzte sich hinter dem linken Ohr und meinte schließlich : "Sie fahren in den Wald hinein. Sie werden denken, dass dort gar kein Weg herführt, geschweige denn eine Straße. Lassen Sie sich nicht beirren. Einfach weiterfahren. Sie kommen dann auf einen Schotterweg. Bei der nächsten Abzweigung rechts ab. Und dann links."

      "Okay", nickte ich.

      "Wenn Ihre Stoßdämpfer hinterher ruiniert sind..."

      "...dann haben Sie hier sicher ein paar Neue, nicht wahr?"

      Er grinste.

      "So ist es."

      Ich hoffte, dass ich auf sein Angebot nicht zurückzukommen brauchte.

      1

      Die Wegbeschreibung des Glatzkopfs war immerhin einigermaßen präzise. Präzise genug, so hoffte ich, um dieses Haus zu finden. Und wenn ich Glück hatte, dann fand ich dort Krylenko. Ich fuhr also zurück und fand schließlich auch das Kruzifix. Es war durch einen überhängenden Baum zu zwei Dritteln verdeckt. Dann quälte ich den BMW über den weichen Waldboden und sah, dass ich offenbar nicht der Erste war, der diesen Weg genommen hatte. Ich stieg kurz aus. Abdrücke mehrerer Reifen waren unterscheidbar. Einige davon schienen mir frisch. Vielleicht war ich also auf der richtigen Spur.

      Ich folgte dem Weg, den der Glatzkopf mir beschrieben hatte. Unterwegs hatte ich zwischendurch schon den Verdacht, mich hoffnungslos verfahren zu haben, aber dann sah ich irgendwann zwischen all den dichten Unterholz einen Schornstein herausragen.

      Ich fuhr den Wagen ein Stück zurück und fuhr ihn seitwärts ins Gebüsch, so dass man ihn nicht sofort sehen konnte. Dann stieg ich aus, nahm die Automatik heraus und entsicherte sie. Ich musste auf der Hut sein. Wenn Krylenko und sein Anhang, sich hier tatsächlich aufhielten,