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Einführung
Wir leben in einer Welt, in der sich alles immer schneller dreht, in der Komplexität und Dynamik weiter zunehmen werden. Viele Menschen sind überwältigt von den vielen Möglichkeiten, fühlen sich durcheinandergewirbelt, verlieren die Orientierung, landen im Hamsterrad oder versinken im Dauerstress. Die Folgen für Lebensqualität und Gesundheit sind immens. Manche wünschen sich, die Welt anhalten zu können, sehnen sich nach mehr Sicherheit und Kontrolle der Rahmenbedingungen. Das kann teilweise auch gelingen. Was aber bei Weitem noch nicht ausgeschöpft ist, ist unsere Selbststeuerung. Wir können lernen, wie wir mit äußeren Bedingungen so umgehen, dass wir unser Leben gesund genießen.
Mentale Intelligenz bedeutet, zu wissen, was sich in unserem Kopf abspielt, zu verstehen, wie wir ticken und wie wir uns gezielt steuern können, und zwar mit der Kraft der Gedanken. Einige Beispiele: Wie wäre es,
wenn wir uns in stressigen Situationen ganz einfach und schnell wieder in einen gelassenen Zustand versetzen könnten?
wenn wir uns in schwierigen Situationen auf Erfolg programmieren könnten?
wenn es zu jedem Zeitpunkt gelänge, sich selbst mit frischer Energie und Konzentration zu versorgen, und dies nur mit der Kraft innerer Bilder?
wenn wir zwischendurch in eine kurze Tiefenentspannung abtauchen könnten?
wenn wir immer mal wieder die Perspektive ändern könnten, um komplexe Sachverhalte besser verstehen und damit lösen zu können?
Ich möchte Sie mit dieser Begrifflichkeit dazu einladen, »intelligent« mit den eigenen mentalen Stärken umzugehen.
Schon während meines Studiums der Psychologie und auch später als Assistentin am Max-Planck-Institut für Psychiatrie (MPIP) in München war ich fasziniert von der Idee, mit meiner Arbeit dazu beizutragen, dass die Menschen fröhlich, fit und gesund ihr Leben gestalten. Bereits damals habe ich Stressanalysen, Stressmanagement-Trainings und Coaching in der Arbeitswelt implementiert. Seit mehr als 20 Jahren habe ich meine Coaching-Werkzeuge immer wieder geprüft und verfeinert sowie neue Methoden in meine Arbeit integriert.
In dieser Zeit haben sich nicht nur das Interesse und die Wertschätzung für diese Themen deutlich verbessert. Dank der intensiven neurobiologischen Forschung lässt sich die Wirkung mentaler Techniken auf Körper, Seele und Geist eindeutig nachweisen. Mit geringem Aufwand, nur mit der Kraft unserer Gedanken und ohne externe Substanzen können wir Einfluss auf unser Wohlergehen und unsere Gesundheit nehmen. Diese Zusammenhänge faszinieren mich.
Ich hatte einen ganz persönlichen Aha-Effekt, der mir die Türen in die Welt mentaler Techniken geöffnet hat. Es gab eine Phase in meinem Leben, da musste ich innerhalb von ein paar Monaten Krankheit und Tod von mir sehr wichtigen Menschen aus meiner Familie verarbeiten. Es waren jedoch nicht nur diese schmerzlichen Verluste, sondern ich war auch bei meiner Arbeit an die Grenzen meiner Belastbarkeit geraten. Ich holte mir professionelle Hilfe.
Neben vielen wichtigen Erkenntnissen kam ich mit einem kleinen Kerl in Kontakt, der eigentlich immer schon auf meiner Schulter saß – meinen Perfektionisten. Ich weiß schon lange, dass dies einer meiner wesentlichen Antreiber ist. Ich hatte auch schon vieles Rationales versucht, um besser mit ihm klarzukommen. Die berühmte 80-20-Formel, die Menschen helfen kann, sich mit 80 Prozent Perfektion zu begnügen und die Energie für die letzten 20 Prozent lieber in andere Aufgaben zu investieren. Ja klar, das ist logisch, aber wäre es nicht doch gut, den Foliensatz noch einmal auf Stimmigkeit der Bildsprache oder Ausrichtung der grafischen Elemente zu überprüfen? Seit ich im Kontakt bin mit dem kleinen Kerl auf meiner Schulter mit überschlagenen Beinen, der frech und munter, kaum spürbar, aber in bestimmten Situationen sehr hörbar ist, gelingt es mir viel besser, meinen Anspruch an Qualität im Zaum zu halten. Wenn ich ihn höre – »meinst du nicht auch, du solltest deine eingerosteten Italienisch-Kenntnisse aufpolieren, damit du dich im nächsten Urlaub besser mit den Einheimischen im Ort austauschen kannst?« –, diskutieren wir das aus. In diesem Fall hat er seine Idee auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Natürlich könnte ich mir auch eine Liste aktueller Themen und Prioritäten machen und würde dann feststellen, dass der Italienisch-Kurs gerade nicht in mein Leben passt. Diese mentale Technik macht aber in jedem Fall mehr Spaß und unterstützt die logischen Argumente. Die neurobiologische Forschung ist darüber hinaus eindeutig. Mentale Bilder dieser Art haben einen positiven Einfluss auf Stoffwechsel, Stimmung und Leistung. Übrigens, wenn er mir zuflüstert, ich solle nochmal die Folien überarbeiten, damit beim Durchblättern der Seiten wirklich alle Grafiken an der gleichen Position erscheinen, schicke ich ihn auch einfach mal weg – »danke für die Idee, aber es reicht, geh in dein Zimmer und ruh dich aus.«
Als wir noch Kinder waren und mit unseren Freunden gespielt haben, gab es sehr vieles, was nur in unserer Fantasie vorhanden war. Abenteuerliche Reisen auf dem Drachenboot oder auf dem Pferderücken oder aufregende Spiele mit Bösewichten, Feen, Hexen und Zauberern. Kinder kennen keine Scheu, wenn es darum geht, vor ihrem inneren Auge in eine andere Welt einzutauchen. Wir als »vernünftige« Erwachsene tun uns manchmal nicht leicht, uns wieder auf mentale Bilderwelten einzulassen.
Machen wir ein kleines Experiment, um die Wirkung mentaler Techniken zu veranschaulichen. Konzentrieren Sie bitte Ihre Aufmerksamkeit auf Ihren rechten Arm, der vielleicht gerade auf einer Stuhllehne liegt. Wenn Sie mit diesem Arm gerade das Buch in der Hand halten, nehmen Sie es bitte in die andere Hand und legen Sie ihn irgendwo locker ab. Stellen Sie sich vor, dass der Arm immer schwerer wird, und denken Sie vor sich hin: »Mein Arm ist ganz schwer.«
Was passiert? Ich vermute, nach kurzer Zeit ist Ihr Arm so schwer, dass Sie Mühe haben, ihn anzuheben. Und das alles, obwohl Sie sich ja nur das Bild eines schweren Arms vor Ihrem geistigen Auge gemalt haben.
Wir nehmen mit der Kraft unserer Gedanken ständig – bewusst und unbewusst – Einfluss auf unser persönliches System.
Mein Anliegen mit diesem Buch ist, Ihnen kurz und kompakt die wesentlichen Hintergrundinformationen zu geben, damit Sie besser verstehen, was in Ihrem Kopf passiert. Alltagsnah und leicht umsetzbar zeige ich Ihnen mentale Werkzeuge, mit denen Sie ganz konkrete Ziele besser erreichen können. Die Checklisten und Notizblätter sind ein Angebot für Sie. Denn Lesen ist das Eine. Mit dem Beschreiben eigener Verhaltensweisen oder Festhalten Ihrer Gedanken schaffen Sie eine persönliche Basis für Ihr Training. Manchmal geht es dabei um Techniken der mentalen Stärke, damit Sie Erfolg haben, wenn es darauf ankommt. Manchmal geht es um die Beeinflussung Ihrer Stimmung, um Kreativität oder Produktivität.