Drei Brüder. Jörg H. Trauboth . Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jörg H. Trauboth
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783939829775
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29. Algerische Wüste

       30. Spanische Küste / Algerien, Felsenstrand

       31. Rakka

       32. Köln

       DER FLUG DER KRANICHE

       33. Remagen

       34. Calw

       35. Rheinland / Berlin

       36. Epilog

       PERSONENVERZEICHNIS

       GLOSSAR

       ANMERKUNGEN

       DANKSAGUNGEN

       LITERATURVERZEICHNIS/-EMPFEHLUNGEN

       ABBILDUNGEN

       Abbildung 1 – Operation Eagle

       Abbildung 2 – Operation Rescue

DREI ELITESOLDATEN

       1.

       Afghanistan

      Seit fünf Stunden schon zieht die Gruppe von sechs Männern durch die dunkle, karge Landschaft des Hindukuschs. Begleitet nur von dem entfernten Heulen eines einsamen Wolfes und einem kalten Wind, den die Männer aber nicht zu spüren scheinen.

      Plötzlich bleibt einer stehen. Marc Anderson, ein Hauptmann aus dem deutschen KSK, dem Kommando Spezialkräfte, hebt die Hand zum Hals. Er flüstert leise, aber bestimmt in sein Kehlkopfmikrofon.

      »George, da liegt sie. Das vordere Flugzeugteil in elf Uhr, das Heck in zwei Uhr.«

      George, der kleine, drahtige Truppführer Navy Seal One aus Ohio, klappt das Nachtsichtglas vom Helm herunter.

      Aus welchen Gründen auch immer war der Kampfjet nicht explodiert. Lediglich die Trümmer schwelten noch etwas.

      »Roger, Jungs, ich informiere Bagram Air Base.«

      »Charlie Force from Echo Force – Over.«

      »Echo Team – Go ahead – Over.«

      »Wir haben den Jet – Suchen die Crew – Over.«

      »Roger Echo Team – Wir warten auf euren Abruf – Over.« So ungewöhnlich es war, die Navy Seals hatten darum gebeten, den deutschen Elitesoldaten Marc Anderson dabei zu haben. Er ist einer der wenigen, die das Gebiet im tiefen, hinteren Afghanistan aus früheren Einsätzen wie kein anderer kennt. Der groß gewachsene, schlanke Soldat aus Calw hatte schon jetzt, mit seinen 27 Jahren, einen geradezu legendären Ruf bei den amerikanischen und britischen Spezialeinheiten. Zusammen mit den Navy Seals hatte er einige Amerikaner hinter den Linien befreit und zurückgeholt, und sich als Leader und Teamplayer ohne jegliche Allüren einen überragenden Ruf erworben.

      Aber Anderson wollte den Job keinesfalls allein erledigen: »Nur, wenn ich meine Kommandobrüder mitnehmen kann«, hatte er in der US Air Base Bagram gesagt, »nur mit Thomas und Tim!«

      »Okay, Marc, akzeptiert!«

      Die Seals wissen genau, was »Band of Brothers« bedeutet. Elitesoldaten in allen Spezialstreitkräften sind nicht einfach Kameraden, sie sind Brüder. Nun, auf der gemeinsamen Suche nach einem verschollenen US-Kampfjet und dessen Besatzung haben die Seals drei deutsche Brüder. Nationalitäten spielen keine Rolle, nur Professionalität und bedingungsloses Vertrauen. Marc sagte auch zu, weil er George in gemeinsamen Einsätzen schätzen lernte.

      Die Echo Force, bestehend aus den US Seals One, Two, Three und den deutschen KSK-Soldaten Marc, Thomas und Tim, war in der Nacht mit Gleitfallschirmen gelandet. Sie hatten sich einen Landeplatz 10.400 Meter von der letzten bekannten Position der F-15E Strike ausgesucht, in der Hoffnung, nicht schon bei Ankunft von den Taliban empfangen zu werden. Es gab keine genauen Koordinaten vom Absturzort. Schlimmer noch, sie hatten bisher kein Ortungssignal der Crew empfangen können. Der Pilot hatte im Tiefflug »No engine – Mayday – Mayday – Bailing out!« gemeldet. Eine kurze Ausschussmeldung, nicht mehr. Offensichtlich war alles sehr schnell gegangen. Vermutlich musste die Besatzung sofort raus, keine Zeit mehr zum Reden. Nach der gelungenen Landung mussten sie über fünf Stunden das auf dreitausend Meter Höhe liegende, in Frage kommende Suchfeld von zwanzig mal zwanzig Kilometern systematisch erkunden.

      Marc war in dem unübersichtlichen und gefährlichen Terrain eine Art Pfadfinder. Die Amerikaner vertrauten ihm vollkommen, und zu Recht, wie sich wieder einmal gezeigt hatte. Er hatte die abgestürzte F-15 in der kürzest möglichen Zeit gefunden, bei Nacht und unentdeckt im feindlichen Gebiet. Sie hatten sich voran gearbeitet, als hätten sie das immer zusammen getan: Marc voraus, Terrain prüfen, Zeichen geben, die anderen fünf folgen, Etappe für Etappe, geduckt, sichernd, leise. In der Stille der Nacht wäre jedes zu laute Wort, jeder Ausrutscher auf dem Geröll ein Geschenk für den Taliban.

      Während George nun die Koordinaten an die wartende amerikanische Eingreiftruppe durchgibt, sucht Marc mit dem Fernglas weiter die Umgebung des Flugzeuges ab. Die F-15 wurde nicht abgeschossen, sondern stürzte wegen technischer Probleme ab. Das schien klar. Aber der Aufschlag musste bis weit in die Berge des Hindukuschs hinein zu hören gewesen sein. Gut möglich, dass die Taliban die Crew bereits gefangen genommen hatte und jetzt die Navy Seals erwarteten. So war das meistens.

      »Thomas, Bericht!«

      »Links sauber!«

      »Tim?«

      »Rechts sauber!«

      Langsam, nach allen Seiten sichernd, bewegt sich das Aufklärungsteam in Richtung der Absturzstelle.

      »Ich übernehme, Marc!«

      »Okay, George, du hast übernommen!«

      George führt nun den Trupp bis auf dreihundert Meter an das Wrack heran. Die Flugzeugnase samt Cockpit steckt wie ein monströser Pfeil im Boden. Krumm, aber erstaunlich intakt. Ausgerechnet dort, wo etwas Erde ist, denkt er.

      »Kannst du jemanden im Cockpit erkennen?«, fragt Marc.

      »Negativ, durch das Glas nicht einsehbar, obwohl das Kabinendach fehlt.«

      »Thomas und Tim – beide zum Wrack und berichten, alle anderen warten hier«, flüstert George ins Kehlkopfmikrofon.

      Die beiden Deutschen setzen sich in Bewegung. Wie Pat und Patachon, denkt Marc. Der große, kräftige, blonde Thomas, ein wandelnder Kleiderschrank, neben ihm der kleine, zähe, durchtrainierte Tim mit seinem geliebten, schwarzen Zauselbart, wie die Afghanen.

      Langsam nähern sie sich von beiden Seiten dem vorderen Teil des Wracks. Gespannt verfolgt die Gruppe die Bewegungen der beiden Deutschen. Es ist absolut ruhig, bis auf diesen