Josef Bill
Und er stellte ein Kind in die Mitte Der Lebenskompass Jesu
Ignatianische Impulse
Herausgegeben von Stefan Kiechle SJ, Willi Lambert SJ
und Martin Müller SJ
Band 63
Ignatianische Impulse gründen in der Spiritualität des Ignatius von Loyola. Diese wird heute von vielen Menschen neu entdeckt.
Ignatianische Impulse greifen aktuelle und existentielle Fragen wie auch umstrittene Themen auf. Weltoffen und konkret, lebensnah und nach vorne gerichtet, gut lesbar und persönlich anregend sprechen sie suchende Menschen an und helfen ihnen, das alltägliche Leben spirituell zu deuten und zu gestalten.
Ignatianische Impulse werden begleitet durch den Jesuitenorden, der von Ignatius gegründet wurde. Ihre Themen orientieren sich an dem, was Jesuiten heute als ihre Leitlinien gewählt haben: Christlicher Glaube – soziale Gerechtigkeit – interreligiöser Dialog – moderne Kultur.
Josef Bill
Und er stellte ein Kind
in die Mitte
Der Lebenskompass Jesu
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© 2013 Echter Verlag GmbH, Würzburg
www.echter-verlag.de Umschlag: Peter Hellmund Druck und Bindung: fgb · freiburger graphische betriebe ISBN 978-3-429-03645-4 (Print) 978-3-429-04729-0 (PDF) 978-3-429-06143-2 (ePub)
Inhalt
Vorwort
»Klein sein« oder gar »sich klein machen« klingt heute nicht attraktiv und modern – eigentlich war es noch nie der Fall. Eine erste Ideensammlung zum Thema geistlicher »Kind-Werdung« war so überschrieben: »Gott hat sich klein gemacht«. Wer sich heute klein macht, gerät rasch in Verdacht, an Minderwertigkeitsgefühlen zu leiden, kein Selbstbewusstsein zu besitzen oder von Unterwürfigkeit geprägt zu sein. Von solchem »Sich-klein-Machen« ist hier nicht die Rede. Im Evangelium ist, im unverzichtbaren Zusammenhang mit der Menschwerdung Jesu, die Rede vom Geheimnis des Kind-Seins Jesu. Und Jesus selber als »erwachsenes Kind« stellt einmal ein Kind in die Mitte, und dies als Antwort auf die Frage, was der Weg ins Reich Gottes und zu unvergänglicher Lebendigkeit sei. Und unmissverständlich heißt es: »Wenn ihr euch nicht bekehrt und nicht werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht in das Himmelreich eingehen« (Mt 18,3–5; Mk 9,33–37; Lk 9,46–48). Gibt es eine Religion, die dem Kindsein eine solche lebenstragende, existentielle und zentrale Rolle zuweist, darf mit Recht gefragt werden.
Die Kind-Worte biblischer Wegweisung legen natürlich die Frage nahe, was denn Kindsein im Sinne Jesu bedeutet, aber auch nach dem Kind, den Kindern heute. Stehen sie in der Mitte oder doch sehr am Rande? Können sie wegweisend sein für menschliches Leben? Eine Antwort im Stil von Zeitungsüberschriften würde wohl ungefähr so lauten: Geburtenrate in Deutschland beängstigend niedrig – Betreuungsgeld und zu wenig Kindertagesstätten – China: Besuchspflicht für Kinder bei ihren Eltern in Altersheimen – Menschheit wächst um ca. 80 Millionen pro Jahr – Kinder zu Kindersoldaten gedrillt – Missbrauchte Kinder – Kinder in diese Welt setzen – und sie ihr damit aussetzen? – Kinderhilfswerke …
Und dann doch immer auch Eltern, welche die Geburt von Kindern ersehnen, nicht nur aus Gründen der Alterssicherung; und dann doch das Kind als Zeichen für neues Leben, für Zukunft, für Ursprünglichkeit, für Natürlichkeit, für strahlende Augen; und doch das Kind als eines der größten Glücksmomente im Leben und als Urbild des Menschen im Menschen; und schließlich: Alle, die dankbar sind für das unfassbare Geheimnis und Abenteuer ihres eigenen Lebens – sie alle sind einmal Kind gewesen und wohl auch in einem tiefen Sinn geblieben. Sie sind herangewachsen