Er kniete sich neben Bount auf den Boden und holte sein Messer aus der Tasche. Ein paar Schnitte - und Bount Reiniger war frei. „Danke“, sagte Bount.
„Gern geschehen“, gab Dodge grinsend zurück.
Bount stand auf. Auch Dodge erhob sich. „Hast du gehört, was die Brüder vorhaben?“, fragte Bount Reiniger.
„Ja, sie wollen Brick überfallen. Aber wir werden ihnen durch diese Rechnung einen dicken Strich machen.“
„Wir?“
„Ich komme selbstverständlich mit, was dachtest du denn?“
25
Marcuse, Banninger und Tiggers arbeiteten bereits an der Falle. Zu dritt standen sie auf der alten Eisenbahnbrücke, unter der die Straße durchführte, auf der demnächst Brick Curtis mit seinem Truck angebraust kommen würde. Sie ließen an dicken Seilen eine schwere Eisentraverse hinunter. Waagrecht hing das Hindernis über der Fahrbahn. Normalerweise hatte die Durchfahrt hier eine Höhe von 13 Fuß. Die Gangster verringerten diese Höhe auf 9 Fuß. Da Curtis’ Truck mehr als 10 Fuß hoch war, konnte er unter der Brücke nicht durchfahren.
Sobald die Traverse in der gewünschten Höhe hing, zurrten die Gangster die Seile fest.
„Charles!“, sagte Tiggers - es geschah nur noch, was er sagte.
„Ja“, gab Marcuse zurück. Er ordnete sich unter, wie es Tiggers von ihm erwartete.
„Hol das Schild!“, befahl Tiggers.
Marcuse lief zum Brückenende und stolperte den Bahndamm hinunter. Auf einem unbefestigten Güterweg stand ein Leichttransporter, auf dessen Ladefläche ein Hinweisschild lag.
Der Gangster nahm es mit beiden Händen auf und eilte damit zu den Komplizen zurück. Er und Banninger erhielten von Tiggers den Auftrag, das neue Schild über das alte zu hängen.
Kurz darauf war zu lesen, dass die Durchfahrtshöhe lediglich neun Fuß betrug. Brick Curtis würde es sehen und anhalten müssen.
„Wunderbar“, sagte Tiggers zufrieden. „Mehr ist im Moment nicht zu tun. Jetzt brauchen wir nur noch auf Curtis zu warten.“
Sie verschwanden von der Brücke und setzten ihre Greisenmasken auf. Tiggers teilte die Positionen ein. Banninger und Marcuse besetzten sie, mit ihren Maschinenpistolen in den Händen.
Es fiel Marcuse nicht leicht, zu gehorchen, aber er zwang sich dazu und ließ sich nicht anmerken, wie der Hass in ihm nagte. Bei einem der nächsten Coups würde sich das Blatt wenden, das nahm er sich vor.
Wenn die Beute groß genug war, würde er allein absahnen und Banninger und Tiggers ins Jenseits befördern. Er würde die Sore umgehend zu Geld machen und die Stadt verlassen. Tennessee Brooks sollte durch die Finger gucken.
Aber Marcuse durfte nichts überstürzen. Er musste auf die beste Möglichkeit warten. Dass sie kommen würde, stand für ihn außer Zweifel. Und dann würde er sich voll revanchieren.
26
Brick Curtis betrat das lichtüberflutete Büro von Proby-Electronics. „Ach, da sind Sie ja, Mister Curtis“, sagte ein dicker kleiner Mann mit schwabbeligem Kinn und lustigen Augen. Er schien immer zu Scherzen aufgelegt zu sein.
„Sind die Frachtpapiere fertig?“, fragte Brick Curtis.
„Selbstverständlich. Alles muss seine Ordnung haben, nicht wahr? Fahren Sie eigentlich gern nachts?“
„Es macht mir nichts aus.“
„Sie sind ein zäher Bursche, was?“
„Das sieht nur so aus“, erwiderte Curtis. Er hielt den kleinen Dicken für einen Quatschkopf, der seinen Mund nicht halten konnte. Solche Leute waren ihm zuwider. Er griff sich mit finsterer Miene die Frachtpapiere und wollte das Büro verlassen.
„Fahren Sie so weich wie möglich“, sagte der Dicke. „Unsere Geräte sind hochempfindlich.“
„Es wird ihnen schon nichts geschehen“, murmelte Curtis und ging. Er setzte sich in seinen Truck und ließ den schweren Brummer gleich darauf vom Firmengelände rollen.
Die Route, die er fahren sollte, war ihm vorgegeben. Es waren größtenteils verkehrsarme Straßen, auf denen er fuhr. Hinter ihm, verdeckt durch einen geblümten Vorhang, hing eine Schrotflinte.
Er besaß die Waffe noch nicht lange. Erst seit sich die Überfälle auf Trucks gehäuft hatten. Die Flinte verlieh dem Truck-Driver ein gewisses Gefühl der Sicherheit.
Sollten sich die Truck-Hyänen auch um ihn kümmern wollen, so würde er ihnen mit der Schrotflinte in der Hand gegenübertreten und sie mit einer heißen Ladung Blei verscheuchen.
So stellte er sich das vor. Aber es sollte anders kommen.
Die Fahrt endete nach fünfzehn Minuten abrupt. Das Licht der grellen Scheinwerfer erfasste eine Eisenbahnbrücke und gleichzeitig auch das Hinweisschild, auf dem stand, dass die Durchfahrtshöhe nur neun Fuß betrug.
„Verdammt!“, brummte Brick Curtis und trat auf die Bremse. Als man die Route für ihn zusammenstellte, musste man diese Brücke übersehen haben. Hier kam er nicht durch.
Curtis ließ den Truck nahe an die Brücke heranrollen. Dass er in eine Falle geraten war, darauf kam er nicht. Er wollte sehen, ob er sich das Umkehren ersparen konnte.
Wenn die Eisenbahnbrücke nicht allzu niedrig war, kam er mit dem Truck vielleicht durch, nachdem er ein bisschen Luft aus den Reifen rausgelassen hatte. Mal sehen.
Er öffnete den Wagenschlag und sprang auf die Fahrbahn. Er ging bis zum Brückenbeginn, um zu sehen, wie viel Platz zwischen dem Gestänge und dem Truck noch war.
Doch dann fielen ihm die Seile auf, die die Traversen hielten, und er wusste Bescheid. Wütend zerbiss er einen Fluch zwischen den Zähnen. Er wollte ins Fahrerhaus zurückkehren und sich die Schrotflinte holen.
Aber da erhielt er bereits den Befehl: „Hände hoch! Keine Bewegung!“
Von drei Seiten kamen ihm die maskierten Gangster entgegen. Sie hielten ihre Maschinenpistolen schussbereit in den Händen. Dass sie von ihren Waffen Gebrauch machen würden, bewiesen zwei Tote: Paul Carson und Jozef Kalescu.
Ein heißer Zorn packte Curtis. Es machte ihn rasend, mit erhobenen Händen dastehen zu müssen und sich nicht verteidigen zu können.
„Weg vom Truck!“, wurde ihm befohlen.
Er trat einen Schritt zurück.
„Weiter weg!“
Er machte zwei weitere Schritte. „Ihr kriegt euer Fett noch, verlasst euch drauf!“, knirschte er.
„Mach dir um uns keine Sorgen.“
„Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht“, sagte Brick Curtis.
„Halt den Mund und dreh dich um!“
Brick Curtis kochte vor Wut, aber er gehorchte. Er hörte einen der Gangster näher kommen und rechnete damit, dass ein harter Schlag ihm die Besinnung rauben würde.
Doch der Schlag blieb aus.
Stattdessen fiel ein Schuss, und dann überstürzten sich die Ereignisse.
27
Sie verließen hastig das Lagerhaus und setzten sich in Richard Dodges Wagen. Bount Reiniger trug nach wie vor seine Automatic in dem Schulterholster. Die Verbrecher