Jonathan Acuff
Was Christen mögen ...
Ein satirischer Blick auf »typisch christliche« Eigenarten
Aus dem Amerikanischen von Christian Rendel
Impressum
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN 9783865065506
© 2011 by Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, Moers
Originaltitel: Stuff Christians Like
Originally published by Zondervan, Grand Rapids, Michigan 49530/USA.
© 2010 by Jonathan Acuff Illustrationen: Mark Sheeres
Einbandgestaltung: Brendow Verlag, Moers
Titelillustration: Mark Sheeres
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2013
Was Jon mag: Jenny
Inhalt
Missionale postmoderne Relevanz
Lust auf mehr von dem, was Christen mögen?
Einleitung
Wenn du dieses Buch kaufst, wird Gott dich reich machen.
Eigentlich wollte ich sagen, wenn du dieses Buch liest, aber ich bin ziemlich sicher, dass Leute, die es sich in der Bücherei ausleihen, nicht so viel an Herrlichkeiten bekommen werden wie diejenigen, die es kaufen.
Wenn du also gerade in der Buchhandlung stehst und mit dir ringst, ob du dieses Buch kaufen solltest, dann ist die eigentliche Frage wohl diese: Magst du Geld?
Und ein schickes Auto?
Willst du eine bessere Ehe haben?
Und wohlerzogene Kinder?
Und zwei perfekt geschwungene Augenbrauen?
Falls du irgendeine dieser Fragen mit Ja beantwortet hast, weiß ich wirklich nicht, warum du noch zögerst.
Liebst du Jesus? Ich auch. Dieses Buch ist für dich.
Findest du Christen seltsam? Ich auch. Dieses Buch ist für dich.
Was ich mit alledem sagen will, ist wohl: Dieses Buch ist für jeden. Für jeden, der genug Knete hat, um meinen Schuhfetisch zu finanzieren. Ich mache nur Witze – das ist eine Textzeile von Fergie, kein Ausdruck meiner inneren Haltung. Eigentlich dürfte ich nicht einmal wissen, dass Fergie existiert, geschweige denn in einem Buch, das in einem Verlag erscheint, der auch Bibeln herausgibt, aus einem ihrer Songs zitieren.
Um es dir noch leichter zu machen, dich mit Was Christen mögen … anzufreunden, habe ich vier kurze Essays als Starthilfe an den Anfang gestellt. Schau sie dir ruhig an, aber falls du gerade in der Buchhandlung in der Abteilung »Erbauliches« stehen solltest, geh zum Lesen lieber hinüber zu den Zeitschriften. Wenn du zu lange bei den Bibeln stehen bleibst, wird dir früher oder später jemand Zeugnis geben.
Booty, Gott, Booty
Die Archive reichen nicht weit genug zurück, aber ich glaube, das ist genauso eine Idee wie die, mit denen Billy Graham am Anfang punktete, als er auf dem Weg nach oben war. Ist ja auch sinnvoll, denn Christen mögen »Booty, Gott, Booty«.
Das habe ich gemerkt, als ich einmal meinen Lieblingsradiosender in Atlanta hörte – V103, den »Sender fürs Volk«. Das ist ein Hip-Hop-Sender, auf dem meistens Rap und Rhythm & Blues läuft. Das Beste an V103 ist die Morgensendung. Jeden Morgen um halb sieben, wenn ich auf dem Weg zur Arbeit bin, kommt da so ein Programmteil namens »Inspirierendes Vitamin«. Da lesen sie einen Bibelvers vor und spielen dann einen Gospelsong oder einen Clip von einem Pastor aus Atlanta. Ganz ehrlich, für mich ist das meistens ein erbauliches Erlebnis. Was ich daran jedoch am interessantesten finde, ist die Art, wie sie das inspirierende Vitamin in ihr normales Programm hineinquetschen. Oft läuft es so, dass um sechs Uhr fünfundzwanzig, unmittelbar vor dem Übergang zum geistlichen Teil der Sendung, irgendein Booty Song gespielt wird. Sagen wir, »I’m ’n Luv (Wit a Stripper)«. Dann bringen sie um sechs Uhr dreißig den Bibelvers. Und hinterher um sechs Uhr fünfunddreißig schieben sie prompt so etwas wie Lil’ Waynes »Lollipop« nach. Im Grunde rahmen sie als das inspirierende Vitamin mit Booty ein, nach der einfachen Formel: Booty, Gott, Booty.
Man kann sich leicht darüber amüsieren, wie unaufrichtig dieses inspirierende Vitamin rüberkommt, wenn es von zwei Hardcore-Rap-Songs flankiert ist, aber vielleicht hört sich ja Gott die Radiosendung meines Tages an und bekommt dabei Folgendes zu hören:
Samstagabend, zum Feiern in die Stadt. Gott ist zu Hause und babysittet mein Zeug.
Sonntagmorgen, wieder daheim bei Gott. Wir verstehen uns. Wir sind im Gebet. Wir sind die besten Kumpels.
Montag, wieder an der Arbeit. Gott sitzt im Auto, wo ich meine Bibel liegen gelassen habe.
Vielleicht ist es nicht ganz so augenfällig oder grell, aber der Gegensatz zwischen dem, was ich bin, wenn ich »auf Gott« bin, und dem, was ich bin, wenn nicht, ist beträchtlich. Also, wenn du das nächste Mal von einem Teil deines Tages zum anderen übergehst, frag dich ruhig mal: Habe ich gerade Booty, Gott, Booty gemacht?
Das ist mein inspirierendes