Auszeit. Gaby Trippen. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Gaby Trippen
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Современная зарубежная литература
Год издания: 0
isbn: 9783944224084
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      Gaby Trippen

      AUSZEIT

      ROMAN

      Bibliografische Informationen der Deutschen Bibliothek: Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte Dateien sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar

      Impressum:

       © 2010 Verlag Kern

       © Inhaltliche Rechte bei Gaby Trippen (Autor)

       Herstellung: Verlag Kern, Bayreuth

       Umschlagdesign und Satz: www.winkler-layout.de 1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2012 ISBN 9783944224084

      Inhalt

       Cover

       Titel

       Impressum

       Inhalt

       Widmung

       Freitag...

       Samstag...

       Sonntag...

       Montag...

       Danksagung...

       WEITERE ROMANE UND ERZÄHLUNGEN wie sie spannender nicht sein könnten.

      Für Markus

      Handlung und Personen sind frei erfunden, Ähnlichkeiten mit wirklichen Begebenheiten und lebenden oder bereits verstorbenen Personen sind daher rein zufällig und nicht beabsichtigt.

      Freitag...

      „Das war‘s!“ Eine Sekunde später fällt die Eingangstür hinter ihm ins Schloss, mit genau dem Geräusch, das sie immer macht, wenn man sie nicht ganz sanft zuzieht. Tausendmal habe ich dieses Geräusch schon gehört, in vielen alltäglichen Situationen: Ich trage einen Karton oder sonst irgendetwas Sperriges oder Herr Schröder zerrt so heftig an der Leine, dass ich nicht mehr dazu komme, die Tür leise zu schließen, damit nur ja nichts das kostbare weiße Holz beschädigt. Richard passiert das eigentlich nie, weil alle seine Bewegungen so kontrolliert und korrekt sind. Wenn er allein in diesem Haus leben würde, bräuchte man es nur alle hundert Jahre einmal zu renovieren, er macht einfach nichts kaputt…

      Heute ist es anders. Heute ist die Tür schon fast mit lautem Knall zugefallen. Heute ist alles anders, denn mit diesen Worten hat mein Mann einen Schlussstrich unter 25 Jahre Ehe und 33 Jahre Gemeinsamkeit gezogen…

      Ich höre, wie er zur Garage geht, höre, wie sich das automatische Tor öffnet, und wie unmittelbar darauf der Motor angelassen wird. Kurze Zeit später vernehme ich das Klirren von Metall… Ich vermute, er hat seinen Hausschlüssel und die Fernbedienung für die Garage, die in seinem Wagen liegt, in den Briefkasten geworfen. Dann gibt er Gas und fährt unsere kleine Stichstraße hinunter Richtung Hauptstraße.

      Und ich stehe im Flur, wie angewachsen an der Stelle, an der ich schon die letzten grauenhaften 20 Minuten gestanden habe, als er in den Keller gegangen ist, einen Koffer vom Schrank genommen und einige Kleidungsstücke hineingelegt hat. Genau habe ich nicht gesehen, was es war, vielleicht ja nur ein paar Freizeitklamotten fürs Wochenende, und das Nötigste zum Waschen? Es ist Freitagabend, und er muss erst am Montag wieder ins Büro und zu einem Kunden - wer weiß, vielleicht ist dieser Alptraum ja am Montag schon wieder vorbei?

      Ich stehe immer noch da und starre auf die geschlossene Haustür. Unfähig, mich zu bewegen und überhaupt zu realisieren, was da eben passiert ist. Mein Kopf ist wie in Watte gepackt, völlig leer, das Einzige, was ich spüre, ist mein Herzschlag. Wie lange ich so dastehe, ich weiß es nicht.

      Das Erste, was ich wieder bewusst wahrnehme, ist die Fanfare der Tagesschau. Die Nachrichten fangen an, es ist 20 Uhr am Freitagabend, danach kommt „Ein Fall für Zwei“, und sicher kriegt Matula wieder eins auf die Mütze. Es wäre keine richtige Folge, wenn er nicht wenigstens einmal von einem Verdächtigen zusammengeschlagen würde. Richard und ich warten immer schon darauf…

      Hinter mir fiept es, zweistimmig. Unsere beiden Hunde, meistens „Mäuse“ genannt, stehen da, schauen mich an, Fräulein Meier tritt von einem Vorderbein aufs andere, wie immer, wenn sie ungeduldig ist und Hunger hat. Herrn Schröder reicht das nicht, er springt an mir hoch, was er eigentlich nicht soll. Normalerweise schimpfe ich auch deshalb mit ihm, aber heute registriere ich es gar nicht.

      Was ist bloß passiert? Vor einer halben Stunde noch stand ich in der Küche und bereitete das Abendessen vor, damit wir wie immer freitags pünktlich zur Tagesschau essen können, die Mäuse bekamen wie immer ihr Futter vorher, sie das vegetarische Seniorenfutter, er seine Welpenkost. Richard saß in seinem Büro, checkte ein letztes Mal vor dem Feierabend seine E-Mails, kurz vorher hatten wir noch mit den beiden eine Runde übers Feld gedreht. Es wird Herbst, unverkennbar, die Abende sind kühl, die Bäume haben sich verfärbt, die Ernte ist eingefahren. Ich hatte das erste Mal seit dem Frühjahr meine dicke Strickjacke an, mit gemischten Gefühlen, einerseits Bedauern darüber, dass der Sommer sich wohl endgültig verabschiedet hat und ich bald wieder eingepackt und dick wie ein Marshmallowmann morgens in aller Früh auf dem Feld stehen würde, andererseits auch Vorfreude auf lange Spaziergänge durchs Herbstlaub, kuschelige Abende vor dem Kamin, die Vorweihnachtszeit mit Glühwein auf den unzähligen Weihnachtsmärkten, die wir auch in dieser Adventszeit wieder besuchen würden, denn Richard ist hoffnungsloser Fan von Weihnachtsmärkten. Mir reicht eigentlich einer, vorzugsweise der in Monschau, er hat nur von Freitag bis Sonntag in der Adventszeit geöffnet und man sollte tunlichst vor elf Uhr dagewesen sein, denn danach fallen die Touristenbusse ein und es ist vorbei mit der Beschaulichkeit.

      Diese abendlichen Runden nutzen wir immer, um uns vom Tag zu erzählen, nicht den „offiziellen“ Bürokram, dafür gibt es die mittägliche Telefonkonferenz und die Protokollmail über die tägliche Mitarbeiterbesprechung, nein, abends kann jeder rauslassen, was ihm tagsüber passiert ist, wer angerufen hat, wer was über wen Neues zu berichten weiß, jeder erzählt aus seinem ganz persönlichen Mikrokosmos, lässt den anderen teilhaben an seiner Welt. An weiten Teilen dieser Welt zumindest…

      Heute war Richard still, das war mir schon aufgefallen, aber dafür hatte ich umso mehr zu erzählen. Hauptsächlich vom morgendlichen Treffen der Hundemafia. Wir sind sechs Frauen, wenn alle da sind, jeden Morgen zwischen acht und neun Uhr, mit zurzeit acht Hunden, Birgit hat auch zwei, wie wir, einen Senior und einen Welpen, damit die Leere nicht so groß ist, wenn der Senior geht. Die Tochter von Regina hat einen neuen Freund, den ich weiß nicht wievielten in den letzten zwei Jahren, ein Wunder, wie Manuela das immer schafft, bei ihrer chronischen Magersucht und den damit verbundenen psychischen Problemen. Und so schicke Typen schleppt sie immer an, angeblich schickt sie die aber immer nach ein paar Wochen wieder in die Wüste, weil sie ihr „intellektuell“ nicht gewachsen sind, wir anderen vermuten aber vielmehr, dass die Jungs von selbst Reißaus nehmen. Und Branka wäre beinahe wieder auf Suleika losgegangen,