Die Höhle in den schwarzen Bergen. Liselotte Welskopf-Henrich. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Liselotte Welskopf-Henrich
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Исторические приключения
Год издания: 0
isbn: 9783957840042
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      Liselotte Welskopf-Henrich

      Die Höhle in den schwarzen Bergen

       Die Söhne der Großen Bärin III

      Roman

      Palisander

      eBook-Ausgabe

      © 2015 by Palisander Verlag, Chemnitz

      Erstmals erschienen 1963 im Altberliner Verlag, Berlin

      Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

      Covergestaltung: Anja Elstner unter Verwendung einer Zeichnung von Karl Fischer

      Mit einer Illustration von Herbert Prüget

      Lektorat: Palisander Verlag

      Redaktion & Layout: Palisander Verlag

      1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2015

      ISBN 978-3-957840-04-2 (e-pub)

       www.palisander-verlag.de

       Die Söhne der Großen Bärin

      1. Band: Harka

      2. Band: Der Weg in die Verbannung

      3. Band: Die Höhle in den schwarzen Bergen

      4. Band: Heimkehr zu den Dakota

      5. Band: Der junge Häuptling

      6. Band: Über den Missouri

       Liselotte Welskopf-Henrich (1901 - 1979) war eine deutsche Schriftstellerin und Wissenschaftlerin. In den Jahren der Naziherrschaft war sie am antifaschistischen Widerstandskampf beteiligt. Ihre Erfahrungen aus der Weimarer Republik und dem »tausendjährigen Reich« verarbeitete sie in ihren Romanen »Zwei Freunde« und »Jan und Jutta«. 1951 erschien die Urfassung ihres Indianerromans »Die Söhne der Großen Bärin«, den sie später zu einem sechsteiligen Werk erweiterte. 1966 erschien »Nacht über der Prärie«, der weltweit erste Gesellschaftsroman über die Reservationsindianer im 20. Jahrhundert. In den folgenden Jahren, bis zu ihrem Tod, entwickelte sie diese Thematik in vier weiteren Bänden weiter. Darüber hinaus war sie seit 1960 Professorin für Alte Geschichte an der Berliner Humboldt-Universität und seit 1962 Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Sowohl als Wissenschaftlerin als auch als Schriftstellerin fand sie internationale Anerkennung. Die Stammesgruppe der Oglala verlieh ihr für ihre tatkräftige Unterstützung des Freiheitskampfes der nordamerikanischen Indianer den Ehren-Stammesnamen Lakota-Tashina, »Schutzdecke der Lakota«.

       Inhaltsverzeichnis

       Cover

       Titel

       Impressum

       Über die Autorin

       Die Zuflucht des Verbannten

       Tashunka-witko

       Luchse in der Nacht

       Begegnung beim Biberbau

       Mattotaupas Meisterstück

       Sitopanaki

       Der schwarze Bart

       Der Morgen der toten Fische

       Die Mutter des Häuptlings

       Nicht mehr einer allein

       Drei in der Höhle

       Top und Harry

       Die Strafexpedition

       Das Lager

       Weitere Bücher

       Auszug aus »Die Lieder der alten Lakota«

      Es war Nacht und kalt, und die Stelle, an der der Indianer im Gras lag, war kein guter Lagerplatz. Weder Wasser noch Windschutz waren hier zu finden. Die Grassteppe nördlich des großen Missouribogens dehnte sich eben. Zwischen den Grasbüscheln saßen Graupeln als kleine, im Mondlicht glitzernde Haufen, so wie sie der Tag und Nacht immer wieder auflebende Sturm hinwehte. Die Wolkenfetzen am Himmel tummelten sich schnell südwestwärts. Wenn der Schnee auch schon längst geschmolzen war, ließ der Nachtfrost doch alle Feuchtigkeit noch zu dünnen Eishäuten gefrieren.

      Der Indianer lag auf der Seite; den Oberkörper hatte er auf den linken Ellenbogen gestützt. Der Kopf war ihm müdigkeitsbeschwert auf die Schulter gesunken. Seine Augen standen offen, aber er stierte nur auf den Boden. Hin und wieder griff er mit der freien Hand nach dem rechten Bein, dessen Unterschenkel einen Knick zeigte, wie er bei Knochenbrüchen entsteht.

      Er hatte kein Pferd bei sich, keine Decke, keine Waffen und keinen Proviant. Neben ihm lagen die zwei starken Äste, die er als Krücken gebraucht hatte, um sich drei Tage hindurch und bis in die Nacht hinein weiterzuschleppen. Er war zum Skelett abgemagert, und er fror. Feuerzeug – hartes und weiches Reibholz – hatte er bei der Flucht mitgenommen, doch fehlte es ihm an der Kraft, sich in den baumlosen Prärien brennbare Äste zu suchen. Er wollte jetzt nicht einschlafen, denn er fürchtete zu erfrieren und nicht mehr aufzuwachen. Sein Wille zu leben und sein Ziel zu erreichen, war noch immer nicht gebrochen.

      Drei Stunden hatte er so gelegen und nichts anderes gehört als das Heulen hungriger Wölfe. Die Raubtiere verstummten jetzt und zogen ihren Kreis enger um die erhoffte Beute. Der Indianer nahm einen seiner Stöcke zur Hand und schlug damit kräftig auf den Boden. Wenn er die Raubtiere nicht verjagen konnte, so sollten sie durch die Bewegung des Stockes und den Laut des Schlages wenigstens für kurze Zeit abgeschreckt werden.

      Bald darauf hörte er ein Geräusch, das nicht von ihm selbst verursacht wurde. Es klang ihm aber sehr vertraut, und er legte sich ganz zur Erde, um mit dem Ohr am Boden zu lauschen. Es blieb kein Zweifel. Über die nächtliche Prärie galoppierten Reiter, vielleicht ein, zwei oder drei. Im Kopf des Lauschenden entstand ein wirres Durcheinander von Furcht und Hoffnung. Er