Es sollte aber etwas Ganzheitlicheres sein, als sich „nur“ mit dem Körper zu beschäftigen. So fiel mir der Beruf der Ergotherapeutin „in den Schoß“, eine solide medizinische Ausbildung, praktisch orientiert und vielseitig. Ich genoss die Ausbildungszeit und schloss mit bestem Examen ab, weil es mir Spaß gemacht hatte, alle diese Dinge zu lernen. Mit Elan stürzte ich mich in die spannenden Sphären therapeutischer Arbeit, der Weg schien richtig und die Seele war zufrieden, denn alles „lief wie am Schnürchen“.
Fünfzehn Jahre später erlebte ich dann einen Stillstand und zunehmende Unzufriedenheit. Ich wurde sehr krank und hatte nun Gelegenheit, am eigenen Leib therapeutische Hilfe zu erfahren. Meine Seele nahm eine große Korrektur in meinem Berufungsweg vor. Ich sollte andere Heilungsmethoden kennenlernen und begann mich auch in den feinstofflichen Bereich einzuarbeiten. So veränderte ich mit meiner Gesundung auch zunehmend meine Arbeitsweise und entwickelte ein ganzheitliches therapeutisches Modell, das profilax®-Modell, nach dem ich bis heute arbeite und lebe und das ich lehre.
Ich kam dadurch wieder in meine berufliche Kraft und konnte das alte Ich und das neue in (m)eins integrieren. So kann ich bis heute von mir sagen, dass ich Beruf und Berufung verbinde und jeden Tag glücklich über meine Arbeit bin.
Ich musste im Laufe der Zeit feststellen, dass es wenigen Menschen so geht. Sie hadern mit dem, was gerade da ist. Viele Menschen erlernen einen Beruf, und erst in der Mitte ihres Lebens, oft erst dann, wenn eine Krise da ist, kommt ein Weckruf aus dem Inneren und sagt: „So geht es nicht mehr weiter.“ Viele Menschen kamen hilfesuchend zu mir und wollten Antworten und Lösungen. Bislang schöpfte ich aus dem Repertoire und bot mal diese, mal jene Übung, Aufstellung usw. an. Eines Tages hatte ich eine Art Offenbarung. Ich wusste auf einmal, wie ich all diese wunderbaren Übungen systematisch, geordnet, übersichtlich zusammenfassen und für jedermann im Do-it-yourself-Verfahren zugänglich machen konnte. Hierbei waren die Hauptkategorien für Berufung der entscheidende Schlüssel (siehe auch Teil 2). Ich testete das Material und die Vorgehensweise in Seminaren und erzielte herausragende Erfolge (die Teilnehmer haben im Internet unter www.profilax.info/der-innere-ruf ihre Erfahrungen dargestellt und zusammengefasst). Innerhalb eines Jahres waren alle Teilnehmer entweder ihrer Berufung ganz nah oder einen großen Schritt weiter. Dieses Ergebnis ermutigte mich, die Inhalte des „Inneren Rufes“ noch mehr Menschen zugänglich zu machen. So entstand dieses Buch. Ich bin sehr dankbar, es zur Verfügung stellen zu können, und freue mich auf weitere Erfahrungen, die damit gemacht werden.
Das Arbeitsmaterial ist gleichermaßen für Laien sowie für Coaches, Therapeuten und Gruppenleiter geeignet.
Einleitung: Wozu ruft mich mein Leben?
Deine Berufungs-Pilgerreise beginnt!
„Die wahre Entdeckungsreise besteht nicht darin, dass man neue Landschaften sucht, sondern dass man neue Augen hat.“
(Marcel Proust)
Die meisten Menschen erlernen einen Beruf, ohne die Berufung, die Mission zu kennen. So müssen wir erst im Tun feststellen, ob der Beruf zu dem passt, was wir uns in diesem Leben vorgenommen haben. Dadurch kommen Zweifel auf, wir fühlen uns verunsichert und kraftlos.
Wenn der Beruf oder die Aufgabe, die uns gerade beschäftigt, nicht passt, werden wir müde, erschöpft und schlecht gelaunt. Sind wir nach unserem Schaffen inspiriert, wach und fröhlich und würden diese Arbeit auch (zumindest zeitweise) ohne Vergütung und am liebsten jeden Tag machen, können wir annehmen, dass wir unsere Berufung gefunden haben.
Eine meiner Schülerinnen, die ihre Wurzeln in Russland hat, sagte letztens: „Ich habe meinen Beruf in die Frage gestellt.“ Ich fand diese Formulierung sehr treffend. Ja, wir stellen das Thema „in die Frage“, in den Fokus.
Die Suche nach Erfüllung beschäftigt uns alle irgendwann im Leben. Zunächst sind wir geprägt durch Erziehung, Sozialisation, das Leben, davon, was vielleicht auch andere von uns erwarten, und nehmen „unsere Rollen“ ein, die nicht mehr viel mit unserem eigentlichen Kern und Wesen zu tun haben. In der Folge werden wir unglücklich und es raubt uns Kraft und Energie. Wie können wir jenseits dieser Grenzen unseren eigenen Herzensweg finden, unsere verborgenen Schätze aufspüren und das innere Feuer für unsere Gaben anzünden?
Was ist das eigentlich, so ein „Innerer Ruf“, und wie können wir wissen, ob es überhaupt unser Ruf ist?
Inmitten des Alltagswahnsinns – hören wir da überhaupt die Stimme aus unserem Inneren? Viele Menschen beschreiben, dass der Innere Ruf hauptsächlich dann deutlich wird, wenn wir aus der Reizüberflutung heraustreten, zum Beispiel in die Natur. Oder unsere Komfortzone überschreiten, wie es beispielsweise bei einer Reise in ferne Länder passiert. Die Stille ist ein wichtiger Schlüssel, denn wie sollen wir hören, was aus dem Inneren gehört werden will, wenn es außen laut ist und wir abgelenkt sind? Viele Menschen berichten von so etwas, wenn sie eine Pilgerreise gemacht haben. Auch ich lade dich ein, „mit dir selbst zu gehen“, die Dinge wirken zu lassen im Hier und Jetzt, den Verstand ruhen zu lassen, Zweifel beiseite zu legen.
Schaue dir dazu die Märchen an, die Weisheiten des praktischen Lebens, die immer schon erzählt wurden. Ein Held verspürt die Notwendigkeit, den „normalen“, den gewohnten Alltag zu verlassen, freiwillig oder auch unfreiwillig. Er muss Abschied nehmen von Vertrautem. Wie eine unbestimmte Sehnsucht begibt er sich auf Reisen. Vielleicht schubst ihn das Schicksal unsanft in eine Richtung. Mit seinem Bündel, seinen Gaben, geht er, um sich von allem zu befreien, was er nicht mehr benötigt: Ängste, Programme, Muster. Doch zunächst werden diese angeschaut, sortiert und dann verabschiedet. Es stellen sich auch Drachen in seinen Weg: unsere inneren Kritiker. Aber der Weg hilft unserem Helden, Schritt für Schritt wahrzunehmen, was ist, bewusst zu werden, was war, und loszulassen, was ihn hindert, an sein Herzensziel zu gelangen. Ihm stellen sich Rätsel und Aufgaben, und für die Lösung bieten sich Helfer an, die unerwartete Unterstützung. Mit der neu gewonnenen Eigenmacht, mit innerer Ganzheit und Klarheit gelingt es unserem Helden, die verwunschene Prinzessin zu erlösen. Das alte Ich stirbt, und alle Persönlichkeitsanteile verschmelzen miteinander, die Hochzeit.
Genauso verfährst du bei der Suche nach deiner Berufung. Es geht also nicht nur um das Erreichen des Ziels, sondern um dein Wachstum und deine Ent-wicklung: Das bedeutet, dass du alles, was du hast, auswickeln sollst und mit dieser, deiner dir eigenen GABE der Welt geben kannst, was nur du zur Verfügung hast.
Sei dein Held für deine Berufung!
Was benötigst du dafür?
1 Finde Ruheoasen in deinem Alltag.
2 Habe Mut, dein Gewohntes zu verlassen.
3 Sei im Hier und Jetzt. Lass es außen still sein und höre nur innen.
4 Finde deine Helfer (einen hast du ja schon gefunden!).
5 Gehe Schritt für Schritt.
6 Vertraue.
Der keimende Same der Berufung muss natürlich noch gehegt und gepflegt werden, bis es, dein Geschenk an die Welt, herangewachsen ist und auf eigenen Beinen stehen kann. Wer einmal den Ruf gehört und „Ja“ zu ihm gesagt hat, für den geht die Reise erst los: wie in Spiralen immer tiefer und näher zu sich selbst. Dieser Weg fühlt sich existenziell an. Du fühlst dann: Das bin ich wirklich.
Nun wirst du denken, das hört sich ja gut an, aber wie komme ich da hin?
Dieser Weg zur Berufung kann holprig sein und turbulent zugehen, kann herausfordern, nervig, anstrengend sein, vielleicht kein Zuckerschlecken. Wieso, wenn es doch Berufung ist? Weil wir diesen Ruf – diese innere Veränderung – ja erst mal wahrnehmen und als Nächstes an-nehmen dürfen.
Und dann muss noch der Prozess in die Handlung kommen – ohne Handlung keine Aufgabe. Schließlich: dem ver-trauen,