Es war einmal ein Prinz. Rachel Hauck. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rachel Hauck
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Религия: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783865066954
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im Wartezimmer heraus. „Wäre es denn schlimm, wenn es so wäre?“

      Sie betrachtete ihn mit großen Augen. „Kennst du vielleicht einen Mann, der eine Frau will, die andauernd in der Patsche steckt?“

      „Manchmal tut es einem Männerherzen ganz gut, eine schöne Frau zu retten. Es mag ihn daran erinnern, warum Gott ihn gerettet hat.“ Sein samtenes Bekenntnis berührte ihr Herz.

      „Du bist ein sehr interessanter Mann, Nate Kenneth.“

      „Du bist eine faszinierende Frau, Susanna Truitt.“ Er nippte an seinem Kaffee. „Sag, wie geht es deinem Vater?“

      „Gut. Er hat Glück gehabt. Es ist ein kleines Gerinnsel. Morgen früh machen sie eine Angioplastie.“

      „Mein Vater kämpft gegen Leukämie.“ Nate lehnte sich in dem blauen Vinylstuhl zurück.

      „Das tut mir sehr leid, Nate.“ Es war das erste Mal, dass sie überhaupt daran dachte, dass er einen Vater oder Eltern hatte.

      „In den letzten Monaten ist es ziemlich bergab gegangen mit ihm.“ Die starken Empfindungen intensivierten seinen Blick. „Es tut mir ziemlich leid, dass ich mich so viele Jahre mit ihm angelegt habe, im Glauben, ich wüsste es besser. Rebellion.“ Er lachte über seinen Kommentar. „Bin ich nicht mutig? Meine Jugendsünden einzusehen, jetzt, wo es meinem Vater schlecht geht?“

      „Besser jetzt als nach seinem Tod.“

      Nate lächelte und nickte. „Das mag ich so an euch Amerikanern. Nicht um den heißen Brei herumreden. Einfach sagen, wie es ist.“

      „Sagen, wie es ist? Ich glaube, ich habe mich in meinen letzten zehn Lebensjahren nicht unbedingt klar ausgedrückt.“ Sie rutschte im Stuhl hinunter und legte ihren Kopf gegen die Lehne. „Ich bin zu müde, um nach Hause zu fahren.“

      „Dann sitzen wir einfach hier und ruhen uns aus“, sagte Nate.

      Susanna atmete langsam aus und ließ die Anspannung des Abends, des Tages, des ganzen Wochenendes weichen und holte sich Kraft aus Nates ruhiger Gesellschaft.

      Sie war fast eingedöst, als sein Telefon klingelte. Der durchdringende Ton ließ beide gleichzeitig hochschrecken. „Es ist Liam.“ Er nahm den Anruf an und ging zum Fenster, dann um das Schwesternzimmer herum, das Telefon am einen Ohr, eine Hand über dem anderen.

      Susanna sah seinem aufrechten Rücken hinterher, bis er verschwand, und beschloss, dass sie ihn mochte. Nicht, weil er in den seltsamsten Momenten und immer gerade dann auftauchte, wenn Not am Mann war, sondern weil er so aufrichtig und bodenständig wirkte. Wenn sie wieder mehr Energie hatte, würde sie mit ihm über Brighton reden, über seine Familie und ihn fragen, was er eigentlich arbeitete, wenn er Leute wie Liam brauchte.

      „Susanna! Da bist du ja …“ Gage kam mit der Wucht eines zornigen Stiers in den Wartebereich gerannt. „Ich habe überall nach dir gesucht.“

      „Daddy hatte einen kleinen Herzinfarkt.“

      „Ich habe mich den ganzen Abend über bei Mrs. Butler entschuldigt …“

      „Entschuldige mal, Gage, aber Daddy hatte einen Herzinfarkt.“ Jetzt war sie wach und zitterte fast vor Adrenalin.

      „Den Auftrag kriegen wir nie“, schnaubte Gage mit den Händen in den Hüften. „Ich habe einen Kredit aufgenommen … hab ‘ne Lohnabrechnung gemacht … weil ich so sicher war, dass –“

      „Bitte behaupte jetzt nicht, dass wir den Auftrag wegen mir nicht bekommen. Bitte.“

      „Nein, nicht wirklich.“ Gage ließ sich auf den nächstbesten Stuhl fallen. „Sie hat noch nicht einmal bemerkt, dass du gegangen bist. Ich bin einfach nur wütend. Ihr Gastsprecher ist verschwunden, und sie war so außer sich, dass ich kein Wort darüber anbringen konnte, dass Gage Stone Associates die Architekten ihrer Wahl sein sollten. Bestimmt kriegen Hayes & Associates in Savannah unten den Job.“ Sein Tonfall veränderte sich, wurde niedergeschlagen und schwach. „Ohne diesen Auftrag werden wir untergehen. Hörst du mich, Susanna? Untergehen.“

      „Weißt du was, Gage?“ Susanna sah ihn an und nahm ihren Mut zusammen. „Ich mach dir das Leben ein bisschen leichter. Ich kündige.“ Wenn sie überhaupt etwas aus der Trennung von Adam gelernt hatte, dann loszulassen. Ihr Herz für neue Möglichkeiten zu öffnen. Zu springen.

      „Kündigen?“ Mit einem harten Lachen verspottete er ihre Erklärung. „Jetzt komm schon. Sei mal realistisch. Wo willst du denn hin, wenn du mich verlässt?“

      „Ich weiß es nicht, Gage. Ich weiß es nicht.“ Sie stärkte sich mit einem tiefen, befreienden Atemzug. Pustete den ganzen Schrott von wegen nach Plan leben einfach weg. „Aber das erste Mal in meinem Leben ist es mir egal.“

      Nathaniel joggte den Strand entlang einem Möwenschwarm hinterher. Bilder von Susanna geisterten ihm im Kopf herum. Schon beim Aufwachen hatte er an sie gedacht und sie seitdem nicht aus seinen Gedanken verbannen können.

      Als er von seinem Telefonat mit Liam zurückgekommen war, hatte er sie zitternd vorgefunden. Sie tigerte hin und her und diskutierte murmelnd mit sich selbst. Ihr Chef war vorbeigekommen, und sie hatte den Mut aufgebracht, ihm zu sagen, dass sie kündigte. Warum, wusste Nathaniel nicht, und er fragte sie auch nicht danach, während er sie nach Hause brachte. Aber er liebte ihren Mumm und das im Schatten der Trennung von ihrem Möchtegern-Verlobten.

       „Ich kündige.“

      Wie unglaublich befreiend. Nathaniel hatte diese Worte noch nie in seinem Leben gesagt. Er hatte seine Indienststellung bei der Marine zurückgezogen. War als Geschäftsführer seiner Kommunikationsfirma zurückgetreten. Alles für das Wohl der Krone.

      Aber kündigen? Das war ihm nicht erlaubt.

      Zu kündigen war eine Freiheit, die die meisten Leute für selbstverständlich nahmen. Die Chance, die Ruder in die Hand zu nehmen und eine andere Richtung einzuschlagen.

      Als das Sommerhaus in Sicht kam, bahnte Nathaniel sich einen Weg durch das Strandgras und wuchernde Palmettopalmen und sprintete den Pfad entlang. Unter seinen Laufschuhen gab der Sand nach, sodass er sich auf jeden der langen Schritte konzentrieren musste.

      Eine niedrige Steinmauer umgab das Sommerhaus, das recht typisch war für St. Simons. 1902 war es der königlichen Familie von Brighton, genauer Ur-Ur-Großvater Nathaniel I., geschenkt worden. Vor dem Krieg hatte die Familie jedes Jahr die Reise nach St. Simons Island unternommen. Aber in den letzten Jahrzehnten … Die rostigen Scharniere des schmiedeeisernen Gartentors quietschten, als Nathaniel es aufschob und den Vordergarten betrat.

      Er hielt an, um seine Umgebung zu betrachten. Der Garten war ein ganz schönes Durcheinander und ziemlich heruntergekommen, kümmerlich und vernachlässigt.

      Nathaniel war zwanzig Jahre lang nicht auf der Insel gewesen, aber er erinnerte sich an Vaters schönen Garten und Rasen. Wo heute das Unkraut wucherte, war einmal ein Rosenbeet gewesen. An der Einfassung der Veranda hatte Vater gemulchte Beete mit Hecken und Hibiskus gehabt. Nathaniel erinnerte sich nur wegen der Alliteration daran … Hecken und Hibiskus. Gärten waren Vaters Zeitvertreib gewesen. Er sagte, die Gartenarbeit helfe ihm, mit Gott Zwiesprache zu halten. Stunde um Stunde kniete er im Dreck, grub und pflanzte, hegte und pflegte. Hielt Zwiesprache.

      Als er krank wurde, wurden auch seine Gärten krank.

      Nathaniel ging den ramponierten Weg entlang und hielt auf halber Strecke zum Haus an.

      Er hatte das Talent seines Vaters im Umgang mit Pflanzen und Blumen nicht geerbt, aber er kannte jemanden, der ein Auge dafür haben könnte, die vergangene Schönheit des Gartens wiederherzustellen. Vielleicht eine schöne Landschaftsarchitektin, die Arbeit suchte.

      Jonathan betrat die Veranda vor der Küche und ließ die Zwischentür aus Fliegengitter hinter sich zufallen.

      „Du bist in den Nachrichten.“ Er hielt sein iPad hoch.