Reinhold Ruthe
Ehrgeiz -
Erfolgsgarant oder
Burn-out-Falle?
Wie Sie einen
gesunden Ehrgeiz entwickeln!
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN 9783865066411
© 2013 by Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, Moers Einbandgestaltung: Brendow Verlag, Moers
Titelfoto: Shutterstock
Satz: Brendow PrintMedien, Moers
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2014
Inhalt
Wie kann die „Triebfeder Ehrgeiz“ entstehen?
Ehrgeiz und Gemeinschaftsgefühl
Ehrgeiz und Lebensstil
Ehrgeiz – Selbsterforschungsfragebögen
Ehrgeiz – Minderwertigkeitsgefühle und Geltungsstreben
Ehrgeiz und Machtstreben
Ehrgeiz – Sachlichkeit und Ichhaftigkeit
Denkanstöße für einen gesunden Ehrgeiz
Leseprobe: Die Perfektionismus-Falle
„Es kann in unserer Welt erst besser werden,
wenn die Leute einsehen lernen,
dass der ehrgeizige, nach Macht strebende Mensch
ebenso ekelerregend ist
wie der Vielfraß und der Geizhals.“1
Aldous Huxley
„Blinder Ehrgeiz, der nur unsere Eitelkeit befriedigt, gegenseitige Kränkungen und Neid dürfen bei uns keine Rolle spielen.“
Galater 5,26
Vorwort
Die Triebfeder Ehrgeiz spielt in unserer Leistungsgesellschaft eine große Rolle. Im gesamten Erziehungsbereich wird Ehrgeiz hoch bewertet. Ein ehrgeiziger Mensch, ob jung oder alt, ist angesehen und geachtet. Viele Menschen sind der Meinung, dass es ohne Ehrgeiz
keine großen Leistungen,
keine Siegprämien,
keine bahnbrechenden Erfolge und
keinen Fortschritt gebe.
Ehrgeiz kann wie eine Droge wirken. Er turnt an, er belebt, er putscht auf, er peitscht zu Höchstleistungen an. Im Studium gehört Ehrgeiz zu den Persönlichkeitseigenschaften, die mit Erfolg und Vorankommen gleichgesetzt werden. Studenten erhalten gute Noten, wenn sie sich durch Kreativität, Ehrgeiz und Disziplin auszeichnen.
Ein Mensch ohne Ehrgeiz ist demnach ein bemitleidenswertes Geschöpf. Er läuft im Leben mit, aber leistet nichts Herausragendes. Darum sagen Eltern und Erzieher in der Seelsorge immer wieder: „Ich wünsche meinem Sohn eine gehörige Portion Ehrgeiz.“ Oder: „Unsere Tochter ist mit ihren Leistungen zufrieden. Sie könnte wesentlich mehr leisten, aber ihr fehlt der Ehrgeiz. Ohne Ehrgeiz kommen wir zu nichts.“
Und die kritische Seite des Ehrgeizes?
In der Werbung zur Fastenaktion der Evangelischen Kirche 2012, „GUT GENUG! Sieben Wochen ohne falschen Ehrgeiz“, heißt es: „Mozart im Mutterbauch. Zweisprachige Kleinkinder. Abitur mit 16. Karriereknick statt Seelebaumeln. Und kaum ist man beruflich und familiär etabliert, heißt es fit bleiben, jung und schön und faltenfrei – und allzeit lernbereit: Nie ist´s genug, wir treiben höher, weiter, schneller … Es ist gut genug, du bist gut genug! In der Fastenzeit dürfen sich Christen frei machen von falschem Ehrgeiz, die Liste der täglichen To-Dos entschlacken und ihr omnipräsentes Über-Ich in den Urlaub schicken. Christen wissen: Jenseits allen Werkelns hat der Mensch einen Wert an sich. Ist lebens- und liebenswert.“2
Gibt es einen gesunden Ehrgeiz?
Was ist ein übertriebener Ehrgeiz?
Wann beginnt der krankhafte Ehrgeiz?
Rund neun Millionen Menschen leiden am Burn-out-Syndrom, schätzen Experten der Krankenkassen. Früher nannte man sie eine „Managerkrankheit“. In den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde die Störung zuerst bei Pfarrern und kirchlichen Mitarbeitern entdeckt. Sie hatten sich überarbeitet und überfordert. Und immer spielte versteckt der Ehrgeiz eine große Rolle.
Ehrgeiz kennzeichnet nicht nur die modernen, sondern ebenfalls bereits die ersten Jünger Jesu. Auf dem Weg nach Jerusalem, also auf dem Weg zum Kreuz, gab es unter ihnen Zank und Streit darüber, wer der Größte sei. Im Lukasevangelium heißt es: „Unter den Jüngern kam ein Streit auf, wer von ihnen als der Größte gelten sollte“ (Lukas 22, 24). Ehrgeiz und Überlegenheitsstreben, Machtvorstellungen und Geltungsdrang haben schon damals die Elite Jesu gepackt. Doch Jesus rückt bei den Jüngern und bei uns die Maßstäbe zurecht, stellt unsere Lebens- und Leistungsprofile auf den Kopf:
„Der Höchste unter euch muss wie der Niedrigste sein und der Führende wie der Untergebene. Wer ist denn der Höchste: wer am Tisch sitzt oder wer bedient? Natürlich der am Tisch! Aber ich bin unter euch wie der Diener“ (Lukas 22, 26 - 27).
Bevor er ans Kreuz ging, wusch er seinen Jüngern die Füße, nicht die Köpfe.
Er