Horst Bosetzky / Jan Eik
Am Tag, als
Walter Ulbricht starb
Kriminalroman
Jaron Verlag
Horst Bosetzky alias -ky lebt in Berlin und gilt seit über dreißig Jahren als einer der erfolgreichsten deutschen Kriminalautoren der Gegenwart. Innerhalb der Krimireihen «Es geschah in Berlin …» und «Berliner Mauerkrimis» erschienen von ihm zuletzt die Bände «Bücherwahn» (2010) und «Schau nicht hin, schau nicht her» (mit Steffen Mohr, 2009).
Jan Eik, geboren 1940 in Berlin als Helmut Eikermann, ist seit 1987 freiberuflicher Autor und Publizist. Er schrieb zahlreiche Kriminalromane und -erzählungen sowie Hör- und Fernsehspiele. Im Jaron Verlag erschienen von ihm «Schaurige Geschichten aus Berlin» (2007), «Der Berliner Jargon» (2009) und «DDR-Deutsch» (2010) sowie mehrere Bände der Reihe «Es geschah in Berlin …», zuletzt «Goldmacher» (2010).
1. Auflage 2010
© 2010 Jaron Verlag GmbH, Berlin
1. digitale Auflage 2013 Zeilenwert GmbH
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Umschlaggestaltung: Bauer + Möhring, Berlin, unter Verwendung eines Fotos von Martin Richter
ISBN 9783955520724
Inhaltsverzeichnis
DIE FAKTEN
Während der 28 Jahre zwischen dem Bau der Mauer am 13. August 1961 und ihrem Fall am 9. November 1989 wagten etwa 5600 Menschen eine Flucht über die Ostsee.
In dem eng verknüpften Netz aus ziviler und militärischer Überwachung an Land und auf See verfingen sich über 4500 Frauen, Männer und sogar Kinder. Sie mussten meist mehrjährige Haftstrafen in den berüchtigten Haftanstalten von Rostock, Cottbus, Bautzen bzw. Hoheneck verbüßen. ( … )
Lediglich 913 Flüchtlinge erreichten ihr Ziel in Schleswig-Holstein, Dänemark oder Schweden, also nur etwa jeder 6. Ostseeflüchtling.
Mindestens 174 Menschen kamen zwischen Mauerbau und Mauerfall auf ihrer Flucht über die Ostsee ums Leben.
(Aus: Christine Vogt-Müller, Der Unerträglichkeit des «DDRSeins» davon paddeln, in: Binsenbummeln und Meeresrauschen, 4. Internationales Jahrbuch des Faltbootsports 2007/08, hrsg. von Herbert Kropp, Faltenreich Verlag, Oldenburg 2007, S. 42 f.)
Am Tag, als Walter Ulbricht starb ist ein Roman. Alle Personen und Handlungen, soweit nicht historisch belegt, sind erfunden.
EINS
Mai 1972
JE LÄNGER SIE PADDELTEN, desto mehr erschien ihnen die Ostsee wie ein schwarzes Loch. Die Landmassen Skandinaviens, der baltischen Länder, Polens und Deutschlands waren nur noch kosmischer Staub und freigesetzte Energie, und nun wurde auch ihr Boot, mit dem sie aus der DDR zu flüchten versuchten, langsam vom Mahlstrom verschlungen.
Sie waren Katholiken und hofften auf ihren großen und gütigen Gott, der sie erretten möge. Jeder betete für sich allein, denn das Tosen des Sturmes war zu stark, als dass einer den anderen hätte hören können.
«Herr, sieh unser Elend, und hilf uns!»
«Herr, sei mir gnädig, denn ich bin schwach; heile mich, Herr, denn meine Gebeine sind erschrocken!»
Günther und Annegret Kühn waren in ihrem Faltboot, einem Pouch WEZ 80, gegen 21 Uhr in