Aus dem Leben listiger Großmütter
1. Auflage, erschienen 4-2021
Umschlaggestaltung: Romeon Verlag
Text: Ludwig Bröcker
Layout: Romeon Verlag
Zeichung auf Seite 67: Malik Bröcker
ISBN: 978-3-96229-816-6
Copyright © Romeon Verlag, Jüchen
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Ludwig Bröcker
Aus dem Leben listiger Großmütter
Zu diesem Buch
Das Buch enthält zwei Erzählungen, in denen jeweils eine listige mutige Großmutter die Hauptrolle spielt. Wer jetzt meint, es ginge um eine sentimentale Beschreibung von Großmutter-Enkel Beziehungen, der wird enttäuscht sein, obwohl unsere Großmütter es an Liebe zu ihren Enkeln nicht fehlen lassen.
Der Enkeltrick: Die Witwe Elisabeth (Lisbeth) wird von einem Paar von Betrügern heimgesucht, die versuchen, den Enkeltrick anzuwenden. Elisabeth gelingt es, einen vermeintlichen Polizisten im Keller einzusperren, in dem sie ihn für Wochen gefangen hält. Das führt zu skurrilen Situationen und einem überraschenden Ende.
Soscha: Die in Schönheit gereifte Schauspielerin Franziska (Franzi) lebt mit ihrer zugelaufenen Katze Soscha in einer Laubenkolonie, weil sie sich bei den gestiegenen Berliner Mieten keine Wohnung leisten kann. Eines Tages trägt Soscha einen Streifen aus Plastikfolie um den Hals, auf dem nur ein einziges Wort steht: HILFE.
Über den Autor:
Ludwig Bröcker wurde 1940 in Freiburg geboren, wuchs in Rostock und Kiel auf und studierte in Kiel und Grenoble Mathematik und Physik. Von 1975 bis 2006 war er Professor für Mathematik in Münster.
Seitdem lebt er mit seiner Frau, der Dermatologin Eva-Bettina Bröcker, in Würzburg.
Die beiden haben drei Töchter und fünf Enkelkinder. Seine Liebhabereien sind Lesen, Schreiben, Dichten, Segeln, Aquarellmalen.
Unveröffentlichte Werke:
•Sammlung von humoristischen Gedichten und ein Schauspiel: Monaden, Moneten und noch mehr Konfusion.
•Kinder-Jugendbuch: Philine.
•Kinderbuch: Vier Kinder, ein Feuer und Vierzehn Ferkel. Zusammen mit Eva B. Bröcker.
Der Enkeltrick
1.
Ach Lisbeth, was bist du heute wieder tüttelig. Sie stand am Fuße der Kellertreppe, machte noch ein Licht an und schaute um sich. Zur Linken die schwere Eisentür des Raumes, der ursprünglich einen Öltank beherbergte, aber schon vor vielen Jahren, nachdem sie auf Gas umgestellt hatten, so sagt man wohl, jedenfalls Helmut sagte es so, wurde der Tank rausgerissen, nicht durch Helmut, sondern von Männern in blauen Overalls.
Sie öffnete die Tür und betrat den Raum, der jetzt ein ganz brauchbares Badezimmer war, und das hatte ihr guter Mann tatsächlich selbst eingerichtet, na ja, nicht ganz: Die Leitungen für Wasser hatte der Klempner gelegt, ebenso für Abwasser unter fürchterlichem Geknatter von Presslufthämmern und jeder Menge Dreck. Aber immerhin, Elektroleitungen legen, verputzen, Fliesen legen, Waschbecken und Armaturen installieren, das hat er alles hingekriegt. Danach tat ihm, obwohl die Söhne Konrad und Justus gelegentlich gute Handlangerdienste leisteten, noch Monate lang der Rücken weh.
Lisbeth betrat den Raum, aber ihr fiel immer noch nicht ein, was sie eigentlich vorhatte. Das Bad wurde nur noch benutzt, wenn Besuch kam, von den Jungs in alter Gewohnheit oder den Enkeln, denn bei den heutigen Ansprüchen an Hygiene (und Styling) gäbe es vor dem Badezimmer im ersten Stock ein schreckliches Gedrängel.
Auch damals, als alle vier gleichzeitig aus dem Haus mussten, war das Bad im Keller eine Wucht. „Ich muss mal ins Gefängnis,“ sagt Justus jedes Mal, wenn er es aufsucht. „Warum muss der Papa ins Gefängnis?“ klagte die kleine Lena. „Ach, nur ein Spaß“, hatte Lisbeth ihre Enkelin beruhigt, „es war so: Als der Großpapa das Badezimmer fertig hatte, war da zuerst immer so schlechte und feuchte Luft drin. „Da habe ich einen Ventilator angeschlossen an das Rohr, durch das früher das Heizöl eingefüllt wurde“, hatte Großpapa Helmut gesagt, worauf er ein Räuspern vernehmen ließ, und darauf Justus: „Genial, aber außerdem hatte er seine Flex hergenommen und einfach ein kleines Lüftungsfensterchen in die Eisentür gesägt.“ „Danach war es doch gut,“ „Klar, alter Herr, aber es sieht echt aus, wie ein Knast.“ Dein Papa machte immer so lustige Sprüche.“
Lisbeth erinnerte sich an solche Szenen, als hätten sie sich erst kürzlich abgespielt, aber inzwischen war aus Lena eine junge Studentin geworden und Helmut, ach der Gute, er möge in Frieden ruhen.
Jetzt war ihr wieder eingefallen, was sie im Keller wollte. Sie ging in den Heizungs-Wäsche- Trockenkeller, um einen Blick auf die Waschmaschine zu werfen. Ein leises Surren und Ticken war vernehmbar: Noch nicht fertig. Und wieder gingen ihr Bilder von früher durch den Kopf: Helmut, die Jungs, die Enkel, aber ach, auch so viele Monate, in denen sich wenig ereignete.
In dem Moment schellte das Telefon, nein, es schellte nicht, es gab einen undefinierbaren Quäkton von sich, den Lisbeth nicht ausstehen konnte. Vielleicht könnten die Jungs das mal besser einstellen.
„Hallo, hier Frau Ewald.“
Mit einschmeichelnder Mädchenstimme ein vorsichtiges
„Hallo.“
„Ja, hallo.“
Dann wieder nichts.
„Lena?“
„Erraten.“
„Du hörst Dich so anders an.“
„Leider, ich bin total erkältet.“ Gehüstel.
„Armes Kind. Bist Du in Bielefeld?“
„Wo denn sonst? Mir geht’s super, aber sag mir erst: Alles gut bei Dir? Ich denke so oft an Dich.“
„Das ist lieb von Dir.“
Wieder eine kurze Pause. Meine liebe Elisabeth Ewald geborene Kranz, sei auf der Hut, hier stimmt was nicht. Schon öfters hatte sie in der Zeitung von Enkeltrick- Betrügern gelesen. Wie konnte sie so dämlich sein, Lenas Namen zu nennen und den Studienort Bielefeld, wo sich Lena sich vermutlich aufhielt.
Sie saß in dem halbdunklen Flur, hatte den Ellenbogen auf die kleine Kommode gestützt, auf der schon immer das Telefon Platz