Seewölfe - Piraten der Weltmeere 415. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954398232
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      Impressum

      © 1976/2018 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-95439-823-2

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Roy Palmer

       Die Geisel

       Wer den Seewolf in seiner Gewalt hatte, konnte seine Männer brutal erpressen …

       Der Anblick der „Caribian Queen“, die unter dem Kommando von Siri-Tong, der Roten Korsarin, dreist vor Havanna ihre Breitseite zeigte, mußte auf die Black Queen gewirkt haben wie das rote Tuch auf den Stier. Denn genauso wild und hemmungslos stieß sie mit der Heute „Zeehond“, die der Gouverneur für sie und ihre Horde hatte beschlagnahmen lassen, aus dem Hafen von Havanna vor, um sich ihren Zweidecker zurückzuerobern. Nur tauchte da plötzlich auch noch die „Isabella“ auf und nahm die Fleute zusammen mit der „Caribian Queen“ in die Zange. Da war es aus mit der Hitzigkeit. Die Kerle der Black Queen packte die Panik. Sie sprangen außenbords. Und als Caligula auf die Planken sank, ergriff auch die Negerin die Flucht …

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Die Hauptpersonen des Romans:

      Philip Hasard Killigrew – trotz seiner Vorsicht und seines Mißtrauens geht er in die Falle der Black Queen.

      Black Queen – sie kann triumphieren, denn mit ihrer Geisel wird sie alles erreichen und die Seewölfe erpressen.

      Pablo – der Kreole ist Wachs in den Händen der Black Queen und träumt von tollen Liebesnächten.

      Edwin Carberry – der Profos erhält unerwartet Besuch von Sir John, aber Dan O’Flynn meint, der Papagei habe das Gehirn einer tauben Nuß.

       1.

      Califano, der Tagedieb, pflegte gewöhnlich bis in den lieben langen Tag hinein zu schlafen. Im Prinzip erhob er sich erst dann von seinem Lager, wenn sein Magen vor Hunger knurrte, er Durst verspürte oder er „mal hinter den Busch“ mußte.

      Er hatte keinem Menschen Rechenschaft über das abzulegen, was er tat oder nicht tat, und es gab niemanden, der ihn herumkommandierte. Eigentlich hätte dieser Zustand das Paradies auf Erden sein können – und doch war es ein Hundeleben, wie er jedem versicherte, der das Pech hatte, mit ihm ins Gespräch zu geraten.

      Bei solchen Gelegenheiten – wenn sich jemand in den Dschungel verirrte oder er mal in den Kneipen von Havanna einen heben ging – stimmte Califano ein regelrechtes Klagelied darüber an, wie schlecht es ihm gehe und wie ungerecht doch die Welt sei.

      Drüben, in der prunkvollen Residenz, hause ein fetter, satter Kerl, der nicht wisse, wohin er mit dem vielen Geld und Gold sollte, das er sich auf nicht legitime Weise verdient hätte. Dieser Mensch heiße Don Antonio de Quintanilla und sei der größte Gauner, den es auf Erden gäbe.

      Hier aber, im Mangrovendickicht nur ein paar Meilen von der Stadt entfernt, hockte ein armseliges Häuflein Mensch und friste ein erbärmliches Dasein. Er, Califano, habe eine Schilf- und Mattenhütte, die auf einem kleinen Kahlschlag stehe, aber alle paar Wochen werde sie entweder von einem Sturm oder vom Regen zerstört. Er lebe wie ein Eingeborener, nein – schlechter. Er nage ständig am Hungertuch und müsse Wurzeln ausgraben und roh verzehren, um am Leben zu bleiben. Er sei alt und krank, und seine Tage seien gezählt.

      An diesem Punkt der Geschichte angelangt, ließ der Zuhörer entweder eine Münze springen, oder er gab einen Becher Wein oder Bier für Califano aus. Es mußte schon ein Kerl mit einem Herz aus Eisen oder Stein sein, der sich von solch einer rührseligen Erzählung nicht erweichen ließ. Oder aber er kannte Califano bereits und wußte, daß das meiste von dem, was er zum besten gab, Schwindel war.

      Wer seine Eltern gewesen waren, wußte Califano nicht, aber er konnte sich noch gut an die grauen Mauern und den elenden Fraß in dem Waisenhaus erinnern, in dem er seine Kindheit verbracht hatte. Als Junge war er aus dem Kloster in Alicante, in das man ihn hatte sperren wollen, ausgekniffen und später Moses auf einem Handelssegler geworden. So war er bald in die Neue Welt geraten – und wieder hatte er sich aus dem Staub gemacht, denn das harte Leben an Bord eines Segelschiffes war nichts für ihn.

      Er hatte sich mal hier und mal dort umgetan und sich schließlich auf Kuba „angesiedelt“. Hier behelligte ihn keiner, schließlich war er Spanier. Wer ihm den dummen Namen Califano verliehen hatte, wußte er nicht mehr, aber dafür wußte er genau, daß er 1564 geboren und somit dreißig Jahre alt war.

      Er sah aus wie über Fünfzig, aber das lag eher am Rum und Wein, denn sonst war er kerngesund. Er war ein Herumtreiber und Taugenichts und haßte nichts mehr als jegliche Art von Arbeit, die seiner Ansicht nach schädlich für Körper und Seele wäre.

      Einmal hatte er in der Küche der Gouverneurs-Residenz das Geschirr gewaschen, aber nach einem einzigen Tag hatte er bereits die Nase voll gehabt. Wie ein Spuk war er wieder verschwunden, von einem Augenblick auf den anderen, denn er wollte sich nicht die Hände und die Gesundheit ruinieren.

      Schließlich hatte er ja auch keine Familie zu ernähren, nicht mal einen Hund. Für sich selbst sorgte er schon, am Allernotwendigsten mangelte es ihm nie. Entweder sammelte er Beeren und Vogeleier, oder er angelte in einer der Buchten an der Nordküste von Kuba. Hin und wieder gab ihm im Hafen jemand ein Almosen oder spendierte was zu trinken. Außerdem gab es noch eine weitere „Einnahmequelle“, besonders nach Stürmen.

      Strandgut – Califano hatte schon die verrücktesten Sachen gefunden. Zu den ausgefallensten Stücken zählten eine verzierte Hecklaterne, eine Radschloßpistole, eine Sanduhr und ein Holzbein. Er hatte das Zeug in klingende Münze umgewandelt. Nur mit dem Holzbein hatte es einige Schwierigkeiten gegeben, bis er einen Interessenten aufgetrieben hatte.

      Man mußte eben den richtigen Dreh im Leben finden. Califano hielt sich für gerissen und geschickt, und im Grunde genommen hatte er keinen Anlaß, sich zu beklagen. Das änderte aber nichts daran, daß er den dicken Gouverneur nicht leiden konnte. Er beneidete und verachtete ihn, und er war nicht der einzige, der so dachte. Die meisten Bewohner von Havanna waren inzwischen gegen Don Antonio, denn was dieser sich zuletzt geleistet hatte, ging zu weit.

      Don Antonio hatte sich mit Piraten verbündet – und er hatte die Witwe Cámara einfach in den Kerker sperren lassen. Es hatte zweimal einen Aufstand in Havanna gegeben, und zuletzt waren viele Schüsse gefallen. Califano wußte das meiste nur vom Hören, er hielt sich aus Handgreiflichkeiten lieber heraus.

      Er spürte jedoch mit allen Fasern seiner ausgeruhten Nerven, daß es in Havanna gärte und schwelte. Die