Seewölfe - Piraten der Weltmeere 421. Burt Frederick. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Burt Frederick
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954398294
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      Impressum

      © 1976/2018 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-95439-829-4

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Burt Frederick

       Eine Crew von Lumpen

       Sie retten sich in die Jolle – und jeder ist sich selbst der Nächste

       Charles Stewart, der Kommandant der „Dragon“, hatte sich gewaltig überschätzt, als er meinte, die „Caribian Queen“ angreifen zu müssen. Ein zweites Fiasko erlebte er, als er die „Orion“ entern wollte. Nur ist das für diesen Mann immer noch kein Grund, einsichtig zu werden und seine rücksichtslosen Pläne aufzugeben. Zwei Goldkisten, die er Sir Henry gestohlen hat, genügen ihm auch noch nicht, zumal er weiß, wo noch mehr zu holen ist. Aber seine Crew verweigert ihm den Gehorsam. Für die Männer der „Dragon“ ist das Maß voll, denn ein Kommandant, der auf seine Pflichten pfeift, hat nicht mehr das Recht, Befehle zu erteilen. Leider findet Charles Stewart eine neue Gefolgschaft – nämlich die Schnapphähne des alten John Killigrew …

       Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       Die Hauptpersonen des Romans:

      Charles Stewart – der Kommandant der „Dragon“ verbündet sich mit einer Lumpen-Crew.

      Sir Robert Monk – dieser Hasardeur hat eine neue Idee, wie und wo Schätze zu erbeuten sind.

      Arthur Gretton – der Erste Offizier der „Dragon“ verweigert seinem Kommandanten den Gehorsam.

      Joe Doherty – dieser Unhold von Profos wird keine Gelegenheit mehr haben, die Neunschwänzige zu schwingen.

      Philip Hasard Killigrew – Sein Leben hängt an einem hauchdünnen Faden.

       1.

      Das Wasser der Bucht war so ruhig, als sei nie etwas Außergewöhnliches geschehen. Zumindest verdeutlichte es, daß sich die Natur einen feuchten Kehricht darum scherte, wenn sich die Menschen gegenseitig die Köpfe einschlugen.

      Sir Edward Tottenham lehnte an den mächtigen Luftwurzeln einer Mangrove und blickte auf die Bucht hinaus. Nur die Masten der Kriegsgaleonen „Orion“ und „Dragon“ ragten noch aus dem Wasser. Der Angriff dieses schwarzhaarigen Rasseweibes war tollkühn gewesen, das mußte man anerkennen, wenn es auch noch so schmerzte.

      Sir Edward hatte sich von den Männern abgesondert und sich an einen abseits gelegenen Winkel des Strandes begeben. Er brauchte Ruhe, um seine Gedanken wieder in Ordnung zu bringen. Was sein Innerstes an diesem 23. August des Jahres 1594 aufwühlte, war nicht allein der Verlust seines Schiffes, der „Orion“.

      Nein, für Sir Edward Tottenham hatte dieser Tag etwas Schicksalhaftes – aus Gründen, über die er erst noch Klarheit gewinnen mußte. Alle Äußerlichkeiten hatten für ihn plötzlich keinen Belang mehr. Es störte ihn nicht, daß seine Kapitänsuniform verdreckt und an verschiedenen Stellen eingerissen war. Die Macht der Sonne, die erbarmungslos vom wolkenlosen Himmel brannte, spürte er kaum, obwohl er unter anderen Umständen lieber einen schattigen Platz aufgesucht hätte.

      Der Grund seiner Tiefsinnigkeit lag auch nicht darin, daß es mit mörderischen Anstrengungen und Gefahren verbunden sein würde, jemals das heimatliche England wiederzusehen. Sir Edward ahnte, daß es einen anderen Grund für seine sonderbare Stimmung geben mußte. Vage ahnte er überdies, daß er in sich selbst nach jenem Grund forschen mußte. Denn da war eine Empfindung, die er nie zuvor in seinem Leben gekannt hatte.

      Es war das Gefühl, keine Zukunft mehr zu haben.

      Aber woher, um Himmels willen, rührte dieses Gefühl? Hatte er etwa falsche Entscheidungen getroffen? Oder mit seinen Entscheidungen zu lange gezögert? Diese Fragen ließen ihm keine Ruhe.

      Von Anfang an hatte diese Reise in die Neue Welt unter einem unguten Stern gestanden. Möglicherweise hatte es schon daran gelegen, daß die Kompetenzen zu keinem Zeitpunkt eindeutig abgegrenzt worden waren. Sir Edward verstand bis heute nicht, warum sich die Königin in dieser Frage nicht klar und deutlich festgelegt hatte, wie es sonst ihre Art war.

      Sir Andrew hatte sich ganz als Befehlshaber gebärdet. Und er, Sir Edward, hatte vielleicht nicht genügend Energie gehabt, solchem Gehabe wirkungsvoll entgegenzutreten. Vor seinem geistigen Auge erschien das Bild der spanischen Galeone „Santa Cruz“, die bereits die Flagge gestrichen hatte und dennoch zusammengeschossen worden war – von der „Dragon“ und der „Lady Anne“.

      Sir Edward war nicht entgangen, daß sich seine Geschützmannschaften auf der „Orion“ merklich zurückgehalten und absichtlich danebengeschossen hatten. Gewiß, dagegen war er nicht eingeschritten, aber er hatte auch nicht jene Courage an den Tag gelegt wie die Kapitäne Rooke und Wavell, die einfach nicht mehr mitgespielt und mit ihren Galeonen „Centurion“ und „Eagle“ den Verband verlassen hatten.

      Vielleicht hatten Rooke und Wavell das einzig Richtige getan – sicherlich aus ihrer aufrechten Haltung heraus. Sir Edward haßte sich heute dafür, daß er seinerzeit geneigt gewesen war, Rooke und Wavell als Meuterer zu betrachten. Aber zu dem betreffenden Zeitpunkt hatte er auch noch zu sehr unter dem Einfluß von Sir Andrew gestanden. Daß ihm erst jetzt nach und nach die Augen aufgingen, wertete er allerdings nicht als Entschuldigung für sich selbst.

      Es blieb die bedrückende Gewißheit, in vielen Punkten versagt zu haben.

      Die Männer von der „Orion“ waren indessen voller Hoffnung. Sir Edward hörte es aus ihren Stimmen heraus, und er las es aus der Entschlossenheit, mit der sie seit dem Untergang des Schiffes ans Werk gingen. Für sie war dieses kleine Eiland der östlichen Grand Cays nicht gleichbedeutend mit einem besiegelten Schicksal. Sie hatten Waffen, Munition, Proviant, Ausrüstung und vor allem die sechs Jollen. All das verdankten sie der Umsicht von Marc Corbett.

      Jene letztere Tatsache mußte Sir Edward Tottenham neidlos und unumwunden zugeben. Verdankte nicht auch er einiges der Entschlußfreudigkeit und Umsicht seines Ersten Offiziers?

      Wie so oft bewahrheitete sich das Sprichwort, daß der nicht weit ist, von dem gerade in Worten oder Gedanken die Rede ist. Sir Edward hörte das mahlende Geräusch von Schritten im Sand. Erstaunt wandte er den Kopf nach links.

      Marc Corbett, der schlanke Mann mit dem scharfgeschnittenen Gesicht, dem dunklen Haar und den graugrünen Augen,