Seewölfe - Piraten der Weltmeere 403. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954398119
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      Impressum

      © 1976/2018 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-95439-811-9

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Roy Palmer

       Inferno einer Nacht

       Sie kämpften, daß die Fetzen flogen …

       Karl von Huttens Plan hatte sich als richtig erwiesen. Die Spanier glaubten, daß die Schlangen-Insel verlassen worden sei, und schickten daher die „San Gabriel“ durch den Felsendom in die Bucht vor, um die Insel erkunden zu lassen. Doch Karl von Hutten hatte von der östlichen Innenseite des Doms acht wasserdichte Pulverfässer mit brennenden Lunten auf die Galeone zutreiben lassen – der Mahlstrom nahm sie mit. Und so hatte das Verhängnis seinen Lauf genommen. Die Pulverfässer waren an den Bordwänden der „San Gabriel“ explodiert – eins in Höhe der Pulverkammer, und das war das Ende dieser Kriegsgaleone gewesen. Es gab keine Überlebenden, aber der Kampf ging weiter …

       Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       1.

      Karl von Huttens Gesicht war wie aus Stein gemeißelt. In Momenten wie diesem wurde deutlich, daß indianisches Blut in seinen Adern floß. Verwegenheit, Wildheit und ein Ausdruck grimmiger Genugtuung mischten sich in seinen Zügen. Er empfand kaum Mitleid, höchstens mit den Decksleuten und Seesoldaten der Dreimastgaleone, die eben im Felsendom der Schlangen-Insel explodiert war.

      Die Spanier waren die Herausforderer, sie hatten den Kampf gewollt. Seit Tagen befand sich der große Verband von Kriegsschiffen auf dem Marsch. Er hatte – auch wegen der vielen Verzögerungen, die es unterwegs gegeben hatte – über eine Woche gebraucht, um von Kuba aus sein Ziel zu erreichen. Jetzt, am Mittag des 26. Juli 1594, war die große Stunde des Gefechts gekommen. Als erstes Schiff war die „San Gabriel“ in den Felsendom gesegelt, um die große Bucht mit den Stegen zu untersuchen, wo alles menschenleer und verlassen zu sein schien.

      Doch die Spanier waren einem Irrtum erlegen: Wohlweislich hatten die Männer und Frauen des Bundes der Korsaren die Insel geräumt, aber die Verteidiger waren in ihren Stellungen zurückgeblieben, um das Eintreffen des Gegners abzuwarten.

      Umsicht und gründliche Vorbereitungen hatten zu dem gewünschten Ergebnis geführt: Der Seewolf hatte zwar mit seinem Verband das Geschwader der Spanier verfehlt, denn im Morgennebel war man aneinander vorbeigesegelt. Doch rechtzeitig genug war Old O’Flynn mit der „Empress of Sea II.“ zur Schlangen-Insel zurückgekehrt und hatte das Nahen des Verbandes gemeldet. Daraufhin waren die Frauen und Kinder sofort an Bord der „Wappen von Kolberg“ und der „Empress“ eingeschifft worden.

      Alle Nichtkämpfer, darunter Gotlinde, Gunhild, Mary O’Flynn und die Kinder, waren somit evakuiert worden und jetzt unterwegs nach Coral Island. Um zehn Uhr hatten beide Schiffe die Schlangen-Insel verlassen. Die Krieger und Kriegerinnen Arkanas bezogen rings um die Insel ihre Verteidigungsposten.

      Hesekiel Ramsgate, Pater David und Karl von Hutten sowie ein paar Männer der Werft-Crew Ramsgates hatten eine Einsatzreserve gebildet und eine Warteposition zwischen den nördlichen, hohen Felsen der Insel bezogen, wo man auf dem höchsten Punkt eine Art Gefechtsstand eingerichtet hatte. Von hier aus hatten sie das Auftauchen des spanischen Verbandes auch rechtzeitig genug bemerkt …

      Karl von Hutten spähte noch für wenige Lidschläge vom Felsendom aus in die Tiefe, dann wandte er sich ab und begann den Abstieg zur westlichen Seite, der ihn zunächst auf die schmale Verbindung zwischen Dom und Gebirgsregion und dann zurück zum Gefechtsstand führte. Wider Erwarten war der Dom bei der gewaltigen Explosion nicht in sich zusammengestürzt. Er hatte gehalten. Von seiner Innenseite hatten sich nur ein paar Deckenbrocken gelöst. Ungehindert gelangte von Hutten also auf dem Weg, den er vorher in der umgekehrten Richtung genommen hatte, zurück zum Gefechtsstand. Anderenfalls hätte er die südliche Richtung einschlagen und die gesamte Insel umrunden müssen, was jedoch einen erheblichen Zeitverlust bedeutet hätte.

      Das Tor zur Hölle hatte sich im wahrsten Sinne des Wortes geöffnet. Von den Schiffen des Gegners ertönte wildes Geschrei, mit dem die Spanier den Verlust der „San Gabriel“ und ihrer Kameraden quittierten. Würden sie aufgeben? Nein – sie bereiteten sich auf den nächsten Angriff vor. Sie hatten sich in den Kopf gesetzt, die Schlangen-Insel zu erobern und diesen „Schlupfwinkel englischer Piraten“ ein für allemal zu vernichten, damit die Karibik ein einigermaßen sicheres Gewässer für ihre Konvois wurde.

      Ob es nun Don Antonio de Quintanilla oder der Verbandsführer Capitán Garcia Cubera war, der als treibende Kraft hinter dem Unternehmen stand, war unerheblich. Für von Hutten, Ramsgate, Pater David, Arkana und die anderen Verteidiger der Insel zählte nur eins: Sie mußten sich in einem zähen Kampf gegen eine Übermacht von Angreifern behaupten. Daran änderte auch die Aussicht nichts, daß die Schiffe des Bundes früher oder später zurückkehren mußten, um sie zu unterstützen.

      Von Hutten kletterte die Felsen hinunter, lief, jede Deckung geschickt ausnutzend, über die Landzunge zur Westseite der Insel und begann, so schnell wie möglich wieder in den Felsen aufzusteigen. Jeden Moment erwartete er die ersten Kanonenschüsse des Gegners, die nicht auf sich warten lassen würden.

      Die ersten Gefechte mit dem spanischen Kriegsverband, die das Inferno einleiteten, hatte bereits stattgefunden. Die „Isabella IX.“ hatte, als sie den Verband wieder eingeholt hatte, zwei Kriegsgaleonen versenkt. Bei ihr selbst waren Besanrute und Großrah zerschossen worden. Seitdem wurde der Seewolf vermißt. Er war spurlos verschwunden, und seine Männer hatten allen Grund, das Schlimmste zu befürchten. Dieses Ereignis überschattete alles weitere Geschehen und traf die Seewölfe tief im Grund ihrer Herzen, obwohl sie sich Mühe gaben, sich nichts anmerken zu lassen.

      Eine weitere Kriegsgaleone war von der „Le Vengeur III.“ versenkt worden, doch Jean Ribaults Triumph war nicht von langer Dauer. Die „Le Vengeur“ wurde selbst ein Opfer der angreifenden Spanier und sank in Gottes tiefen Keller, wie die Seeleute den Grund des Meeres manchmal zu nennen pflegten.

      Ribault und zwanzig Überlebende der Crew waren von Don Juan de Alcazars Schebecke und Jerry Reeves’ „Tortuga“ an Bord genommen worden. Auf diese Weise verstärkten sie jetzt die beiden Besatzungen und griffen auch weiterhin in das Kampfgeschehen ein. Ribault befand sich an Bord der Schebecke und stand somit Don Juan, Ramón Vigil und den anderen tapferen Männern zur Seite, die in einem beispielhaften Einsatz den Kriegsverband bereits bei seinem Anmarsch verfolgt und beschossen hatten.

      Der Verlust der „San Gabriel“ verminderte den spanischen Verband auf das Flaggschiff „San José“, eine zweite Galeone, drei Kriegskaravellen und sechs armierte Schaluppen gegenüber den vorherigen fünfzehn Schiffen.

      Aber zur Zeit waren die Verteidiger der Schlangen-Insel auf sich