Seewölfe - Piraten der Weltmeere 509. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954399178
Скачать книгу

      Impressum

      © 1976/2019 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-95439-917-8

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Roy Palmer

       Kundschafter

       Das war ihr Prinzip – erst ausspähen, dann schlagen

       Della Rocca, der Korse, deutete mit ausgestrecktem Finger auf die drei Säcke. Sie lagen auf der Kuhl seiner Galeone, der „Bonifacio“. Prall gefüllt waren sie – mit Schmuck, Münzen und anderen Kostbarkeiten.

       „Das Zeug gehört euch!“ rief della Rocca – und schon stürzten sich seine Kerle auf die Beute.

       Lachend und johlend rissen die Piraten die Säcke auf und kippten den Inhalt auf die Planken. Es trat genau das ein, womit della Rocca gerechnet hatte. Es gab Streit. Doch der Perlen-Wolf wollte es so haben. Denn die Kerle mußten von dem Mißerfolg, den sie gehabt hatten, abgelenkt werden.

       Die Hauptpersonen des Romans:

      Philip Hasard Killigrew – Der Seewolf verfolgt die Piratengaleone „Bonifacio“ und entwickelt einen Plan.

      Della Rocca – Auch der Korse entwickelt Pläne, aber es sind keine, über die seine Horde entzückt sein wird.

      Ferris Tucker – Der Schiffszimmermann der „Isabella“ muß unter Beweis stellen, ob er eine gute Nase für Geheimverstecke hat.

      Edwin Carberry – Der Profos würde sich gern ein bißchen prügeln, aber das ist bei seinem Auftrag nicht vorgesehen.

      Zardo – Der Ankerposten auf der „Bonifacio“ klaut eine Flasche Wein, bleibt aber wach genug, um ein Feuer zu entdecken.

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       1.

      Grölend kramten die Piraten in den Schatzgütern. Plötzlich bückte sich ein Mestize nach einem handgroßen, rechteckigen Relief, das ihm vor die Füße gerutscht war. Er griff danach, hob es auf und betrachtete die kunstvoll getriebene Goldschmiedearbeit. Eine erotische Szene – eine Frau kniete vor einem Mann. Der Mestize blickte verblüfft darauf. Dann begann er wiehernd zu lachen.

      „Was ist das?“ brüllte sein Nebenmann. Er riß ihm das Relief aus der Hand, schaute drauf und stimmte ein röhrendes Gelächter an.

      „Gib das her!“ fuhr der Mestize ihn an. „Das gehört mir!“ Er wurde tückisch und griff zum Messer. „Her damit!“

      Aber der andere Kerl hatte das goldene Bild schon an einen dritten weitergegeben. Jeder der Piraten wollte es haben, und plötzlich war die Kuhl ein Tollhaus. Die Kerle fluchten und brüllten. Sie droschen mit den Fäusten aufeinander ein, die Messer blitzten im Dunkeln. Es war die Hölle.

      Gegen neun Uhr am Abend dieses 13. Juli 1595 segelten die „Isabella IX.“ und die „Empress of Sea II.“ westwärts entlang der Nordküste von Kuba. Philip Hasard Killigrew, der Seewolf, und Old O’Flynn hatten mit ihren Crews die Verfolgung von della Rocca aufgenommen.

      So hatte sich der bisher aus vier Schiffen bestehende Verband aufgelöst. Die „Golden Hen“ und die „Le Griffon II.“ blieben in der Bucht westlich von Havanna vor Anker liegen. Jean Ribault und Edmond Bayeux, die Kapitäne, hatten den Auftrag, noch in der Nähe der Hauptstadt zu verweilen und die weiteren Entwicklungen abzuwarten.

      Im Prinzip war die Aufgabe, die man hatte bewältigen wollen, erledigt. Havanna befand sich wieder fest in der Hand der spanischen Obrigkeit. Die Rädelsführer des Aufstandes – Alonzo de Escobedo und der dicke Kaschemmenwirt Gonzalo Bastida – waren zum Zappeln an der hohen Pinie vor dem Gefängnis aufgehängt worden.

      Trupps der Miliz und der Garde kämmten die Stadt nach Plünderern ab. Die Kerkerzellen hatten sich gefüllt. Don Luis Marcelo, der Kommandant der Stadtgarde, nahm kommissarisch die Aufgaben des Gouverneurs wahr.

      Er versah seine Sache nicht schlecht, dieser Marcelo, besser jedenfalls, als Zweifler und Spötter ursprünglich angenommen hatten. Und Marcelo hatte sich inzwischen auch bei dem deutschen Handelsherrn Arne von Manteuffel für die Unterstützung bedankt.

      Einen Prunkdegen aus Toledo hatte der Señor Kommandant Arne überreicht, und er hatte auch nicht versäumt, den Deutschen entsprechend zu belobigen.

      Marcelo konnte ja auch nicht ahnen, daß die „Deutschen“, die da so überraschend in der Stadt gelandet waren, in Wirklichkeit englische Korsaren waren, also Erzfeinde der spanischen Nation.

      Des weiteren war ihm nicht bekannt, daß die Faktorei von Manteuffel nur zur Tarnung aufgebaut worden war. Sie diente Arne von Manteuffel, Jörgen Bruhn, Jussuf und Isabella Fuentes, um die Aktivitäten der Spanier unbehelligt und ungestört aus nächster Nähe beobachten zu können.

      Das Auslaufen von Schatzkonvois und andere wichtige Neuigkeiten gaben die „Manteuffels“ unverzüglich als Nachricht an den Bund der Korsaren weiter – in deutscher Sprache verfaßt und per Brieftaube. Diese Art der Übermittlung von Informationen hatte sich als zuverlässig, pünktlich und schnell erwiesen.

      Der Bund der Korsaren, der seinen Stützpunkt auf der Bahama-Insel Great Abaco an der Cherokee-Bucht eingerichtet hatte, war auf diese Weise in der Lage, jedem Konvoi rechtzeitig genug aufzulauern und ihn aufzubringen. Die Zusammenarbeit mit Arne und dessen treuen Kameraden klappte hervorragend. So sollte es auch in Zukunft sein. Deshalb waren Hasard und seine Freunde mit vier Schiffen ausgerückt, als Arnes Notruf bei ihnen eingetroffen war.

      Havanna glich einem Hexenkessel, als die Männer des Bundes eintrafen. Der Mob plünderte, Gewalt regierte die Stunde. Die Bürger hatten sich in die Residenz zurückgezogen.

      Eine zweite Bastion im Kampf gegen die Galgenstricke und Schlagetots war das Gefängnis, das dem Direktor José Cámpora unterstand. Ansonsten beherrschte der Pöbel die Häuser und Gassen.

      Seit in Havanna kein kommissarischer Gouverneur mehr am Ruder war, hatte sich die Lage zugespitzt. Keine Ordnung und Disziplin mehr, keine führende Hand – das hatten die Ratten ausgenutzt. Sie waren aus allen Löchern gehuscht und hatten ihr Werk begonnen.

      Schließlich entwich Alonzo de Escobedo mit Hilfe von Corda, dem füchsischen Sekretär im Gouverneurspalast, aus dem Gefängnis, und somit war das Chaos perfekt.

      De Escobedo hatte sich in den Kopf gesetzt, sich wieder in den Sessel des Gouverneurs von Havanna und Kuba zu hieven. Er wollte um jeden Preis die Residenz stürmen, nachdem ein Angriff auf das Gefängnis fehlgeschlagen war. Hilfe erhielt er von Gonzalo Bastida, der wiederum eine hundertköpfige Truppe aus den Reihen seiner Leibwächter, Schläger und Saufbolde rekrutierte und sie gegen den Palast des Gouverneurs vorschickte.

      De Escobedo und Bastida wären wohl die neuen Herren der Stadt geworden, wenn die „Deutschen“ nicht plötzlich