Seewölfe - Piraten der Weltmeere 137. Fred McMason. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Fred McMason
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954394616
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      Impressum

      © 1976/2015 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-461-6

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

      1.

      „Rrrrums!“ sagte Batuti, der hünenhafte Gambia-Neger.

      Dan O’Flynn rieb sich das Kinn. Matt Daviles kratzte sich mit der scharfgeschliffenen Spitze seiner Hakenprothese im Haaransatz. Sie standen an Deck der aufgeslippten „Isabella VIII.“ und lauschten dem Rumoren, das aus dem Achterschiff drang – immer dann, wenn für eine Weile der Krach der Hämmer, Beitel und Äxte verstummte, mit denen der Schiffsrumpf vom Muschelbewuchs befreit wurde.

      „Rrrrack!“ fuhr Batuti in seinen lautmalerischen Beschreibungen fort. Sein weißes Prachtgebiß blitzte in dem schwarzen Gesicht. „Kleines Seewölfe wild wie junges Tiger, eh?“

      Dan O’Flynn nickte nur.

      Er konnte es immer noch nicht ganz fassen, daß sie die beiden Jungen, die Batuti „kleines Seewölfe“ nannte, wirklich und wahrhaftig an Bord hatten. Und den anderen ging es genauso. Sie waren in den Hafen von Tanger eingelaufen, um die „Isabella“ der dringend nötigen Generalüberholung zu unterziehen. Der Zufall hatte sie in jenes Zelt auf dem Platz im Gewirr der Gassen geführt, in dem eine Gruppe von Gauklern ihre Vorstellung gab. Die Attraktion war ein ziegenbärtiger Zauberer namens Kaliban, der einen kleinen Jungen verschwinden und in der nächsten Sekunde am anderen Ende der Bühne wieder auftauchen ließ. Ein unglaublicher Trick! Unglaublich jedenfalls solange, bis Dan O’Flynn auffiel, daß dieser schwarzhaarige Junge mit den eisblauen Augen Philip Hasard Killigrew, dem Seewolf, wie aus dem Gesicht geschnitten war.

      Als Dan das erkannte, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.

      Zwillinge! Das war der Trick des Zauberers: er arbeitete mit zwei Jungen, die sich ähnelten wie ein Ei dem anderen. Und danach brauchte Dan nur noch zwei und zwei zusammenzuzählen, um zu begreifen: diese Zwillinge waren niemand anders als die verschollenen, totgeglaubten Söhne des Seewolfs.

      Hasard hatte es zuerst nicht glauben wollen.

      Trotz der Versicherung, daß die beiden Jungen auch eine gewisse Ähnlichkeit mit Gwen hätten, seiner toten Frau, Dans Schwester. Zu deutlich stand ihm noch die Szene vor Augen, als ihm sein Todfeind, der degradierte Hauptmann Isaac Henry Burton, mit seinem letzten Atemzug entgegengeschleudert hatte, er brauche seine Kinder nicht länger zu suchen, da sie beide tot seien. Aber dann hatte Hasard selbst die Vorstellung der Gaukler besucht. Und danach gab es auch für ihn keinen Zweifel mehr: er hatte seine Söhne gesehen, Hasard und Philip. Der sterbende Burton mußte noch in seiner Todesstunde von dem Wunsch beseelt gewesen sein, seinem Feind einen letzten, vernichtenden Schlag zu versetzen.

      Die Zwillinge lebten!

      Und für den Seewolf gab es kein Zögern: er würde seine Söhne mitnehmen. Das Recht war auf seiner Seite – das Recht des Vaters auf seine Kinder. Nur konnte man das den Zwillingen nicht erklären. Sie hatten ihren Vater nie gesehen, waren im Orient aufgewachsen und sprachen nur Türkisch. Heimlich hatten die Seewölfe die beiden Jungen auf die „Isabella“ entführt. Und jetzt hämmerten sie in der Kammer im Achterschiff gegen die Tür, weil sie ’rauswollten – „wild wie junges Tiger“, wie es Batuti sehr treffend ausgedrückt hatte.

      Philip Hasard Killigrew marschierte mit langen Schritten auf dem Achterkastell hin und her.

      Er zerbrach sich den Kopf. Am liebsten wäre er sofort ausgelaufen, aber das ging nicht, weil sich die Arbeiten an der „Isabella“ noch eine Weile hinziehen würden. Und inzwischen mußte, er aufpassen, daß niemand auf die Idee verfiel, die beiden verschwundenen Jungen bei ihm an Bord zu vermuten. Er mußte sich etwas einfallen lassen, um seinen Söhnen zu erklären, daß sie sein Fleisch und Blut seien.

      Verdammt und zugenäht, dachte er.

      Wie sollte er zwei Türkisch sprechenden Kindern in der Zeichensprache erklären, daß es einen eindeutigen Beweis für ihre Identität damals gäbe: die Haifisch-Symbole, die ihnen ihre Entführer damals auf die Schulterblätter tätowiert hatten? Wie sollte er sie überhaupt dazu bringen, zuzuhören – so, wie sie sich gebärdeten? Als Vater konnte man schließlich keine Gewalt anwenden, oder?

      Es war überhaupt ziemlich schwierig, nach sieben Jahren plötzlich die Vaterrolle für zwei Jungen zu übernehmen, die noch dazu ziemlich ausgekocht, flink und kampfkräftig geraten waren. Hasard hätte sich am liebsten die Haare gerauft, und allmählich hatte er das Gefühl, daß es leichter sei, mit einem tropischen Wirbelsturm oder einer spanischen Kriegsflotte fertigzuwerden als mit seinen neuen, ungewohnten Pflichten.

      Er seufzte unterdrückt.

      Big Old Shane, der ehemalige Schmied der Feste Arwenack, beobachtete ihn mit einem leicht amüsierten Funkeln in den Augen. Donegal Daniel O’Flynn senior stampfte mit seinem Holzbein auf die Planken.

      „Als Großvater würde ich meine neuen Enkel ja gern mal richtig ’rannehmen“, brummte er. „Wetten, daß man denen erst mal gründlich die Flausen austreiben muß?“

      „Quatsch“, knurrte Hasard.

      „Ha! Sie sind halbe O’Flynns, nicht? Ich habe sieben O’Flynn-Söhne großgezogen …“

      „Indem du sie jeden Tag mit deinem verdammten Holzbein verdroschen hast“, sagte Dan von der Kuhl. „Deshalb sind sie dir ja auch alle ausgerückt, du Musterbild von einem Vater!“

      „Ha! Hat es dir etwa was geschadet, du Rotzlümmel? Könntest du vielleicht heute auf diesem Kahn mit deinen Navigationskenntnissen angeben, wenn dir dein alter Vater nicht beizeiten eingebläut hätte, wie sich ein echter O’Flynn zu benehmen hat, he?“

      Dan grinste still vor sich hin.

      So unrecht hat das alte Rauhbein gar nicht, dachte er. Wenn sein Vater nicht versucht hätte, ihn mit dem abgeschnallten Holzbein in die langweilige Lehre bei einem Sargtischler zu prügeln, wäre er nie als sechzehnjähriges Bürschchen von zu Hause ausgerissen. Dann hätte er sich nicht in der legendären Schlacht vor der „Bloody Mary“ auf Hasards Seite schlagen können, wäre nicht auf Francis Drakes „Marygold“ gelandet und natürlich auch nicht auf der „Isabella“.

      „Die nehmen noch das Schiff auseinander“, unkte Ferris Tucker, der riesige rothaarige Zimmermann.

      „Na und?“ nahm Dan Partei. „Das würde ich auch, wenn mich jemand so mir nichts, dir nichts verschleppt hätte.“

      „Batuti geht Türken klauen“, erbot sich der schwarze Herkules. „Mit Türken, was spricht Spanisch, wir können kleine Tiger alles erklären.“