Seewölfe - Piraten der Weltmeere 52. Burt Frederick. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Burt Frederick
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954393695
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      Impressum

      © 1976/2013 Pabel-Moewig Verlag GmbH,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-369-5

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

      1.

      Eine stete Lärmkulisse erfüllte das westliche Hafengebiet von Belfast. Das Dröhnen schwerer Hämmer war in fast rhythmischen Abständen aus verschiedenen Richtungen zu hören. Sägen schickten ihr kreischendes Lied in die feuchte Luft dieses Aprilmorgens im Jahre 1580.

      Die Häuser der Stadt im Norden Irlands schienen sich unter den schweren Wolkenbänken zu ducken. Es war wie eine erdrückende Last, die von einem harten auflandigen Wind über Belfast hinweggetrieben wurde. Regenschauer kündigten sich an. Auf den düsteren Wogen, die in die Hafenmündung rollten, standen weiße Schaumkronen.

      An einer der Piers im Werftgebiet hatte eine Zweimastkaravelle festgemacht. Die Crew hatte die Lateinersegel aufgegeit, und an Deck war Ruhe eingekehrt. Das ranke Schiff, das auf jeder Seite mit sechs Culverinen und vorn und achtern mit je zwei Drehbassen bestückt war, trug die britische Flagge.

      Hinter den Fenstern der Schiffsausrüstungsläden und der Schenken am Kai waren die verschwommenen Umrisse von Gesichtern zu erkennen. Blicke, in denen unverhohlene Feindseligkeit lag, hefteten sich auf das Schiff. Auch die Männer, die auf den Werften rings um das Hafenbecken arbeiteten, wandten die Köpfe, um aus schmalen Augen die Karavelle zu betrachten. Das Anlegemanöver des Schiffes war den Iren wie eine höhnische Herausforderung erschienen. Doch die Männer im Hafen wußten ihren aufgestauten Haß gegen alle Engländer zu zügeln. Dieser Segler war hervorragend armiert, und zweifellos verfügten auch die Crewmitglieder über ein ausreichendes Waffenarsenal. Es war auf alle Fälle gesünder, sich mit einer solchen Übermacht nicht anzulegen. Doch wehe jenen Briten, die sich allein oder zu zweit an Land wagten. Es gab genügend dunkle Gassen und Hinterhöfe, in denen man über sie herfallen konnte, wenn sich die Gelegenheit bot.

      Sir John Killigrew wußte, daß er sich auf ein gefährliches Pflaster begab, als er mit seinem Sohn Simon Llewellyn von Bord ging. Deshalb nahm er vorsorglich einen Begleitschutz von sechs Männern mit, die mit Pistolen und Entermessern bewaffnet waren. Die restliche Crew hatte striktes Verbot, an Land zu gehen. Mit schußbereiten Musketen standen die Männer an Deck bereit, um etwaige Angriffe abzuwehren. Auch die Drehbassen und Culvertinen waren feuerbereit.

      Mit schweren Schritten stapfte Sir John Killigrew über die Pier. Er war ein untersetzter Mann mit leuchtend rotem Haarschopf. In seinen hellblauen Augen lag nicht ein Hauch von Wärme, die Knollennase stand wie ein häßlicher Fremdkörper in seinen groben Gesichtszügen.

      Simon Llewellyn marschierte mit kurzen, schnellen Schritten neben seinem Vater her. Die Statur des Killigrews-Sprosses war bullig wie die seines Vaters, seine struppigen Haare hatten das gleiche leuchtende Rot. Die Gesichtshaut Simon Llewellyns war ständig leicht gerötet, und die wulstigen, aufgeworfenen Lippen gaben seiner unteren Gesichtspartie – zusammen mit der platten Nase – das Aussehen einer Ferkelschnauze.

      Von den bewaffneten Männern gefolgt, steuerte Sir John und sein Sohn entschlossen auf das nördliche Ende des Kais zu. Dort befand sich die Werft des alten O’Connor mit ihren weiträumigen Hellingen und den ineinander verschachtelten Werkstattschuppen, deren Holzplanken durch den ständigen Wind und das rauhe Klima eine grauschwarze Färbung angenommen hatten.

      Über der Einfahrt des Werftgeländes dehnte sich ein hölzerner Torbogen, der mit eingebrannten Buchstaben beschriftet war: RORY O’CONNOR – SHIPYARDS.

      Unmittelbar neben der Einfahrt war eine Barke aufgeslippt. Ein halbes Dutzend Männer war damit beschäftigt, die Beplankung des Schiffsrumpfes zu erneuern.

      Sir John Killigrew gab seinem Begleitschutz das Zeichen zum Halten. Mit einer herrischen Geste winkte er einen der Werftarbeiter heran.

      Der Mann folgte widerwillig der Aufforderung. In seiner Miene paarten sich Mißtrauen und Neugier. Die übrigen Arbeiter hatten ihre Werkzeuge sinken lassen und starrten herüber. Sie alle gehörten zu jener Sorte von Iren, die von sich behaupten, einen stinkigen Engländer auf zehn Meilen gegen den Wind zu wittern.

      „Wo steckt O’Connor?“ fragte Sir John barsch.

      „Sie haben Glück“, antwortete der Arbeiter. „Mister O’Connor ist in seinem Kontor.“ Die Betonung legte er auf das Wort „Mister“.

      Der alte Killigrew überhörte es, ließ den Mann kurzerhand stehen und stapfte weiter. Er brauchte sich nicht zu erkundigen, wo sich das Kontor befand, denn er kannte die Werft, wenn auch geraume Zeit verstrichen war, seit er das letzte Mal hiergewesen war.

      Das Kontor war in einem flachen Steingebäude untergebracht, das einem der Werkstattschuppen vorgelagert war. Auf einem von Holzstapeln umsäumten Vorplatz stand eine einspännige Kutsche. Das Pferd war an einem von insgesamt vier gußeisernen Ringen angeleint.

      Sir John grinste boshaft. O’Connor hatte es offenbar nicht mehr nötig, zu Fuß zu gehen. Und ein Blick auf das Werftareal erbrachte zusätzliche Gewißheit, daß die Geschäfte des Iren gut liefen. Ein Umstand, der Sir John Killigrew, dem Generalkapitän von Cornwall, mächtig gut in den Kram paßte. Das, worum seine Gedanken fast ausnahmslos kreisten, war Geld.

      Und Geld war der Grund, warum er den Hafen von Belfast angelaufen hatte.

      Die Fensterscheiben des Kontorgebäudes waren beschlagen. Dennoch war der blakende Lichtschein einer Öllampe zu erkennen. Aus dem Kamin stiegen blaugraue Rauchschwaden, die vom Wind rasch zerfasert wurden.

      Vor dem Eingang drehte sich Sir John zu seinem Begleitschutz um.

      „Ihr haltet hier draußen die Augen offen. Es könnte sein, daß diese Strolche auf Scherereien scharf sind.“ Er deutete mit einer Kopfbewegung zu den Werftarbeitern hinüber.

      „Aye, aye, Sir“, sagte Jeremy Robb, der Schiffszimmermann der Karavelle, ein breitschultriger Hüne. Er war der Anführer des bewaffneten Begleitkommandos.

      Sir John nickte herablassend. Dann forderte er seinen Sohn mit einer knappen Handbewegung auf, ihm in das Kontor zu folgen.

      Wohltuende Wärme schlug ihnen entgegen. Ein eiserner Ofen, in der hinteren Ecke des Raumes, bullerte anheimelnd. Zwei mächtige Stehpulte nahmen das Zentrum des Kontors ein. Über den Pulten hing die Öllampe, die schon von draußen zu sehen gewesen war. Ein mächtiger eichener Aktenschrank nahm die Wand gegenüber dem Fenster ein.

      Sir John bewegte sich zwei Schritte weit auf den knarrenden Fußbodendielen voran. Dann blieb er breitbeinig stehen und stemmte die Fäuste in die