Seewölfe - Piraten der Weltmeere 133. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954394579
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      Impressum

      © 1976/2015 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-457-9

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

      1.

      Schwer rollte der Geschützdonner über die Reede des Hafens von Sao Tomé. Er übertönte das Schreien und Fluchen der Männer an Bord der Schiffe, und deckte auch die Rufe der Menschen zu, die auf dem Kai zusammengelaufen waren. Rauch wälzte sich in fetten Schwaden über das Wasser, er schien alles unter sich begraben zu wollen: die Stadt, die Festung, den Regenwald und die Höhenzüge im Zentrum der Insel, die von den Selvas eingehüllt wurden.

      Die ganze stickige, tödliche Atmosphäre schien verdrängt zu werden, man konnte wieder atmen und hoffen auf Sao Tomé. Die große Wende war eingetreten. Ein Mann, der sich gewöhnlich weiß Gott nicht für die schlug, die von seiner Crew schlicht und einfach „die Dons“ genannt wurden, war den bedrängten Spaniern unverhofft zu Hilfe geeilt.

      Er hieß Philip Hasard Killigrew.

      Mit List und Verwegenheit waren Hasard und fünf seiner besten Männer in das Kastell eingedrungen, das von Manuelito und dessen Piratenbande vereinnahmt worden war. Die „Isabella VIII.“ hatte unterdessen die Insel an ihrer westlichen Seite gerundet, sich auf den Hafen zu gepirscht – und jetzt, auf Hasards Zeichen hin, kamen Ferris Tucker und die anderen fünfzehn Seewölfe auf der Galeone zum Zug.

      Ehe die Männer Manuelitos an Bord der Viermast-Galeone „Santa Catalina“ Gegenmaßnahmen hatten ergreifen können, hatte Hasards rothaariger Schiffszimmermann die „Isabella“ in die Hafeneinfahrt manövriert.

      Und es war nicht nur ein ausgesprochenes Pech, sondern auch ein klarer Fehler der Piraten, nicht die massive Eisenkette vor die Einfahrt gespannt zu haben, die diesem Zweck diente.

      Manuelito hatte seinerseits nur in den Hafen gelangen können, weil er die „Santa Catalina“ gekapert und sich als Capitán Algaba ausgegeben hatte. Eben weil die so dringend erwartete Galeone von Land aus erkannt worden war, hatte man die Kette geöffnet – und sich damit einen Wolf im Schafspelz in die Stadt und ins Kastell geholt. Manuelito hatte es dann jedoch versäumt, die Kette wieder schließen zu lassen. So sicher hatte er sich gefühlt.

      Für kurze Zeit waren die Freibeuter die Herren der Insel gewesen. Sie hatten den todkranken Stadtkommandanten Don Joaquin Barba Valiente, den Alkalden Juan Antonio Castano Collado, einen Feldscher namens Umberto und die übrigen Bewohner der Feste kurzerhand als Geiseln genommen und durch massiven Druck auch die Stadt unterworfen. Es war ein dreistes Banditenstück sondergleichen gewesen, und entsprechend groß war der Freudentaumel bei Manuelito, Caranza und den anderen Schnapphähnen gewesen.

      Spontan hatte Manuelito eine Siegesfeier im großen Salon des Kastells organisiert.

      Nicht ganz so spontan hatte er reagiert, als Hasard, Ben Brighton, Edwin Carberry, Smoky, der Kutscher und der junge Dan O’Flynn aufgetaucht waren, um ihm das soeben ergatterte Ruder wieder aus den Händen zu reißen.

      Und ausgerechnet Dona Adriana Valiente, diesem geradezu unerhört schönen Rasseweib, war es gelungen, Manuelito so zu umgarnen, daß er in die Falle tappte!

      Nicht minder überrascht und von panischem Entsetzen befallen waren die Kerle, die Manuelito an Bord der „Santa Catalina“ zur Bewachung des Hafens zurückgelassen hatte. Genau wie ihr Anführer hatten diese Männer sich schon darauf eingestellt gehabt, daß Sao Tomé die neue uneinnehmbare Bastion der Freibeuter geworden war – und nun dies!

      Platt hatte sich die „Isabella“ vor den ablandigen Wind gelegt. Drohend blickten die Mündungen ihrer 17-Pfünder-Culverinen aus den geöffneten Stückpforten hervor.

      Die Piraten hatten in aller Hast die Viermast-Galeone herummanövriert und das Feuer mit einer vollen Breitseite eröffnet. Sofort hatten die Seewölfe zurückgeschossen, aber nicht nur mit den Culverinen, die extrem lange Rohre hatten, sondern auch mit der übrigen „Bordartillerie“. Hasard hatte Gary Andrews und Al Conroy, die als Boten zur „Isabella“ gelaufen waren, eingeschärft, dies Ferris Tucker unbedingt mitzuteilen: Er sollte sofort sämtliche Register ziehen, die zur Verfügung standen – kompromißlos. Die Positionen in diesem Gefecht waren klar abgesteckt, man wußte, wen man vor den Rohren hatte und mußte diesen Kerlen mit gleicher Münze zurückzahlen, was sie der unschuldigen Inselbevölkerung angetan hatten.

      Und, nicht zu vergessen, es war Dona Adriana gewesen, die den Seewolf um seine Hilfe gebeten hatte. Hasard war zwar nicht der Typ, der sich durch den gut einstudierten treuherzigen Aufschlag zweier dunkelbrauner Rehaugen weichkochen ließ und erlag auch nicht bedingungslos dem sanften Hüftschwung einer betörend schönen Senora. Aber das, was Dona Adriana ihm erzählt hatte, hatte ehrlich geklungen – und mittlerweile hatte sich ja auch herausgestellt, daß es stimmte.

      Die Steuerbordgeschütze der „Isabella“ waren leergefeuert. Ferris Tucker ließ anluven, auf Backbordbug drehen und nahm Kurs auf die „Santa Catalina“.

      Die Viermast-Galeone hatte ebenfalls die Segel gesetzt und bewegte sich auf der Reede voran. Sie legte sich jedoch viel zu schwerfällig auf den anderen Bug. Ein großer Kasten war sie, solide gebaut und mit, viel Zierrat versehen, aber weder die wuchtige Galionsfigur noch die vielen Schnörkel der Heckgalerie verhalfen ihr zu größerer Wendigkeit. Sie schwenkte viel zu langsam herum, und entsprechend wuchs die Panik der Piraten.

      Sie brüllten durcheinander und liefen sich fast gegenseitig über den Haufen.

      „Feuer!“ schrie Ferris Tucker vom Achterdeck der „Isabella“.

      Al Conroy zündete daraufhin die beiden vorderen Drehbassen. Die Hinterlader ruckten in ihren auf dem Schanzkleid montierten Gabellafetten und spien ihre Kugeln aus. Schmale Feuerzungen stachen von den Mündungen der Bassen wie Schlitze in die Nacht.

      Ins Heck der „Santa Catalina“ gruben sich die beiden Kugeln. Sie hieben einen Teil der üppig verzierten Galerie kaputt, rasten dann weiter und trafen die Bleiglasfenster der Kapitänskammer. Klirrend zersprangen die Scheiben in tausend Stücke, es regnete Scherben, und in der Kammer, die einst Don Enrique José Algabas Allerheiligstes gewesen war, polterte und rumpelte es. Fast schien es, als wollten die Bassenkugeln sich einen Weg durch das ganze Achterkastell der spanischen Galeone bahnen.

      „Hurra!“ schrie Old Donegal Daniel O’Flynn. „Wir schießen diesen Lumpenhunden das Schiff unter dem Hintern weg! Weiter so! Arwenack!“

      In seinen Kampfruf tönte die Explosion, die im Kastell erfolgte. Old O’Flynn, Al, Gary, Ferris Tucker – alle sechzehn Männer wandten sich für eine Sekunde überrascht der Festung zu. Sie wurden Zeugen, wie der Nordturm