Seewölfe - Piraten der Weltmeere 432. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954398409
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      Impressum

      © 1976/2018 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-95439-840-9

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Roy Palmer

       Wölfe im Konvoi

       Sie sollten für die Spanier Geleitschutz fahren – und dann fehlte eine Galeone

       Die Insel La Plata nördlich des Golfes von Guayaquil war wie eine Festung, und sie hatte nur einen einzigen Zugang, der auf der Südseite lag und in eine kleine Bucht führte. Diesen Zugang verriegelte die „Estrella de Málaga“, besetzt mit den harten Kämpfern des Seewolfs. Und oben in den Felsen der Insel lauerten die anderen Kämpfer aus dem Bund der Korsaren, bereit, mit Wurfbomben, Musketenfeuer, Brand- und Pulverpfeilen jeden Landeangriff abzuschlagen. Don Pascual de Alcedo, der Generalkapitän, meinte, mit seiner Kriegsgaleone und vier armierten Schaluppen leichtes Spiel gegen die „Estrella de Málaga“ zu haben – die Insel würde er sowieso im Sturm nehmen. Was jedoch folgte, das war ein totales Fiasko für die Dons …

       Die Hauptpersonen des Romans:

      Don Miguel de Xeres – der Generalkapitän beschlagnahmt eine Kriegskaravelle und weiß nicht, was er sich damit antut.

      Philip Hasard Killigrew – beweist wieder einmal, daß Frechheit siegt.

      Edwin Carberry – meint, daß die dümmsten Bauern die größten Kartoffeln hätten.

      Ben Brighton – mimt einen verständnisvollen spanischen Seeoffizier.

       Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       1.

      Aus halb geöffneten Lidern blickte Don Miguel de Xeres in das Sonnenlicht, das von den kleinen Bleiglasfenstern gebrochen wurde und bizarre Muster auf den Steinfußboden zeichnete. Er atmete tief durch. Sein Blick wanderte weiter nach links und verharrte auf dem beeindruckenden Bild, das sich seinen Augen bot.

      Maria Maroto, die Kapitänswitwe, stand an der Waschschüssel und seifte ihren nackten Körper ein. Sie hatte beachtliche Reize: eine schöne große Kehrseite und starke Hüften, dicke, feste Brüste und gerade Beine. Sie entsprach seinem Idealbild der Frau, sie war „richtig knackig“, wie er zu sagen pflegte, und vor allem war sie so ganz anders als Ermana, seine Frau.

      Don Miguel seufzte, schob sich ein wenig höher und verschränkte die Arme unter seinem Hinterkopf auf dem Kissen des zerwühlten Bettes. Er betrachtete Maria bei ihren morgendlichen Aktivitäten und fand, daß er eigentlich mit sich und der Welt zufrieden sein konnte.

      Ermana war weit weg – daheim in Bilbao, wo sie ein kleines Häuschen hatten. Dort saß sie und strickte ihre harten, kratzenden Wämser und Beinkleider, die er nur mit Widerwillen trug. Jetzt, im November, pfiff ein eisiger Wind über die Küste des Baskenlandes, und nur ganz harte Männer wie Don Miguel wagten sich auch bei Sturm und Regen vor die Haustür.

      Doch hier, in Trujillo an der westlichen Küste von Neu-Granada, lebte es sich viel besser. Hier war jetzt Sommer, heiß zwar, aber unmittelbar an der Küste in den Nächten frisch und sehr kühl. Es gab genug zu essen und reichlich Wein aus der Heimat Spanien, und ein Mann wie Don Miguel genoß alle Vorzüge seines Ranges.

      Schließlich war er Generalkapitän und Geleitzugkommandant, und somit hatten ihm nicht einmal der Stadtkommandant oder der Hafenkapitän von Trujillo Befehle zu erteilen. Er, Don Miguel, war sozusagen der unumschränkte Herrscher, und alles hörte auf sein Kommando, auch Maria Maroto natürlich.

      Es würde seine Zeit dauern, bis er nach Spanien zurückkehrte. Praktisch war er auf unbegrenzte Zeit in die Neue Welt versetzt worden, und solange er seine Aufgaben zur Zufriedenheit der Admiralität erfüllte, brauchte er sich nicht zu sorgen.

      Ständig gab es neue Konvois, die zusammengestellt wurden. Das Geschäft mit dem Gold und Silber lief prächtig, und jeder Geleitzug hatte es mehr denn je nötig, entsprechend geschützt und abgeschirmt zu werden, denn die Bedrohung durch Freibeuter und Piraten wuchs ständig – auch an dieser Seite des Kontinents.

      Engländer und Franzosen, Holländer und Skandinavier, kurz, Schnapphähne und Galgenstricke aus aller Welt überfielen spanische Galeonen. Hin und wieder gelang ihnen ein erfolgreicher Raid, ein tollkühner Handstreich, bei dem sie Barren, Schmuck und Edelsteine erbeuteten. Aber genauso groß – oder vielleicht noch größer – waren ihre Verluste. Bei Feuergefechten zogen sie meistens den kürzeren.

      Don Miguel de Xeres war, was die Piraten betraf, hart und unerbittlich. Er tötete sie, wo er nur konnte, und wenn einer dieser Kerle gefangen wurde, ließ er sich durch dessen Flehen um Gnade nicht erweichen. Er entschied nur, ob der Mann aufgehängt oder erschossen werden sollte, den Rest überließ er dem Peloton.

      Er war kein Sadist oder Menschenschinder, er handelte im Interesse der spanischen Krone und richtete sich nach seinen Befehlen. Nur ein toter Pirat war ein guter Pirat – und nur durch Härte konnte man mit diesem Gesindel aufräumen und es nachhaltig einschüchtern.

      Manchmal war in Trujillo die Rede von einer anderen Kategorie Männer, die sich angeblich zum Ziel gesetzt hatten, durch faire Kämpfe Spanien-Portugal in der Neuen Welt den Rang abzulaufen. Sie waren – so hieß es – keine primitiven, grausamen Schlagetots und Küstenhaie, sondern aufrichtige und ehrbare Männer aus aller Herren Länder, die mit sogenannten Kaperbriefen versehen waren und somit den Segen ihrer Herrscher hatten, insbesondere der englischen Königin Elizabeth I.

      Da sollte doch tatsächlich ein Kerl die Karibik verunsichern, der „El Lobo del Mar“ genannt wurde, der Seewolf. Mit richtigem Namen hieß er offenbar Killigrew, wenn man dem Glauben schenken durfte, was in den spanischen und portugiesischen Häfen erzählt wurde. Er hatte ein kleines Heer um sich versammelt, dieser Killigrew, und er sollte auch mit Indianern und Schwarzen und sogar Gelbhäutigen paktieren.

      Einen „Bund der Korsaren“ sollte er gegründet haben, wurde in den Kneipen bei Wein und Bier gemunkelt. Bis heute war es keinem gelungen, seinen Schlupfwinkel zu finden und auszuheben. Somit war der Seewolf schon zu seinen Lebzeiten eine Legende.

      Don Miguel pflegte über solches Seemannsgarn und alle diese Gerüchte im allgemeinen nur spöttisch zu lächeln. Er versah seinen Dienst in der Neuen Welt bereits seit über fünf Jahren und war nicht nur in Trujillo, sondern auch in Panama, Acapulco, Vera Cruz und anderswo gewesen.

      In dieser Zeit war er dem berüchtigten Seewolf nie begegnet. Er hatte keines seiner Schiffe auch nur von weitem gesehen. Nun, er wollte nicht leugnen, daß es diesen Kerl wirklich gab, aber mit Sicherheit maß man ihm mehr Bedeutung bei, als angemessen war. So gefährlich wie sein Ruf war er auf keinen Fall.

      Maria Maroto betrachtete ihren Geliebten im Spiegel und lächelte.