Seewölfe - Piraten der Weltmeere 151. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954394753
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      Impressum

      © 1976/2015 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-475-3

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

      1.

      Der Freibeuter Gijsbert, der mit Hendrik Laas und vier anderen Männern zusammen zur Mittelwache an Bord der „Sparrow“ eingeteilt worden war, blieb auf der Kuhl stehen und bückte sich nach einem Tampen, den irgend jemand hier, dicht vor dem Kombüsenschott, hatte liegen lassen. Der bärtige Hendrik beugte sich im selben Augenblick ebenfalls und tat so, als ob auch er den Tampen aufheben wollte.

      „Ich frage mich, ob wir es wirklich schaffen“, sagte Gijsbert leise. „Aber ich bin zu allem bereit.“

      Hendrik warf ihm einen huschenden Seitenblick zu. „Wir schaffen es. Aber du kannst dich noch anders entschließen, wenn du willst.“

      „Nein, das tue ich nicht. Auf gar keinen Fall.“

      „Gut.“

      „Du brauchst mich nicht mehr auf die Probe zu stellen, Däne“, wisperte Gijsbert, der Holländer. „Jetzt nicht mehr.“

      „Ich vertraue dir. Schläft alles?“

      „Im Mannschaftslogis noch nicht.“

      „Samkalden?“

      „Ich glaube, der Hund ist noch wach.“

      „Wir warten“, flüsterte Hendrik.

      „Und du gibst dann das Zeichen“, raunte der Holländer.

      „Spätestens nach Ablauf von zwei Glasen“, flüsterte Hendrik Laas seinem Mitverschwörer zu. Dann richtete er sich wieder auf und kehrte Gijsbert den Rücken zu, während dieser mit dem Tampen in der Hand davonschlenderte.

      Sie hatten sich auf englisch unterhalten, denn Gijsbert konnte kein Dänisch, und Hendrik war des Holländischen nicht mächtig. Beide sprachen sie jedoch ein ziemlich fließendes, wenn auch nicht ganz fehlerfreies Englisch.

      In den Jahren, die Hendrik Laas als Junge in seinem Heimatort, einem winzigen und völlig unbedeutenden Fischernest im Norden von Jütland, verbracht hatte, hätte er sich nicht träumen lassen, daß er eines Tages eine fremde Sprache benutzen, fremde Länder kennenlernen, beunruhigende und wundersame Neuigkeiten sehen und erbittert um sein Leben kämpfen würde.

      Hendrik Laas hatte viele Kämpfe hinter sich, aber er wußte, daß ihm in dieser Nacht die schwerste Auseinandersetzung seines Lebens bevorstand. Es fehlte hier die Chance, die ein aufrichtiger Mann seinem Gegner ließ, das Gebot der Fairneß. Ein Kerl wie Roel van Dyck, der sich zum Kapitän über dieses Schiff ernannt hatte, kannte keine Gebote der Ehrenhaftigkeit und keinen Moralkodex.

      Plötzlich sehnte sich Hendrik nach Hause zurück – in die Hütte, in der er alles andere als eine beneidenswerte Jugend verbracht hatte, bevor er eines Tages an Bord einer Karracke auf und davon gesegelt war. Ja, er wünschte sich, nie fortgegangen, nie ausgerissen zu sein und das biedere Dasein eines Fischers geführt zu haben.

      Er schüttelte unwillkürlich den Kopf, als er jetzt den Steuerbordniedergang zur Back hinaufstieg. Nein, für Rührseligkeiten war keine Zeit. Sentimentales Denken war Gift bei einem Vorhaben, in dem Mut und Schnelligkeit den Ausschlag gaben.

      Hendrik Laas fürchtete weder Tod noch Teufel, aber er haßte Hinterhältigkeiten und Intrigen, Ungerechtigkeiten und sinnlose Grausamkeiten. Er wollte diesen Schlamm, in den er hineingeraten war, von sich abschütteln.

      Auf dem Vorkastell drehte er sich noch einmal kurz zur Kuhl um. Er stand schon dicht vor dem Fockmast und war sicher, daß man ihn von Kuhl und Achterdeck aus kaum noch erkennen konnte. Das war gut so, denn auf diesem Schiff schienen jedes Schott und jede Planke Augen und Ohren zu haben, und allein ein Blick konnte von den Kerlen, die hier mit eiserner Hand regierten, falsch ausgelegt werden.

      Gijsbert hatte wie vorgeschrieben seinen Platz in der Nähe des Großmastes eingenommen, keine drei Schritte vom Backbordschanzkleid der Galeone entfernt.

      Bert Anderson versah etwas weiter achtern an der Steuerbordseite der Kuhl seinen Dienst. Auf dem Achterdeck konnte Hendrik die Gestalten von Sheldon Gee und dem Piraten Ligthart sehen. Ivo, einer der jüngeren Männer der Freibeutermannschaft, war weisungsgemäß in den Großmars aufgeentert.

      Samkalden, der sich hier als Profos fühlte und wie ein Tyrann verfuhr, hatte bei Wachwechsel seine übliche Kontrollrunde gedreht und sich dann ins Logis zurückgezogen, ehe Gijsbert das Vordeck als letzter Mann der Mittelwache verlassen hatte. Gijsbert gehörte zu der Piratenbande, er kannte Samkalden, und er wußte, daß dieser, so, wie er sich auf dem Rand seiner Koje niedergelassen hatte, nicht hundemüde sein konnte. Zumindest in der ersten halben Stunde nach dem Wachwechsel war der Kerl noch auf der Hut – und es hieß, höllisch aufzupassen und keinen Fehler zu begehen.

      Bert Anderson und Sheldon Gee waren die beiden anderen Verschwörer, die mit Hendrik Laas und Gijsbert das Komplott geschmiedet hatten. Anderson war auf der „Sparrow“ einst der Bootsmann gewesen, Gee der Segelmacher. Von der ursprünglichen Besatzung war außer ihnen nur Ewing Scott, ein einfacher Decksmann, übriggeblieben, aber mit dem konnten sie nicht rechnen.

      Scott hatte sich auf die Seite der Piraten geschlagen – aus echter Überzeugung. Er erhoffte sich davon ein besseres, gefälligeres Leben und eine Serie von wilden Abenteuern, von denen er bei seiner bisherigen Tätigkeit nur geträumt hatte. Wegen seiner neuen Rolle war er für Laas, Anderson, Gee und den Holländer Gijsbert doppelt gefährlich.

      Von Sheldon Gee vermutete kaum jemand, daß er imstande war, an einer Meuterei teilzunehmen. Er hatte bislang gekonnt den Stiefellecker und Untertanen gespielt und alles getan, was Roel van Dyck, Samkalden und die anderen Freibeuter ihm befahlen. Anderson stellte den Teilnahmslosen zur Schau, den gebrochenen Mann, nur Scott behauptete immer wieder von ihm, er habe noch Energien in sich. Van Dyck schenkte Scott in diesem Punkt jedoch keinen Glauben, und so war der einzige Gefangene, den man für wirklich unbeugsam hielt, Hendrik Laas.

      Aber Laas hatte sich gehütet, bei der Überfahrt auch nur den Versuch eines Aufstandes und der Flucht zu unternehmen. In seinem Inneren schien nun das nüchterne Kalkül zu überwiegen, eine Rechnung, von der er annehmen mußte, daß sie ihm das geringste Risiko brachte – und außerdem noch einen bescheidenen Anteil an dem, was die Piraten früher oder später zu finden hofften.

      So gesehen ahnte auch van Dyck nichts von dem Vulkan, der in Hendrik Laas schlummerte. Van Dyck hatte jedoch nie den Fehler begangen, den bärtigen Dänen zu unterschätzen. Er hatte seinen Männern eingeschärft,