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Die Menschenhändler von Manhattan: Ein Roberto Tardelli Thriller #74
von A. F. Morland
Der Umfang dieses Buchs entspricht 103 Taschenbuchseiten.
Mafiajäger Roberto Tardelli jagt Jerry Costello, ein ranghohes Mitglied der Ehrenwerter Familie. Dann erfährt der Mafiajäger von einer jungen Frau, dass Costello noch mehr auf dem Kerbholz hat: Er betätigt sich im Babyhandel! Für Tardelli wird es zu einer tödlichen Verfolgungsjagd.
Copyright
Ein CassiopeiaPress Buch CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
© Roman by Author / COVER FIRUZ ASKIN
© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten.
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1
Die Faust, die aus der Dunkelheit auf Roberto Tardellis Kinn zuraste, wirkte groß wie ein Handkoffer.
Der Mafiajäger sah sie zum Glück rechtzeitig kommen und reagierte augenblicklich. Er nahm den Kopf zurück, blockte mit dem linken Arm ab und konterte blitzschnell. Er traf voll. Sein Gegner schüttelte sich und torkelte zwei Schritte zurück, fing sich aber, wollte erneut anstürmen, doch er hatte in dieser Nacht permanentes Pech.
Sein zweiter Angriff endete in einem Aufwärtshaken, der ihn trotz der zwei Zentner, die er auf die Waage brachte, fast aus den Schuhen hob. Er landete mit glasigen Augen auf seiner Kehrseite, stützte sich mit den Händen ab und war für kurze Zeit unfähig, aufzustehen.
Roberto brachte seine Kleidung in Ordnung. Er hörte Musik hinter sich. Partylärm mit Gelächter, Gläserklirren, Stimmengemurmel. Vor fünf Minuten erst hatte die ganze beschwipste Bande „Happy Birthday“ gegrölt.
Roberto betrachtete den Schläger, der anscheinend immer noch nicht begreifen konnte, dass er seinen Meister gefunden hatte. Der Bursche hatte einen dicken, kugelrunden Kopf mit Igelhaaren. Seine Augen waren wasserhell, die Lippen wulstig. Jetzt rann Blut über sie. Der Kerl leckte es mechanisch ab.
Jemand presste sich durch den hohen Fliederbusch, hinter dem sich Roberto Tardelli so erfolgreich seiner Haut erwehrt hatte. Ein bleiches Oval tauchte aus der Finsternis auf.
„Verdammt, was geht denn hier vor?“
Große Augen starrten Roberto Tardelli fassungslos an. Der junge COUNTER CRIME-Agent grinste breit.
„Hallo, Cesare.“
Der andere bekreuzigte sich, als stünde er vor einem Gespenst. Er küsste zum Abschluss mit zuckenden Lippen seinen Daumennagel und ächzte verstört: „Dio mio! Roberto Tardelli!“
„Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Cesare.“
Cesare Sordi schluckte trocken.
Der Adamsapfel jagte in seiner Kehle auf und ab.
Er trug ein weißes Dinnerjacket und schwarze Hosen mit rasiermesserscharfen Bügelfalten. Im Knopfloch steckte eine blaue Zuchtnelke. Er sah aus wie aus dem Ei gepeilt. Sein Haarschnitt war korrekt. Er machte einen seriösen Eindruck, doch der Schein trog. So harmlos, wie Sordi sich jetzt und hier in Italien gab, war er nicht immer gewesen. Vor fünf Jahren noch war er ein recht rühriger Soldato der Mafia in New York.
Eines Tages war ihm dann aber der Boden unter den Füßen zu heiß geworden. Er hatte sich bei gutem Wind in sein Heimatland abgesetzt, wo ihm ein Jahr später das Glück in den Schoß fiel. Er sah gut aus. Es war ihm nicht schwergefallen, der Tochter eines Mailänder Industriellen den Kopf zu verdrehen. Sie war nicht hübsch, trug eine dicke Brille auf der breiten Nase und hatte keinen Busen. Um so mehr war sie dankbar für Sordis Liebesbeteuerungen und seine Schwüre, dass ihn alle ihre körperlichen Mängel nicht störten, im Gegenteil, deswegen habe er sie noch viel lieber.
Der Industrielle war froh gewesen, seine Tochter endlich unter die Haube bringen zu können. Er zeigte sich nicht kleinlich und machte seinen Schwiegersohn zum Vizedirektor seines riesigen
Unternehmens.
Cesare Sordi streifte seine verbrecherische Vergangenheit wie eine unbrauchbar gewordene Haut
ab. Von Amerika und der Mafia wollte er nichts mehr hören.
Schwamm drüber.
Das war vorbei und vergessen.
Er distanzierte sich auch seelisch von der Unterwelt. Wollte nichts mehr mit ihr zu tun haben. Anscheinend respektierte man in Cosa-Nostra-Kreisen seinen Wunsch vorübergehend. Das hieß natürlich nicht, dass man ihn für alle Zeiten in Ruhe lassen würde. Wenn es etwas gab, das er für die Ehrenwerte Familie tun konnte, würde man sich seiner erinnern, und dann würde er spuren müssen, sonst war er ein toter Mann.
Der Gorilla, den Roberto zusammengeschlagen hatte, erholte sich und stand mit wutverzerrtem Gesicht auf. Roberto wies auf den Burschen. „Früher brauchten die Leute Leibwächter, die sie vor dir schützten. Heute brauchst du selbst jemanden, der auf dich aufpasst. Wie sich die Zeiten ändern.“
Der Muskelmann ballte aggressiv die Hände und starrte Roberto mit wütenden Augen an.
„Sag ihm, er soll Dampf ablassen, sonst schlage ich ihm die Jacketkronen in den Hals!“, verlangte Roberto ungerührt. „Sag ihm, du möchtest mit einem alten Bekannten ein paar Takte plaudern! Los, sag‘s ihm, Cesare.“
Sordi nickte verwirrt. „Es ist gut, Tonio. Lass uns allein. Nun geh schon, verflucht. Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe? Du sollst gehen. Sieh zu, dass keiner der Gäste auf die Idee kommt, mich zu suchen.“
Tonio schob mit blitzenden Augen davon.
Das Haus, in dem die Geburtstagsfeier lief, war ein großer Bungalow mit Klimaanlage und vielen technischen Mätzchen, wie zum Beispiel einer elektronisch gesteuerten Hausbar, mit Jalousien, die sich auf Knopfdruck bewegten, und Gardinen, die auf Knopfdruck reagierten.
„Wie alt bist du?“, wollte Roberto Tardelli wissen.
„Achtunddreißig“, presste Sordi heiser hervor. Er war nervös, nagte an seiner Unterlippe. Seine Augen blinzelten unruhig. Er blickte immer wieder über die Schulter zum Bungalow, der an diesem Abend in Festbeleuchtung erstrahlte.
„Ein prima Alter“, sagte Roberto. „Man fühlt sich gut, ist noch nicht zu alt, um schon zum alten Eisen geworfen