Frank Westermann
Muster für morgen
Band 4 der Serie »Andere Welten«
FUEGO
RÜCKBLICK:
[Inhaltliche Zusammenfassung von »Kontrolle«, »Inseln der Macht« und »Sternentage«]
Speedy wächst in einer Welt auf, die der unseren vergleichbar ist, d.h. sie ist geprägt von einem Gesellschaftssystem, das auf Machtausübung, Unterdrückung, Ausbeutung, Hierarchie und Konkurrenz beruht. Nach einem weiteren Weltkrieg sind weite Teile der Erde in Wüste verwandelt und übriggeblieben sind die beiden Machtblöcke Neu-Ing (Speedys Heimat) und die Südlichen Inseln. Speedy hat große Schwierigkeiten, sich in dieser perfekt organisierten Welt zurechtzufinden, in der es kaum Anzeichen von Widerstand zu geben scheint.
Doch dann überschlagen sich die Ereignisse: ein mysteriöser Beobachter taucht auf und warnt Speedy und seine Freunde vor einem drohenden neuen Krieg. Gleichzeitig schlägt der Versuch der militanten Gangs fehl, einen Großangriff auf die Regierung zu unternehmen. Noch einmal greift der Beobachter ein und bringt alle Betroffenen vor dem anrückenden Militär in eine andere Realitätsebene in Sicherheit.
Mit dieser Erde II lernt Speedy eine ganz andere Welt kennen. Hier gibt es kein einheitliches Gesellschaftssystem, sondern eine Menge von Stammesverbänden, die teils in Städten, teils auf dem Land und teils als Nomaden und Wanderer leben. Beim Durchstreifen dieser Welt gerät Speedy – allein oder mit Freunden – von der Anarcho-Stadt über einen Nomadentreck, die Gefangenschaft in der Geld-Stadt und dem Machtbereich einer sektenähnlichen Zwangsgemeinschaft schließlich in ein Dorf, in dem eine junge Frau namens Traumschwester lebt, die ihm eine Menge neuer Einsichten vermittelt. Er wohnt hier eine Zeit lang mit Menschen zusammen, die versuchen, herrschaftsfrei unter Ausnutzung mystischer Elemente im Einklang mit der Natur zu leben. Aber auch dort findet er den Ansatzpunkt zum eigenen Handeln noch nicht.
Im zweiten Buch wird Speedy auf zunächst unerklärliche Weise in seine Heimatrealität zurückversetzt. Er landet dabei allerdings in einem Gefängnis im Machtbereich der Südlichen Inseln. Eine halb-legal arbeitende politische Gruppe befreit ihn und drei andere Gefangene aus dem Gefängnis Bergotos und Speedy versucht, sich in seiner neuen Umgebung einzugewöhnen. Er kommt in einer Wohngemeinschaft unter, spielt in einer Band mit und arbeitet politisch in der Gruppe, die ihn befreit hat. Der Kampf richtet sich auf den Südlichen Inseln in erster Linie gegen eine Militärdiktatur und die sie stützenden Monopolunternehmen.
Trotz einiger Erfolge im militanten Widerstand gerät das Handeln der Gruppe bald in eine Phase der Stagnation, deren Ursache einerseits persönliche Differenzen und Machtstrukturen innerhalb der Gruppe und andererseits die Zersplitterung des linken Widerstandes überhaupt und seine fehlende Massenbasis sind.
Unterdessen trifft Speedy eine Freundin aus Neu-Ing wieder, deren Erzählungen seine Kenntnisse in Bezug auf die verschiedenen Realitäten total verwirren. Außerdem erfährt er von ihr, dass sein Freund Lucky in Bergotos einsitzt. Nachdem die Gruppe auseinandergebrochen ist und die Machthaber im System jetzt ganz offen brutale Unterdrückungsmethoden einleiten, gelingt es Speedy noch, mit zwei Helfern Lucky zu befreien.
Ihre Flucht endet im Keller eines Hauses, in dem außerirdische Wesen ein seltsames Spiel betreiben. Die Außerirdischen, die sich Kurzos nennen, erklären sich bereit, Speedy und Lucky, die keinen anderen Ausweg sehen, in ihrem Raumschiff mitzunehmen.
Das dritte Buch schildert die Weltraum-Odyssee von Speedy und Lucky.
Nachdem sie sich von den Kurzos auf spektakuläre Weise getrennt haben, wollen sie versuchen, die Erde wiederzufinden. Auf dem Flug zum Kunstplaneten Mindatar entpuppen sich die Übersetzungsgeräte, die sie von den Kurzos erhalten haben, als Technische Helfer, die sie bei der Reparatur ihres Raumbootes unterstützen. Auf Mindatar begegnen sie dem Tromaden Kortanor, der auf der Flucht vor der Polizei des Öko-Planeten zu ihnen an Bord kommt. Von dort aus fliegen sie nach Hymeran, einem sogenannten Nicht-Arbeiter-Planeten, wo sie hoffen, die Koordinaten der Erde zu bekommen. Sie lernen dort Menschen kennen, die ein Leben ohne Arbeit und Herrschaft führen, deren Gesellschaftssystem aber letzten Endes für sie undurchschaubar bleibt. Der Hinweis der ebenfalls auf Hymeran lebenden Vurx führt sie zum Planeten der roten Sonne, auf dem sich verschiedene Realitäten überschneiden. Mit Hilfe der Zauberin Sonnenfeuer, die auf unerklärliche Weise in Kontakt mit Traumschwester (s. Kontrolle) steht, können sie endlich den Rückflug zur Erde antreten. Sonnenfeuer begleitet sie dabei, obwohl ihre Heimat von Invasoren aus dem All angegriffen wird. Auf dem Rückflug geraten sie in die Nebelgrenze, die eine Zeitverschiebung um 8 Jahre bewirkt, und begegnen Sucherin, einer anderen Gestalt des Wesens, das sie früher als Beobachter kennengelernt hatten. Nunmehr zu fünft treffen sie wieder im heimatlichen Sonnensystem ein.
DIE SITUATION
Mit einem gewaltigen Ausrottungsfeldzug gegen jeden militanten Widerstand gelang es der neu etablierten Militärdiktatur der Südlichen Inseln, das Blatt noch einmal zu ihren Gunsten zu wenden. Tausende von Menschen fielen diesem Massaker zum Opfer, wurden hingerichtet, in Lager gesperrt, ins Gefängnis geworfen, gefoltert und verstümmelt. Hinterher herrschten das Schweigen der Toten und das Flüstern der Verfolgten auf den Straßen der Städte und Dörfer.
Speedy und Lucky waren der Vernichtungsmaschinerie wie bekannt im letzten Moment entkommen.
Die nächsten Jahre waren vom Bemühen der Machthaber geprägt, die Kontrolle über die Menschen wiederherzustellen.
Doch kaum war ihnen das hier ansatzweise gelungen, geriet das Regime der Regs in Neu-Ing ins Schwanken.
Hintergrund für die instabilen Zustände in beiden Metropolen bildete die ökonomische Lage. Besonders das Kapital in Neu-Ing war nicht mehr in der Lage, einem Großteil der Bevölkerung relativen Wohlstand zu garantieren bei gleicher oder sogar sinkender Arbeitsintensität und gestiegenen Lohnkosten. So wurde also versucht, alle Formen von Arbeit, die unter der Regie des Kapitals standen, stärker auszubeuten. Weiterhin sollten die Löhne niedrig gehalten und ein Teil der Menschen überhaupt aus dem Produktionsprozess herausgeschleudert werden. Diesen unproduktiven, überflüssigen Arbeitern und Arbeiterinnen wurde auch keine Wohlfahrt mehr ausgezahlt. Immer mehr Menschen fürchteten um ihre nackte Existenz.
Durch ihre ökonomische Abhängigkeit von Neu-Ing gerieten die Inseln ebenfalls in den Sog dieser Krise (der gewonnene Krieg hatte den Militärs nur eine kurze Atempause gebracht und die Verschuldung und technologische Abhängigkeit nicht beseitigt). Die gezwungenermaßen auf Export ausgerichtete Wirtschaft der Inseln brachte neuen Druck und Verarmung für die Kleinbauern und Slum-Bevölkerung.
Ein weiteres schwerwiegendes Problem, das die Situation für Staat und Kapital aufs Äußerste verschärfte, war das der fehlenden Rohstoffe. Die Gegend um Neu-Ing war praktisch ausgeblutet. Es gab dort kaum noch Kohle, Öl, Uran oder Erze.
Und die Inseln bestanden zu 80% aus Ackerland, das die Nahrungsmittelherstellung für beide Staaten abdecken sollte. Außerdem stieg die Bevölkerungszahl ständig, und es gab keine Ausweichplätze. Die Städte hatten sich in die Höhen und Tiefen gebohrt, trotzdem platzten sie aus allen Nähten. Besonders Neu-Ing sah aus wie ein riesiges stählernes Monstrum, das vergeblich versuchte, seine Metallfühler in andere Gebiete auszustrecken.
Denn ein Großteil der Erde war nach wie vor radioaktiv verseucht und die restlichen Gebiete waren auf jeden Fall für Menschen unbewohnbar.
Man hatte jahrelang versucht, alles Mögliche künstlich herzustellen – mit einigermaßen Erfolg. Aber auch dafür wurden Rohstoffe benötigt. Nur aus Sand und taubem Gestein war nichts zu gewinnen. Das meiste Land war unfruchtbar und eine einzige Wüste.
In Neu-Ing hatten die Regs eine Zeit lang automatische Geräte und Maschinen entwickeln lassen, die selbsttätig in diesen Landstrichen nach Bodenschätzen suchen und sie auch abbauen sollten. Doch das Problem der Radioaktivität war nie gelöst worden. Die Maschinen selbst und das,