ANIKA HASSE
DIE MAGISCHE TIERWARTE
Abenteuer im versteinerten Wald
Das Rätsel des Verstärkungszaubers
Unterwegs mit dem Wurzel-Express
EIN FAULTIER KOMMT DAZWISCHEN
„Ihr wollt die Reise wirklich absagen?“, ruft Marly entsetzt. „Ihr seid die gemeinsten Eltern auf der ganzen Welt!“
„Marly-Bärchen!“ Etwas hilflos versucht Pedro Santos seine vor Wut umherstapfende Tochter zu beruhigen.
„Unsere Reise nach Brasilien wird stattfinden. Nur eben erst nächstes Jahr!“
Marly wirft ihrem Papa einen wütenden Blick zu und stemmt ihre Hände in die Hüften. „Nächstes Jahr? Ist das euer Ernst?“ Marly kämpft mit den Tränen.
„Marly, du weißt doch, dass wir die Reise nicht ohne Grund verschieben!“, sagt Sylvia Santos ruhig. „Es ist nun mal unser Beruf, wilde Tiere auf der ganzen Welt zu erforschen und bedrohte Arten zu schützen.“
„Deine Mutter hat recht!“, steht Marlys Papa ihr bei.
„Das Forschungsteam im brasilianischen Regenwald hat um unsere Hilfe gebeten. Angeblich haben sie ein seltenes Exemplar eines Dreifinger-Faultieres gesichtet. Es geht sogar das Gerücht um, dass es sich um ein Albino-Faultier handeln könnte!“ Papa Pedros Augen fangen an zu glänzen. „Weißt du, wie selten so ein Tier ist?“
Verstohlen wischt sich Marly eine Träne mit ihrem Ärmel aus dem Gesicht und zuckt gleichgültig mit den Schultern. „Nein! Ist mir auch völlig egal! Ich höre immer nur Arbeit, Arbeit, Arbeit. Nie habt ihr Zeit für mich. Ich dachte, dieses Mal ist es anders. Ihr habt es mir hoch und heilig versprochen!“
Mama Silvia greift nach Marlys Hand und zieht ihre Tochter zu sich herüber. „Marly, das wissen wir! Es tut uns auch schrecklich leid, aber so eine Gelegenheit kommt vielleicht nie wieder.“
Marly schiebt die Hand ihrer Mutter beiseite und kneift wütend ihre Augen zusammen. „Eben! Für mich auch nicht. Ihr wisst genau, dass es mein größter Wunsch ist, wilde Tiere in freier Wildbahn zu sehen!“
Pedro Santos seufzt. „Marly, das wirst du auch, nur eben erst nächstes Jahr, versprochen!“
„Nein!“ Marly stampft wütend mit dem Fuß auf den Boden. „Warum nehmt ihr mich nicht einfach mit auf eure Forschungsreise? Ich könnte euch doch bei der Suche helfen!“
„So eine Expedition ist keine Urlaubsreise, Marly.“, antwortet Mama Silvia. „Falls es sich wirklich um ein seltenes Albino-Faultier handelt, dann wäre das eine wissenschaftliche Sensation!“
Marly wirft ihren Eltern einen wütenden Blick zu. „Dieses blöde Faultier ist euch also wichtiger als ich?“
„Natürlich nicht!“, sagt Marlys Papa hilflos. „Rede doch nicht so einen Unsinn, Marly-Bärchen.“ Er greift nach dem großen Globus, der auf dem Regal über Marlys Bett steht. Er deutet mit dem Finger auf Brasilien und fährt den Amazonas entlang, wobei er einigen Staub aufwirbelt. „Die hier lebenden Kragenfaultiere sind vom Aussterben bedroht. Durch die Abholzung des Regenwaldes wird ihr Lebensraum immer kleiner. Sie brauchen also wirklich unsere Hilfe!“
Marly beißt sich auf ihre Lippen. „Und was soll ich jetzt bitteschön die ganzen Ferien über machen?“
Papa Pedro lächelt und holt einen kleinen Flyer aus seiner Hosentasche hervor. „Wir haben für dich etwas gefunden, das genauso spannend ist.“ Er macht eine kurze Pause und zwinkert Marly zu. „Du wirst deine Ferien in einem Ferienlager am Chiemsee verbringen.“
Marly starrt ihre Eltern an und murmelt: „Ferienlager …? Chiemsee …?“
„Genau!“, antwortet Pedro. „Das Beste daran ist, dass es auf dem Gelände sogar eine Wildtierauffangstation gibt. Ist das nicht toll?“
Marly steht wie angewurzelt in ihrem Zimmer und schüttelt ihren Kopf so doll, dass ihr dunkelbrauner Dutt hin und her wackelt. „Was soll denn daran bitte spannend sein?“, schreit sie ihre Eltern an. „Solche Tiere, sehe ich jeden Tag bei Oma Gertrud im Tierheim! Ich möchte richtige wilde Tiere wie Krokodile, Elefanten und Giraffen sehen. Keine doofen Rehe oder Hasen!“
„Es gibt dort ganz viel zu erleben“, sagt Marlys Papa aufmunternd. „Nicht weit vom Ferienlager entfernt gibt es sogar ein ganz neues Naturkundemuseum mit einer eigenen Abteilung über Tiere, die rund um den Chiemsee vor Tausenden von Jahren gelebt haben sollen. Dafür interessierst du dich doch oder etwa nicht, Marly-Bärchen?“
Verzweifelt und enttäuscht lässt sich Marly auf den Fußboden sinken und vergräbt ihr Gesicht in ihren Händen.
„Ich