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sagte Steve McCoy nachdenklich.

      „Möglich“, erwiderte Andrews schnell und blickte sich ängstlich um. „Ich habe jemand auf diese Dinge angesetzt, und sie hat auch etwas entdeckt.“

      „Sie?“, unterbrach Steve McCoy und hob die Augenbrauen.

      „Ja. Es ist eine Agentin. Sie arbeitet noch nicht lange für uns und hat natürlich kaum Erfahrung. Aber was sollen wir machen, wir müssen oft nehmen, was wir kriegen, Jedenfalls habe ich von dem Mädchen seit gestern nichts mehr gehört, und. ich vermute, dass man sie geschnappt hat.“

      „Das wäre peinlich. Wird sie reden?“

      Andrews machte ein missmutiges Gesicht. „Sicher wird sie reden. Sie ist viel zu unerfahren, um Profis etwas vorzumachen.“

      „Mit anderen Worten: die Gegenseite weiß vermutlich jetzt schon, dass wir großes Interesse an bestimmten Dingen haben. Das heißt, sie werden ihre Sicherheitseinrichtungen noch verstärken.“

      Andres nickte. „Ja. So sieht es aus.“

      Steve lächelte leicht. „Das ist aber nicht mehr so schlimm. Denn die Gegenseite weiß vermutlich schon sehr genau, worum es geht.“ Er berichtete mit wenigen Sätzen, was in New York passiert war. „Außerdem ist bei der Ankunft bereits mein Koffer durchsucht worden“, schloss er.

      Andrews machte ein bedenkliches Gesicht. „Normalerweise müssten Sie sofort abreisen, wenn Ihre Tarnung jetzt schon geplatzt ist. Aber wir haben wahrscheinlich keine Zeit mehr, einen neuen Mann aufzubauen.“

      „Okay. Im Übrigen habe ich alle Vollmachten. Ich werde versuchen den Karren trotzdem aus dem Dreck zu ziehen. Wir haben keine andere Möglichkeit.“

      Er machte eine kurze Pause. „Haben Sie eine Ahnung, wo das Mädchen stecken könnte?“

      „Ja. Ich zeige es Ihnen später auf der Karte. Wollen Sie sich die Gegend mal ansehen? Wenn es richtig ist, was ich vermute, werden sich einige Leute der Delegation sowieso dorthin begeben. Am besten wäre es natürlich, wenn Sie unsere kleine Spionin herausholen könnten, falls man sie dort gefangen hält.“

      Steve lachte leise. „Einfach so, wie? Na ja, ich werde es mir ansehen. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit. Aber das verkompliziert die ganze Sache. Zunächst werde ich mich im Hotel einquartieren und mir unsere Freunde ansehen. Es wäre auch wichtig zu wissen, wie viele Geheimagenten dabei sind.“

      Andrews hob die Schultern. „Sicher eine ganze Menge. Bei einer so wichtigen Sache. Und wenn die außerdem ahnen, dass einer abspringen will …“ Er beendete den Satz nicht.

      Steve erhob sich. „Wir werden sehen. Ich fahre jetzt ins Hotel.“ Er zerrte seinen Koffer unter dem Tisch hervor.

      „Einen Augenblick noch“, sagte Andrews. Er griff in seine Brusttasche und zog ein dickes Bündel einheimischer Banknoten heraus. Er drückte es Steve McCoy in die Hand. „Hier. Das werden Sie brauchen!“

      „Es ist doch gut, ein hohes Spesenkonto zu haben, bei dem nicht jeder Dollar kontrolliert wird“, entgegnete Steve McCoy und grinste.

      6.

      Leila Khalef schreckte hoch. Sie war tatsächlich eingeschlafen, erhob sich langsam von der Pritsche und rümpfte die Nase, als ihr der Geruch der Wolldecke bewusst wurde.

      Im Gang hörte sie Schritte. Ein Schlüssel drehte sich im Schloss, gleich darauf ging die Tür auf. Der Offizier, der sie geschnappt hatte, stand im Türrahmen. Es war ein Leutnant. Er hatte sich inzwischen eine andere Uniform angezogen und sah damit weitaus besser aus. Nur seinen Gesichtsausdruck konnte er nicht verändern. „Kommen Sie, Major Assad möchte sich jetzt mit Ihnen unterhalten!“

      Leila stand auf und ging zur Tür. Sie hatte den Kopf erhoben und würdigte ihn keines Blickes.

      Der Leutnant lächelte. Er wusste, dass unter ihrer Maske die nackte Angst lauerte. „Dort entlang“, sagte er.

      In dem langen Mittelgang der Baracke hielten sich einige Soldaten und Zivilisten auf, die sie neugierig musterten. Sie hörte sogar einen bewundernden Pfiff. Der Leutnant fuhr sofort herum, aber es war unmöglich, den Missetäter zu entdecken.

      Am Ende des Ganges öffnete ihnen ein Posten die Tür, und sie betraten einen großen Raum, in dem sich zwei Männer aufhielten.

      Der eine war Major Assad. Er saß in einem Schaukelstuhl und strich sich mit abgemessenen Bewegungen über den schmalen Bart. Den anderen Mann hatte Leila noch nicht gesehen. Er trug keine Uniform. Er lehnte an einem Metallschrank und betrachtete sie aufmerksam mit seinen hellen Augen, die von buschigen Brauen geschützt waren. Sein Alter war schwer zu schätzen, aber er war bestimmt um die Vierzig.

      Eines war sicher: Araber war er nicht.

      Der Major deutete mit einer lässigen Handbewegung auf einen Stuhl, und Leila setzte sich. Dann schickte er den Leutnant mit einem Wink hinaus. Für einen Moment herrschte gespanntes Schweigen, das nur vom Knarren des Schaukelstuhls unterbrochen wurde.

      „Leila Khalef“, sagte Major Assad schließlich und blickte sie an. „Ich habe Ihren Vater gekannt. Damals war ich noch ein junger Offizier. Er war ein bedeutender Mann. Aber ich hörte, dass er später auf dumme Gedanken kam. Er wurde zum Verräter.“

      „Mein Vater war kein Verräter“, stieß sie heftig hervor.

      Der Major lächelte. „Sie sind zu jung, um das beurteilen zu können. Es ist nicht alles so, wie es scheint. Und wer sich mit der Politik abgibt, muss sich an gewisse Spielregeln halten. Oder auch nicht, aber dann trägt er das Risiko.“

      Sie sah, wie er einen schnellen Seitenblick zu dem anderen Mann warf, der das Gespräch offensichtlich nur bruchstückhaft verstand.

      „Sie begreifen nicht, worum es geht“, sagte Major Assad gerade. „Und Sie finden es wahrscheinlich schick, die Mata Hari zu spielen. Hoffentlich ist Ihnen klar, worauf Sie sich da eingelassen haben. Wenn Sie sofort mit mir zusammenarbeiten, kann ich wahrscheinlich etwas für Sie tun. Sonst … Er breitete theatralisch die Arme aus.

      Leila versteifte sich und starrte ihn an. „Was wollen Sie von mir?“, flüsterte sie.

      Der Major zündete sich umständlich eine Zigarette an. Dann hielt er ihr die Packung hin, doch sie schüttelte den Kopf.

      Assad lachte und sprach zu dem anderen Mann ein paar Worte, die sie nicht verstand. Es schien eine slawische Sprache zu sein. Vermutlich russisch. Leila dachte an den Frachter, der draußen vor der Küste lag.

      „Wissen Sie, was das hier ist?“, fragte der Major mit einer ausholenden Handbewegung. „Das möchten Sie wohl gern wissen“, fuhr er fort, als sie leicht den Kopf schüttelte. Er beugte sich vor. „Sehen Sie, ich könnte es Ihnen sagen. Es würde Ihnen nichts mehr nützen, denn Sie sind eine Spionin, und man wird Sie hinrichten.“

      Er machte eine wirkungsvolle Pause, und Leila spürte, wie sich eine eiserne Klammer um ihre Brust legte und ihr die Luft abschnürte. Ihr wurde bewusst, dass sie in Lebensgefahr schwebte, auch wenn die Atmosphäre in diesem Raum davon nichts verriet. „Sehen Sie, die Beweise sind eindeutig. Sie haben in einem militärischen Sperrgebiet fotografiert, Ihre Ausrüstung ist nicht gerade die einer Touristin.“

      Er warf einen Blick zu dem kleinen Tisch, und sie erkannte den Inhalt ihrer Tasche.

      Major Assad fuhr fort. „Ich möchte von Ihnen wissen, wer Sie hierher geschickt hat und wie Ihr Auftrag lautet. Wir überlegen uns, wie Sie den Schaden, den Sie dem syrischen Volk zugefügt haben, wieder gutmachen können. Wenn Sie zu unserer Zufriedenheit mit uns zusammenarbeiten, wird Ihnen nichts geschehen.“

      Leila hatte aufmerksam zugehört und nickte langsam. Sie wusste, dass sie keine andere Wahl hatte, als auf dieses Spiel einzugehen. Und sie ahnte, dass sie auch dann verloren war, wenn sie auf alles einging, was der Major von ihr wollte.

      Assad