GEGEN UNENDLICH 16. Группа авторов. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Группа авторов
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783957658616
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      Michael J. Awe & Andreas Fieberg (Hrsg.)

      GEGEN UNENDLICH

      Phantastische Geschichten

      Ausgabe 16

      AndroSF 135

      Michael J. Awe & Andreas Fieberg (Hrsg.)

      GEGEN UNENDLICH

      Phantastische Geschichten

      Ausgabe 16

      AndroSF 135

      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

      © dieser Ausgabe: März 2021

      p.machinery Michael Haitel

      Titelbild: Stefan Böttcher (»Lange vor unserer Zeit«)

      Layout & Umschlaggestaltung: global:epropaganda

      Lektorat: Andreas Fieberg

      Korrektorat: Michael Haitel

      Herstellung: Schaltungsdienst Lange oHG, Berlin

      Verlag: p.machinery Michael Haitel

      Norderweg 31, 25887 Winnert

      www.pmachinery.de

      für den Science Fiction Club Deutschland e. V., www.sfcd.eu

      ISBN der Printausgabe: 978 3 95765 234 8

      ISBN dieses E-Books: 978 3 95765 861 6

      Vorwort

      Liebe Freunde des Fantastischen,

      wenn es denn zutrifft, dass endlich gut wird, was lange währt – dann muss diese Ausgabe von GEGEN UNENDLICH vorzüglich sein … denn mehr als ein Jahr lang haben wir unsere Leser auf eine neue Nummer warten lassen. Wir sind allerdings überzeugt, dass sich das Warten gelohnt hat, und hoffen, dass die Lektüre für die überstandene Durststrecke entschädigt.

      Dabei scheint eine Rückkehr zur Alltagsroutine in diesen verdrehten Zeiten kaum möglich. Vieles muss neu gedacht werden. Der in der fantastischen Literatur viel beschworene Riss in der Realität, durch den Albträume oder das Magische und das Übernatürliche in unser Leben treten, hat unversehens Gestalt angenommen.

      Die Geschichte »Dann reißen wir aus« von Nicole Grom erreichte uns vor Ausbruch der Virenkrise, aber wie der Zufall es wollte, thematisiert sie eine Seuche, die die Menschheit über Jahrhunderte heimsuchte.

      Wie in einem Zerrspiegel, der den Augenschein Lügen straft, zeigt sich ein anderer Blick auf unsere ach so vertraute Wirklichkeit. So gesehen kann man fantastische Geschichten auf neue Art ernst nehmen, und zwar besonders, wenn sie so gekonnt erzählt werden wie von den Autoren, die sich diesmal in GEGEN UNENDLICH zusammengefunden haben. Das Genre ist zeitgemäßer denn je. Auch diese Erkenntnis kann ansteckend sein.

      Helga Anton-Beitz geht in »Momentum« der Frage nach, inwiefern naturwissenschaftliches Neuland die seelische Natur von Probanden beeinflussen kann, während Michael J. Awe seine Heldin, eine greise Astronautin, in »Die Passage« auf eine letzte Seelenreise schickt. Ein eindrückliches Stimmungsbild einer anderen menschlichen Heimat entwirft Lukas Vering in »137«. In Marjan Asgaris »Silver« gibt die Identität eines neuen Mitglieds einer Sprayergang Rätsel auf. Der Faszination von Clowns erliegt eine junge Reporterin in Ellen Nortens »Der Clown«. Oder ist es doch ganz anders? Wie etwa in Joachim A. Hagens »Das Ebenbild«: gleich und doch nicht dasselbe, Mensch oder nicht Mensch?

      Alte Gewissheiten sind plötzlich infrage gestellt, vertraute Sicherheiten von heute auf morgen Makulatur. Ebenso geht es den Figuren in Luisa Henkes »Frostfreden«, die eine Begegnung im Sinne einer Aussöhnung zweier Welten erleben. In Helmut W. Mommers »Loris Wunderland« entfalten die unschuldigen Fantasien eines Kindes eine verheerende Dynamik, während in der boshaften Mär vom »Schneider« von Uwe Durst eine Frau ihren Mann bis aufs Blut quält. Der titelgebende Schausteller in Jana Grügers »Der Gaukler und die Hexe« muss für einen Moment des Zorns bitter büßen. In Kurt Tichys »Die Brille« fördern die neuen Augengläser eines Anwalts mehr zutage, als ihm lieb ist, während Telefonterror in Andreas Fiebergs »Aufwachen« die wohlverdiente Nachtruhe stört.

      Und ist es etwa ein Omen, dass sich zwischen diesen Buchdeckeln exakt 13 Geschichten versammeln? Wir sind nicht abergläubisch, aber es kann nicht schaden, auf der Hut zu sein. Meiden Sie Begegnungen mit schwarzen Katzen, schauen Sie unters Bett, bevor Sie sich schlafen legen, tragen Sie stets eine Maske und wahren Sie Abstand! Am sichersten ist es, wenn Sie sich mit Ihrer Lektüre an einen einsamen Ort zurückziehen. Das Einzige, was Sie dort erreichen wird, ist das Wunderbare einer anderen Wirklichkeit. In diesem Sinne wünschen wir gute Unterhaltung!

      Die Herausgeber

      Michael J. Awe & Andreas Fieberg

      Bonn, im Februar 2021

      Helga Anton-Beitz: Momentum

      Der Kokon hängt in der Mitte der Halle. Eine silberne Hülle aus einem ultradünnen, metallischen Gewebe. Er wird festgehalten von spinnwebfeinen Fäden. Nachdem ich mich hineingelegt habe, werden sie den Kokon beschleunigen, tagelang, in einem ständig neu berechneten Rhythmus. Dann werden sie wegschmelzen, einer nach dem anderen, bis ich schnell genug bin und keinen Faden mehr brauche. Mein Anzug ist aus dem gleichen Gewebe. Er ist meine zweite Haut. Das muss so sein, für den Aufbau des Anti-Higgsino-Felds um mich herum.

      Gestern wurden Fotos gemacht, Heldenfotos: Ich, vor der Flagge der World Arrow Association, bereit, Geschichte zu schreiben; rechts neben mir das Jahrtausendgenie Scott Preston, Physiker, Nobelpreisträger 2027, mit 35 Jahren, aus der Altersresidenz herbeigeschafft und zurechtgemacht, noch immer die intelligentesten Augen auf diesem Planeten; links neben mir Natascha Daniels, Chefingenieurin, ebenso genial, aber ohne jede Chance auf den Nobelpreis, was sie den Physikern, insbesondere Scott, nie verzeihen wird, lebt auf dem Campus in ihrem Büro; Salvatore Ferrano, Chefkoordinator, Mann der letzten Sekunde, hat nicht nur die großen und kleinen Katastrophen verhindert, sondern dank seiner Menschenliebe auch diverse Gewaltverbrechen des geballten Ehrgeizes auf dem Campus; Maria McCormick, Chefmedizinerin, klebt an mir, wie die Sensoren auf meiner Haut; Chef-PR in der zweiten Reihe, Chefjurist, Chef- … Ich habe gestrahlt, ich war schön, trainiert wie nie, die langen schwarzen Haare machten sich gut zum silbernen Glanz meines Anzugs. Ich habe mir nichts anmerken lassen, Logan.

      Die Generatoren verstecken sich hinter Boden, Decke und Wänden. Es geht also um interstellare Reisen. Der Mensch überdauert diese, indem er in Stase versetzt wird. Durch Eintunken in eine schleimige Flüssigkeit oder durch Tiefgefrieren. Das haben wir in ungezählten Filmen gesehen. Aber so ist es nicht. Dafür hätte ich mich nicht hergegeben. Nein, das hier ist viel eleganter: Das Licht reist mit 300.000 Stundenkilometern, und würden wir auf der Spitze dieses Pfeiles stehen, wären wir nicht nur genauso schnell, für uns bliebe auch die Zeit stehen. Und das ist auch schon alles. Man beschleunige einen Menschen auf eine möglichst hohe Geschwindigkeit und er wird entsprechend langsam altern. Schickt man ihn hierzu in eine Kreisbahn, eine ziemlich kleine, dann kann man ihn dabei bequem in ein Raumschiff packen. Das Anti-Higgsino-Feld sorgt dafür, dass dieser Mensch sehr, sehr leicht und sehr, sehr schnell wird und trotzdem nicht auseinanderfliegt. Mit Bakterien hat das funktioniert. Mit Mäusen und Hunden auch. Jetzt bin ich an der Reihe.

      Ich bin ein gewöhnlicher Mensch: 25 Jahre alt, ohne Partner, keine Kinder, Grundstimmung gelangweilt, bereit, einen nicht genau zu beziffernden Teil meines Lebens zu überspringen. Ich bin durchschnittlich in Größe und Gewicht. Aber in einer Sache bin ich besonders und unterschied mich damit von allen anderen Bewerbern. Mein Masseschwerpunkt ist genau dort, wo er sein soll, in meinem Nabel. Und, was noch wichtiger ist, meine Körpermasse ist um diesen Schwerpunkt symmetrisch verteilt. Rechts und links, oben und unten, diagonal, die Masse ist immer gleich. Das macht die Beschleunigung