Fakt und Fiktion. Wolfgang Bader Hrsg.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Wolfgang Bader Hrsg.
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783991071136
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Inhaltsverzeichnis

      Impressum

      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

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      © 2020 novum publishing

      ISBN Printausgabe: 978-3-99107-112-9

      ISBN e-book: 978-3-99107-113-6

      Lektorat: Bianca Brenner

      Umschlagfotos: Beats1, Oleg Chumakov | Dreamstime.com

      Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

       www.novumverlag.com

1. VORWORT

      2. KREATIVITÄT

      „Bevor man etwas aufbaut, muss einem etwas einfallen.“Erhard Horst Bellermann

      2.1 Wie Sie das Tagträumen wieder erlernen

      Oft steht der Wunsch, ein Buch zu schreiben, weit vor einer Idee. Das Wissen um die Lust, die Begabung und die Leidenschaft zum Schreiben mögen zwar vorhanden sein, doch das bedeutet nicht, dass es auch die Geschichten schon sind. Insbesondere in einerWelt der ständigen Bespielung durch Streamingdienste und Social Media scheint unsere Kreativität schleichend zu verkümmern. Unsere Fantasie hat sich daran gewöhnt, kontinuierlich mit neuen Impulsen versorgt zu werden. Das Vorstellungsvermögen wird nicht mehr gefordert. Die Ideen schlafen ein. Und selbst das Tagträumen fällt schwer.

      Doch auch, wenn es Ihnen schwerfällt, Ideen zu skizzieren, sollten Sie sich nicht entmutigen lassen. Das Schöne an der Kreativität ist, dass sie sich erlernen und wiedererlernen lässt. Dazu haben wir einige Praxisübungen für Sie zusammengetragen.

      Übrigens ist das Trainieren der Kreativität erst die Vorstufe zur Formulierung erster Ideen. Denn nur, wenn es Ihnen gelingt, Ihren Geist zu entfesseln, können Sie sich an die Konzeption einer konkreten Geschichte machen. Vergessen Sie nicht, dass Ihr Buch sich zwar im Kern auf eine Idee, eine Geschichte konzentriert, aber auch die Nebenschauplätze nach Substanz verlangen.

      2.2 Schreibwerkstatt: Workout für Ihre Kreativität

      Mit einer Idee, mag sie auch noch so golden sein, ist die Arbeit nicht getan. Bedenken Sie, dass jede Figur eine eigene Biografie, dass jedes Kapitel eine eigene Kulisse braucht. Bevor Sie sich also ans Schreiben machen, sollten Sie sichergehen, dass Ihre Kreativität entgrenzt ist. Folgende Ansätze können Sie zur vollen Entfaltung Ihrer Kreativität verfolgen:

      2.2.1 Morgenseiten: Weckruf für die Kreativität

      Die Methode der sogenannten „Morgenseiten“, die von Julia Cameron entwickelt wurde, basiert auf den Prinzipien des Intuitionsschreibens. Die Technik der US-amerikanischen Journalistin, Filmemacherin und Buchautorin wird unter Künstlern als eher spiritueller Zugang gehandelt. Doch wer jetzt an Esoterik und Quacksalberei denkt, wird dem Konzept der „Morgenseiten“ nicht gerecht. Denn im Wesentlichen beseitigen die „Morgenseiten“, im englischen Original auch „Morning Pages“ genannt, nicht nur Blockaden, sondern fördern auch den freien Fluss der Kreativität. Konkret geht es darum, das innere Korrektiv auszuschalten. Zu diesem Zweck sollen jeden Morgen, unmittelbar nach dem Aufstehen, noch bevor der Verstand vom Alltagstrott verklärt ist, drei Seiten Papier mit ungefiltertem Gedankenstrom gefüllt werden. Wichtig ist, dass Sie nicht nachdenken, worüber Sie schreiben. Weder Stil noch Inhalt spielen eine Rolle für Ihre spontanen Satzkonstrukte. Dringen Sie tief in Ihren Bewusstseinsstrom ein und zapfen Sie Ihr Unterbewusstsein an. Sie werden staunen, was Sie alles finden werden. Essenziell für die Umsetzung ist übrigens, dass Sie die „Morgenseiten“ ausschließlich mit der Hand verfassen. Laut ihrer Erfinderin gibt Ihnen nur die handschriftliche Niederschrift Zeit,sich in Ihr Werk zu vertiefen. Die Technik ist überdies eine Übung in Selbstdisziplin, einem neben der Kreativität ebenfalls wesentlichen Werkzeug eines erfolgreichen Schriftstellers. Schließlich und endlich sollen die „Morgenseiten“ nicht weniger als drei Monate lang praktiziert werden. Dabei sind sie Teil eines deutlich umfangreicheren Programms, das Künstlermentorin Julia Cameron in ihrem Werk „Der Weg des Künstlers“ (Originaltitel „The Artist’s Way“) beschreibt. Versuchen Sie sich ruhig unvoreingenommen in dieser doch unkonventionellen Methodik. Am Ende werden Sie womöglich nicht nur mit enthemmter Kreativität, sondern auch gleich noch mit einer Idee für Ihr Buch belohnt.

      2.2.2 Spielen Sie mit Sprichwörtern

      Kreatives Intervalltraining bietet auch die folgende Praxisübung von Otto Schumann, dem Herausgeber des viel zitierten Grundlagenwerks „Schreibkunst. Handbuch für Schriftsteller, Redakteure und angehende Autoren“. Denken Sie an ein mehr oder minder bekanntes Sprichwort, eine Redewendung oder auch eine Lebensweisheit und erfinden Sie eine Geschichte dazu. „Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein“ oder auch „Aus einer Mücke einen Elefanten machen“ bieten zum Beispiel reichlich Stoff für kreative Gedankenexperimente. Es reicht, wenn Sie diese Geschichten in Ihre Tagträume einbetten. Sie aufzuschreiben ist nicht zwingend notwendig. Diese Taktik wirkt trivial auf Sie? Dann sollten Sie vielleicht einen präziseren Blick auf die Weltlektüre werfen. Als vollendete Form des Sprichworts „Rache ist süß“ könnte wohl Dumas’ berühmter Roman „Der Graf von Monte Christo“ gelten. Der simple Spruch „Unverhofft kommt oft“ war wohl schon häufig ein Leitmotiv des Märchens. Und sowohl Molières Don Juan als auch Mozarts Don Giovanni hatten mit Sicherheit „mehrere Eisen im Feuer“.Viele Sprichwörter, die uns auf den ersten Blick wie Binsenweisheiten erscheinen, sind klassische Themen der Komparatistik. Greifen Sie sie auf, spinnen Sie sie weiter und verfolgen Sie sie. Schon bald wird Ihr Gedankenkonstrukt Sie nicht mehr loslassen. Sollte Sie der Schwierigkeitsgrad dieser Technik unterfordern, so gehen Sie noch einen Schritt weiter. Rufen Sie sich eine alltägliche Aussage ins Gedächtnis und stellen Sie ihr eine konträre gegenüber. Dies könnte etwa so aussehen: „Alte Liebe rostet nicht. Doch neue Liebe schillert so schön.“ Kommt Ihnen dieses Thema bekannt vor? Wahrscheinlich ist es Ihnen schon mehrmals begegnet, zum Beispiel im Film „Eine verhängnisvolle Affäre“ mit Michael Douglas in der Hauptrolle. Oder etwa: „Übung macht den Meister. Doch manchmal fällt ein Meister einfach so vom Himmel.“ Um dieses Motiv spinnen sich die Handlungsstränge zahlreicher Dramen. Leidenschaft alleine reicht nicht aus, wenn nicht auch eine gewisse Begabung vorhanden ist. Manche, wie zum Beispiel Mozart, sind mit einer solchen gesegnet, während ihre ewigen Gegenspieler, wie etwa der Hofkomponist Salieri, ihr Niveau nie erreichen werden. Das Potenzial dieser Übung steckt übrigens nicht nur in ihrer Ausführung, sondern auch in ihrer Ausformung. Entwerfen Sie sowohl Übungen als auch die dazu passenden Handlungen, Figuren und Schauplätze. Schulen Sie Ihr Gehirn im kreativen Denken. Schon bald werden Sie mehr Geschichten als Zeit haben, um sie niederzuschreiben.

      2.2.3 Schauen Sie genau

      Die begabtesten Schriftsteller waren zugleich auch begnadete Beobachter. Ihre Umwelt betrachten Schriftsteller in der Regel wie ein Ornithologe ein Vogelnest. Hermann Hesse sei hier nur als eines von vielen Beispielen genannt. Bei Werken wie „Narziß und Goldmund“ oder auch „Der Steppenwolf“ handelt es sich, kurz gegriffen, um zu Büchern gebundene Persönlichkeitsprofile. Keineswegs beschreibt Hesse in seinen Werken nur sein Spiegelbild. Narziß etwa, einer jener zwei Hauptprotagonisten, um die sich die Geschichte von „Narziß und Goldmund“ spannt, ist rational, praktisch und pragmatisch. Demgegenüber steht die fein gesponnene Künstlerseele Goldmunds, die Hesse, selbst eine sensible Seele, zu beschreiben wesentlich leichter gefallen sein wird. Woher aber nimmt Hesse den Stoff, um Narziß, eine ihm selbst so gegensätzliche Persönlichkeit, zu konstruieren? Er rekonstruiert sie. Denn Hesse blickt selbst auf eine Vergangenheit als Schüler einer Klosterschule in Maulbronn, Baden-Württemberg, zurück. Nirgendwo sonst hätte Hesse die Persönlichkeit des Theologen, des Theoretikers und reinen Geistmenschen besser studieren können als in ihrer Gebärstätte