Monsieur Violet's Reisen und Abenteuer in Californien, Sonora und dem Westen von Texas. Фредерик Марриет. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Фредерик Марриет
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788711447680
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      Frederick Marryat

      M. Violet’s Reisen und Abenteuer

      Californien, Sonora und dem Westen von Texas

      Neu aus dem Englischen

      von

      Dr. Carl Kolb

      Saga

      Vorwort.

      Es ist unnöthig, dem Leser mitzutheilen, in welcher Weise ich mit dem Manne bekannt wurde, aus dessen Notizen und Bemerkungen ich das vorliegende Werk zusammengetragen habe. Ueber die Richtigkeit und Glaubwürdigkeit dessen, was mein Berichterstatter behauptet, unterhalte ich keinen Zweifel, da ich ihn während der ganzen Zeit, die ich auf gegenwärtige Schrift verwendete, zur Seite hatte und mir somit Gelegenheit gegeben war, Erläuterungen einzuholen und Verbesserungen vorzunehmen.

      Wir besitzen viele Werke über die Indianerstämme im Norden von Amerika, ihre frühere Geschichte und ihre gegenwärtigen Verhältnisse; die Stämme des Westens sind aber nur sehr unvollkommen bekannt. Letztere bestehen hauptsächlich aus den Pawnees, Schwarzfüssen, Krähen, Comanches, Apaches, Arrapahoes, Wakoes und Shoshones, von denen nur die drei ersteren bis jetzt besondere Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben. Die Comanches wurden zwar von Mr. Catlin besucht, über ihre Sitten oder ihre Geschichte ist jedoch wenig bekannt. Auch über die Apaches und Arrapahoes fehlen Beschreibungen, obschon man mit ihnen bereits in Berührung gekommen ist, während man dagegen von Wakoes gar nichts weiss und die Shoshonen bloss von Ross Cox und Mr. Catlin als ein mächtiger Stamm bezeichnet werden, ohne dass jedoch diese Berichterstatter aus eigener Einsichtnahme sprechen könnten.

      Die Pawnees, Schwarzfüsse und Krähen gehören zu der Algonquin-Raçe, während die übrigen Stämme, welche man füglich die Beduinen der grossen westlichen Wüsten nennen kann, unserer Erzählung zufolge ursprünglich von den Shoshones oder — wie sie gewöhnlich genannt werden — Schlangenindianern abstammen.

      Diese Schrift enthält, wie man finden wird, viele werthvolle Belehrungen, nicht bloss über die Indianerstämme, sondern auch über Californien, das westliche Texas und die wüsten Prärien im mittleren Amerika, deren Gebiete und Bewohner wir bisher gleich wenig kannten.

      Wenn der Leser einen romanhaften Anflug in dieser Erzählung entdeckt, so darf er dies nicht mir zur Last legen. Die vorkommenden Abenteuer sind allerdings romantisch und müssen es schon ihrer Natur nach seyn; indess habe ich den Ton derselben sogar noch gemildert.

      Einige Schilderungen, die Naturgeschichte dieser Gegenden betreffend, könnten auffallend erscheinen, aber in unbekannten Ländern muss man sich darauf gefasst machen, auch unbekannten Geschöpfen zu begegnen. Ich kann nur sagen, dass die betreffenden Berichte der strengsten Prüfung unterworfen wurden und dass ich sie nicht nur deshalb, sondern auch um der Achtbarkeit des Mannes willen, der mir die Details lieferte, für vollkommen richtig halte.

      Die Ansichten und Bemerkungen, auf welche der Leser gelegentlich treffen wird, rühren gleichfalls nicht von mir her. Ich habe das Werk bloss geschrieben und es für passend erachtet, dieses kurze Vorwort beizufügen, damit man ermessen möge, in wie weit ich für den Inhalt verantwortlich bin oder nicht.

      Erstes Kapitel.

      Die Revolution von 1830, welche Carl den Zehnten des französischen Thrones beraubte und so viele andere grosse plötzliche Veränderungen herbeiführte, wurde für Viele verderblich, namentlich aber für manche alte Familien, welche dem Hofe zugethan waren und den verbannten Monarchen in seinem Unglücke nicht verlassen wollten. Unter den Wenigen, welchen es gestattet war, Carl des Zehnten Geschick persönlich zu theilen, befand sich mein Vater, ein edler Burgunder, der schon in einer früheren Verbannungsperiode der königlichen Familie von seiner unwandelbaren Treue und Anhänglichkeit an die legitimen Eigenthümer der Krone von Frankreich Beweise abgelegt hatte.

      Als der unglückliche König in dem alten Residenzschlosse von Holyrood eine Zuflucht gefunden hatte, sagte mein Vater der Heimath für immer Lebewohl, schloss sich mit mir, seinem einzigen, erst neunjährigen Sohne, dem Gefolge des Monarchen an und liess sich in Edinburg nieder.

      Wir weilten nicht lange in Schottland. Carl der Zehnte entschloss sich, seinen Aufenthalt in Prag zu nehmen. Mein Vater reiste voraus, um die nöthigen Vorkehrungen zu treffen, und sobald sich sein Gebieter in der alten Königsstadt niedergelassen hatte, suchte er seinen Schmerz auf Reisen zu vergessen. Trotz meiner Jugend war ich sein Begleiter. Im Laufe von drei Jahren besuchten wir Italien, Sicilien, Griechenland, die Türkei, Aegypten und das heilige Land, worauf wir nach Italien zurückkehrten und ich als zwölfjähriger Knabe dem Erziehungsinstitute der Propaganda zu Rom übergeben wurde.

      Für einen Verbannten, der mit glühender Liebe an seinem Vaterlande hängt, gibt es keine Ruhe. Von dem theuren Frankreich ausgeschlossen, konnte mein Vater nirgends einen Ort finden, der ihn seinen Kummer vergessen liess, und er blieb so rastlos und unglücklich, als nur je.

      Kurz nach meiner Aufnahme in die Propaganda traf er mit einem alten Jugendfreunde zusammen, den er seit einer Reihe von Jahren nicht mehr gesehen hatte: einst waren beide froh und glücklich gewesen, auf ihrem gegenwärtigen Geschicke lasteten jedoch in gleicher Weise Leiden und Ruhelosigkeit. Dieser Freund war der italienische Fürst Seravalle, den ein nicht minder bitterer Kelch zu Theil geworden. Als Jüngling hatte er tief den moralischen und physischen Zerfall seines Vaterlandes gefühlt und einen Streich zu führen versucht, um es wieder zu seinem früheren Glanze zu erheben. Er trat an die Spitze einer Verschwörung, verwandte einen grossen Theil seiner Reichthümer auf die Verfolgung seines Zieles, wurde von seinen Bundesbrüdern verrathen und fand ein vieljähriges Gefängniss in dem Schlosse San Angelo.

      Wie lange seine Gefangenschaft währte, weiss ich nicht anzugeben; wahrscheinlich war sie aber von sehr langer Dauer, denn wenn er in späteren Zeiten hin und wieder von seinem früheren Leben sprach, so bezog er alle Ereignisse auf die Jahre „während welcher er in seinem Kerker oder in dem Hofgefängnisse des Capitols sass,“ auf dem viele seiner Vorfahren ganzen Nationen Gesetze vorgeschrieben hatten.

      Endlich wurde der Fürst wieder in Freiheit gesetzt, aber die Gefangenschaft hatte keine Aenderung in seinen Gesinnungen oder Gefühlen hervorgebracht. Seine Liebe zum Vaterlande und der Wunsch einer Wiedergeburt desselben waren noch so kräftig, als je; er trat daher bald an die Spitze der Carbonaris, einer Verbindung, welche in späteren Jahren durch die Beharrlichkeit und die Leiden eines Maroncelli, eines Silvio Pellico und vieler Anderer berühmt geworden ist.

      Er wurde abermals entdeckt und festgenommen, diesmal aber nicht dem Gefängnisse überantwortet. Die Regierung fühlte sich zu schwach, und die bekannten freisinnigen Ansichten des Fürsten hatten ihn bei den Trasteverini oder den Bewohnern der nördlich von der Tiber gelegenen Gegenden so beliebt gemacht, dass schon aus Politik weder Gefängnissstrafe noch Todesurtheil erkannt werden konnte. Soviel ich mich erinnere, wurde er auf zehn Jahre verbannt.

      Während dieses langen Exils wandelte der Fürst Seravalle über verschiedene Theile des Erdballs und kam endlich nach Mexico. Er verweilte in Verakruz und reiste dann in’s Innere, um die Trümmer der alten Städte in der westlichen Welt zu untersuchen. Von dem Durste nach Wissen und der Liebe zu Abenteuern getrieben, erreichte er endlich die Westküste von Amerika, zog durch Californien und traf endlich auf die Shoshonen oder Schlangenindianer, deren grosses Gebiet sich von dem stillen Weltmeere an bis fast an den Fuss der Rocky Mountains erstreckt. Die Lebensweise und der angeborene Adel dieser Indianerstämme gefielen ihm so sehr, dass er geraume Zeit unter ihnen verweilte und sich zuletzt entschloss, nach Ablauf seiner Verbannung zwar wieder in die Heimath zurückzukehren, ohne sich jedoch in jenem undankbaren Lande niederlassen zu wollen; denn er hatte bloss die Absicht, sein Vermögen zu holen und es zu Nutz und Frommen den Shoshonen zu verwenden. Vielleicht veranlasste den Fürsten Seravalle noch ein anderes gewaltigeres Gefühl, wieder zu den Indianern zurückzukehren, unter denen er so lange gelebt hatte — ich meine den Zauber, welcher ein naturgemässes Leben besonders dann dem Manne der Civilisation bietet, wenn er entdeckt hat, wie hohl und herzlos wir durch die sogenannte Bildung werden.

      Kein einziger Indianer, der an einer Schule und unter den üppigen Freuden einer Stadt erzogen wurde, hat je gewünscht, unter den Blassgesichtern seine bleibende Wohnstätte