Sing to me - Wicked Love. Danara DeVries. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Danara DeVries
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Контркультура
Год издания: 0
isbn: 9783947288021
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gewünscht und nicht Jaakko in meinem Nacken und die messerscharfen Kommentare meiner Tochter vor Augen.

      »Dich«, murmele ich erstickt. »Dich hat er gemacht.«

      Die Erinnerungen an jene schicksalshafte Nacht schwappen durch mein Bewusstsein, als ich meinen alten Peugeot auf die Autobahn lenke und mich in den Verkehr einfädele. Ich habe nicht damit gerechnet, einigermaßen fahrtauglich zu sein. Der Sekt vom Vorabend hat längst meinen Kreislauf verlassen, dafür fahren aber meine Gefühle Achterbahn und mein Magen hat sich in einen pulsierenden Knoten verwandelt.

      ***

      Jaakko holte mich direkt von der Arbeit ab. Lässig lehnte er an einer Straßenlaterne und zog an einer Zigarette, die andere Hand tief in seiner weiten Jeans vergraben. Damals war mir die Alkoholfahne nicht aufgefallen oder sie hatte mich nicht gestört. Heute weiß ich, dass er auch da schon Einiges intus hatte. Und trotzdem bin ich zu ihm ins Auto gestiegen.

      Ich war unglaublich aufgeregt. Sein Blick glitt über mich und ich sonnte mich in seiner Aufmerksamkeit wie in den ersten warmen Strahlen der Märzsonne. Es war Frühling und meine Gefühle bereit für das erste große Abenteuer.

      »Worauf hast du Lust?«, fragte er und drehte sich zu mir, sodass ich sein spöttisches Grinsen bewundern konnte.

      Ich fühlte mich so deplatziert und unvollkommen, dass ich schüchtern den Kopf senkte und nervös den Saum meines Rockes knetete. Im Übrigen fühlte ich mich total unwohl in meiner Kleidung, ja fast nackt.

      »Eigentlich habe ich heute gar keine Zeit«, murmelte ich und vergrub meine mittlerweile eiskalten Hände zwischen meinen Oberschenkeln.

      »So?«, machte er gedehnt. »Vorhin warst du noch ganz versessen darauf, mich zu küssen.«

      Ertappt fuhr ich zusammen und versank noch tiefer im Polster, als er seine Hand in meinen Nacken schob und mit ein paar losen Haarsträhnen spielte. Zitternd schloss ich die Augen und gab mich dieser Berührung hin.

      »Hat dir das gefallen?«, raunte er und zog mich näher.

      Ich spürte seine Hand in meinem Nacken und das aufgeregte Poltern meines Herzens. Mein Magen flatterte nervös. Sämtliches Blut schien aus meinen Händen Richtung Körpermitte geschossen zu sein, um sich genau dort zu verkriechen, aus Angst, Jaakko könnte mich mit seinen Liebkosungen verbrennen. Mein Nacken glühte, wo seine Finger sanfte Kreise fuhren.

      Ich seufzte, als ich seine Lippen auf meinem Hals spürte. »Dir hat es gefallen.« Meine Reaktion schien ihm Antwort genug. »Also«, hauchte er und setzte einen Kuss auf die empfindliche Stelle zwischen Schulter und Hals. Seine Hand zupfte vorsichtig an meiner Bluse, fragend, unsicher, wie viel ich ihm gestattete.

      Alles würde ich ihm gestatten. Seine Finger wanderten zärtlich über meinen Ausschnitt, sparten die Knopfleiste aus und umspielten die Kontur meines Kinns auf der ihm abgewandten Seite. Sie hinterließen ein brennendes Verlangen und mein Verstand verweigerte beharrlich den Dienst.

      Ich hangelte mich nur noch von Atemzug zu Atemzug. »Was genau hast du heute Abend noch vor?«

      Er löste sich von mir und legte seine Hand unter mein Kinn, sodass ich ihn ansehen musste. Noch völlig berauscht, erwiderte ich seinen Blick. Sanft streichelte sein Daumen über meine Unterlippe.

      »Training«, hauchte ich atemlos und konnte dem Drang, meine Zungenspitze über seinen Daumen fahren zu lassen, nur schwer widerstehen. Doch der drohende Tonfall meines Coaches, der mich garantiert erwartete, wenn ich die heutige Einheit schwänzte, hinderte mich daran.

      Jaakko hob eine Augenbraue. »Und was trainierst du?« Dabei ließ er seinen Blick über mich gleiten. »Du siehst nicht gerade sportlich aus.«

      Eigentlich war ich froh darüber, kein ausgeprägtes Schwimmerkreuz zu haben. Das sah zwar sportlich aus, aber total unweiblich. Ich biss mir auf die Unterlippe und begegnete dabei flüchtig seinem Daumen. Automatisch legte ich meine Lippen um seine Fingerkuppe und berührte sanft mit der Zungenspitze seine Haut. Jaakkos Augen wurden groß, sein Atem ging stoßweise, doch er wich mir nicht aus.

      »Ich schwimme«, murmelte ich und nahm seinen Duft auf. Erdig und so anregend, dass ich das Training am liebsten sausen gelassen und den restlichen Tag mit ihm verbracht hätte.

      »Du schwimmst?« Fragend runzelte er die Stirn. »So richtig auf Leistungssportniveau?« Er ließ seine Hand sinken und ich sah dem Daumen, der unsere einzige körperliche Verbindung darstellte, traurig hinterher. Aber das Training hatte tatsächlich Vorrang.

      »Ja«, antwortete ich und holte tief Luft, um mich zu sammeln und nicht meinen Gefühlen nachzugeben. Immerhin standen wir vor dem Gebäude der Agentur. Der Parkplatz lag zwar etwas abseits und es dämmerte bereits, aber ich hatte keine Lust, zum Gespött der Belegschaft zu werden, wenn man mich hier knutschend mit Jaakko vorfand. Bestürzt sah ich auf meine Hände. Was war nur in mich gefahren, überhaupt in dieses Auto zu steigen? Hastig suchte ich nach dem Türgriff.

      »Hey, hey«, protestierte Jaakko und beugte sich vor, um mich aufzuhalten. »Du brauchst keine Angst zu haben. Ich würde nie etwas tun, was du nicht willst.« Er lächelte mich so liebevoll an, dass die Gedanken an ein Entkommen wie weggeblasen waren. Ich spürte seinen Atem auf meinen Wangen. Sein Duft hüllte mich ein, genauso wie links und rechts seine Arme. Unsere Lippen waren nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt. Wie im Büro vorhin, als er mich aufgehalten hatte. Dass er mir erneut die Flucht verweigerte, fiel mir gar nicht auf. Ich sah nur seine Lippen vor mir. Und dann gab ich dem Drang nach und kam ihnen einige Millimeter entgegen.

      Jaakko schien nur auf mein Signal gewartet zu haben und überbrückte die restliche Distanz, die uns noch trennte, mit einem tiefen Seufzer.

      Bei der ersten zaghaften Berührung katapultierten mich seine Lippen ins Nirvana. Die wenigen Millimeter durchbrachen eine kilometerdicke Eisschicht.

      Als wir uns schließlich voneinander lösten, lächelte Jaakko verträumt und strich mit dem Daumen über meine Unterlippe. »Keine Flucht?«

      Ich schüttelte den Kopf und hing noch immer an seinen Lippen. »Aber ich muss wirklich zum Training.«

      Jaakko nickte und rutschte wieder auf den Fahrersitz. »Ich bringe dich hin und vielleicht können wir danach noch ein wenig zusammen … schwimmen?«

      Das Schwimmtraining wurde zu meiner persönlichen Folter. Ich konnte mich kaum auf meine Technik konzentrieren, so lange Jaakko am Beckenrand hockte und mich beobachtete. Jedes Mal, wenn ich den Kopf zum Luftholen aus dem Wasser hob, glitt mein Blick zu ihm und unsere Augen begegneten sich. Dass ich dabei unweigerlich an seiner scheußlichen Badehose vorbeimusste, machte mein Dilemma nicht gerade besser.

      Einsam zog ich meine Bahnen und fieberte dem Ende der Einheit entgegen.

      Coach Ella warf Jaakko immer wieder giftige Blicke zu. Sie hasste es, wenn jemand ihren Unterricht störte. Dazu zählten nicht nur Freunde und Bekannte, die ihre Schützlinge begleiteten. Genauso hatte sie andere Badegäste auf dem Kieker.

      Schlussendlich hatte sie dann doch Erbarmen mit uns und beendete das Training ohne die Strafrunden, weil wir - sie warf mir bei ihrer Bewertung wissende Blicke zu - unsere Zeiten nicht erreicht hatten. Schuldbewusst senkte ich den Kopf, ließ die Strafpredigt zum Thema Pflichtbewusstsein über mich ergehen und gelobte innerlich, Jaakko auf gar keinen Fall wieder mitzubringen. Ich hätte Coach Ella wohl kaum überzeugt, wenn ich beteuerte, ihn unmöglich abschütteln zu können. Sei es drum. Das Training war endlich vorbei und ich wartete noch ein paar Augenblicke, bis meine Freundinnen und Coach Ella die Schwimmhalle verlassen hatten. Schweigend sah ich ihnen hinterher und fühlte mich plötzlich wie die Jungfer am Pfahl, die auf den Drachen wartete, der sie auffressen wollte.

      »Frierst du nicht?«, raunte der Drache und legte mir ein Handtuch um die Schultern.

      In der Tat zitterte ich aufgeregt, doch eher seinetwegen. Ich schüttelte den Kopf und beobachtete Coach Ella, die mich durch die Glastür