Gottfried, der Turborabe – Das zweite Abenteuer Ennos allerbester Freund
Ein Erst- und Vorlesebuch von
Christoph Fromm
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek.
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.de abrufbar.
Originalausgabe
Copyright © 2019 by Primero Verlag GmbH,
Herzogstraße 89, 80796 München
Alle Rechte vorbehalten
Lektorat und Korrektorat:
Sabrina Neidlinger
Illustration und Umschlaggestaltung:
Finja Skadi Vollbrecht
ISBN 978-3-981973 2-0-4
eISBN 978-3-981973 2-1-1
Die Schreibweise entspricht den Regeln der neuen Rechtschreibung.
Inhalt
Gottfried stellt vor: Der Autor
Gottfried stellt vor: Die Illustratorin
Gottfried hat einen Turbodüsenmotor, weil er zu faul zum Fliegen ist. Er fliegt mit Enno, der auf der Flucht beinahe ertrunken wäre, über das weite, blaue Meer.
Sie suchen Ennos Familie. Enno hat Angst, dass das Meer nie aufhören wird und sie seine Familie nie finden werden.
Unter ihnen taucht endlich eine Küste auf.
„Wo sind wir?“, fragt Enno, aber Gottfried kann nur undeutlich antworten, weil er seit mehreren Stunden Ennos Gürtel im Schnabel hat.
„Hast du einen Kompass?!“
Enno schreit so laut er kann, denn sie fliegen mit Höchstgeschwindigkeit und der Wind pfeift ihnen um die Ohren. Gottfried schüttelt den Kopf, sodass Enno bedenklich wackelt. Er braucht keinen Kompass. Er findet immer einen Weg zu den dicksten Regenwürmern. Enno will aber unbedingt wissen, wo sie gerade sind. Also fliegt Gottfried nach unten und landet vor einem Ortsschild.
„M…a…r…“, buchstabiert Gottfried.
Er ist zwar ein großartiger Kunstflieger, aber im Lesen ist er nicht der Beste.
„Marseille!“, ruft Enno. Es klingt wie „Marsäi“ und ist eine große, französische Stadt, von der Ennos Papa ihm erzählt hat. Vielleicht kann Enno hier sogar seine Familie wiederfinden!
Gottfried hat großen Hunger. Seit Stunden hatte er nur Enno im Schnabel, aber keinen einzigen Regenwurm. Geschweige denn Schlagsahne, obwohl das doch seine Leibspeise ist! Aber auf den Straßen und Gehwegen kann er nirgendwo einen Regenwurm entdecken. Enno will keine Würmer. Er deutet auf ein großes Kaufhaus. In der Lebensmittelabteilung gibt es bestimmt auch für Gottfried etwas zu essen.
„Vielleicht gibt´s da eine französische Spezialität, die dir noch besser schmeckt als Regenwürmer“, versucht er, seinen Freund aufzuheitern.
Gottfried glaubt das nicht. Er will aufs Land hinausfliegen und dort nach saftigen Regenwürmern suchen.
„Bitte, bitte, lieber Gottfried!“
Da Enno auch ganz großen Hunger hat, watschelt Gottfried missmutig auf seinen großen, roten Füßen mit ihm zum Eingang.
Enno grinst. Er hat schnell herausgefunden: Wenn er „bitte, bitte, lieber Gottfried“ sagt, verzichtet Gottfried sogar auf Regenwürmer. Zumindest vorübergehend.
Sie betreten das Kaufhaus und Enno blickt sich sprachlos um. Es gibt unendlich viele Wurst- und mindestens genauso viele Käsesorten, Regale voll mit Limonade, Obstsäften, Kakao und Bergen von Süßigkeiten.
„Bei mir zu Hause gab es nur einen kleinen Supermarkt“, erzählt Enno Gottfried. „Und als die Soldaten in unserer Stadt kämpften, gab es nicht einmal mehr Wasser.“
Hier gibt es alles. Sie finden sogar Regenwürmer aus Weingummi. „Hohoho!“
Gottfrieds Laune bessert sich schlagartig. Er holt einen Einkaufswagen und will eine Großpackung mit Gummiregenwürmern hineinwerfen. „Warte.“ Enno hält Gottfrieds Flügel fest. „Wie sollen wir das bezahlen?“
Beide haben überhaupt kein Geld und Enno will auf keinen Fall stehlen. Das hat sein Vater ihm strengstens verboten.
Gottfried findet, man darf sich sehr wohl die eine oder andere Kleinigkeit nehmen, wenn man vor Hunger eine große Delle im Bauch hat.
„Fühl mal!“ Vorwurfsvoll nimmt er Ennos Hand und legt sie auf seinen schwarzen Bauch. „Das ist keine Delle“, klagt er, „das ist ein Loch. Wenn du über meinen Bauch läufst und hineinfällst, brichst du dir beide Beine.“
Enno muss lachen. Aber trotzdem will er auf keinen Fall stehlen.
„Sonst heißt es, wir klauen wie die Raben!“
„Hohoho!“
Gottfried findet es nicht so schlimm, ein Dieb zu sein. Er findet es viel schlimmer, eine so große Delle im Bauch zu haben, dass man sich darin die Beine brechen kann. Aber da er merkt, wie wichtig es für Enno ist, kein Dieb zu sein, brummt er nur sowas wie „Spielverderber“ vor sich hin. Scheinbar zufällig stößt er mit seinem großen, roten Schnabel gegen einen wunderbar saftig aussehenden, roten Apfel. Der Apfel fällt auf den Boden.
„Klarer Fall von Fallobst.“ Gottfried blickt Enno mit listig blitzenden Augen an. „Alles, was auf dem Boden liegt, gehört allen. Sag das deinem Papa!“
Von der Regel hat Enno noch nie etwas gehört. Aber da er sehr großen Hunger hat, beschließt er, Gottfried zu glauben.
Gottfried lässt Enno vorausgehen. Auf wundersame Weise findet Gottfried noch viel mehr hinter Enno auf dem Boden: Ein Baguette, Käse, eine Wasserflasche und sogar eine Wurst, die beinahe aussieht wie ein dicker Regenwurm.
Die beiden machen es sich hinter einem Regal in der Elektroabteilung des Kaufhauses gemütlich. In einem der bunt leuchtenden Radios laufen französische Schlager.
Enno sucht einen anderen Sender und plötzlich ertönt Reggaemusik.
„Hohoho“, lacht Gottfried, „das ist ein Rhythmus, der meine Fußsohlen kitzelt!“
Er hüpft auf einen der Flachbildschirme, balanciert mit einem großen Schritt über die Kante und vollführt eine elegante Drehung. „Ich bin nämlich der beste Tangotänzer der Welt“, verkündet er triumphierend. „Wenn ich jetzt eine Flamingofrau in meinen Flügeln halten würde …“
Enno