Perry Rhodan Neo 232: Labor der Gaden. Michelle Stern. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michelle Stern
Издательство: Bookwire
Серия: Perry Rhodan Neo
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783845354323
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Kolben heraus, aus den Wänden, dem Boden und der Decke. Sie ballten sich zusammen und formten einen Schemen – eine äußerst bedrohliche Gestalt.

      »Das ist unglaublich!«, rief Myers und hielt sein Messinstrument in die Höhe. »Das sind infizierte Sporen.«

      Rhodan wich einen Schritt zurück. »Das Dunkelleben – es versucht, wieder eine Fraktur auszubilden!« Vielleicht ist das meine Schuld – meine Eigenschaft als Zeitträger könnte diesen Prozess ausgelöst haben.

      Damit mochte er recht haben oder nicht. Das Dunkelleben hatte jedenfalls keinen Erfolg damit: Die Gestalt bäumte sich auf, erzitterte und zerbrach in tausend Stücke – größer als die Sporen, aber deutlich kleiner als der ursprüngliche Schemen.

      Und das trotz der Nähe zum galaktischen Zentrum und somit dem geheimnisvollen Gadenhimmel. Er wusste zwar noch immer nicht, was dieser Gadenhimmel sein mochte. Aber im Zuge seiner Erlebnisse im Arkonsystem hatte er erfahren, dass dieser Ort und die nicht minder mysteriöse Lichtwelt Drem-Doreus irgendwo in der Raumregion Sagittarius A lagen.

      Die Bruchstücke verschwanden in den porösen Boden, die Wände und die Decke – der Planet schien sie aufzusaugen wie ein Schwamm das Wasser.

      »Das ist nicht gut, gar nicht gut.« Shawn Myers tippte hektisch auf dem Bedienfeld seines Messinstruments herum. »Diese Bruchstücke – diese Fraktelle, wenn ich sie so nennen darf – verteilen sich in der Struktur von Carxtröll-Fabb. Die Stabilität des Höhlensystems nimmt ab.«

      Ein Beben – deutlich stärker als jenes, das sie auf dem Weg durch die Kaverne erlebt hatten – bestätigte Myers Worte und ließ Rhodan taumeln. Er griff nach einem der Kolben, um sich festzuhalten, doch dieser stürzte um und zerbarst krachend auf dem Boden.

      »Rückzug!«, befahl Perry Rhodan. »Gucky, bring uns raus. Egal was wir ausgelöst haben – hier drin wollen wir ganz sicher nicht eingeschlossen werden!«

      2.

      Die innere Stimme

      Zwölf Stunden zuvor

      Der grüne Flaum auf Thora Rhodan da Zoltrals Gesicht juckte fürchterlich. Nur mit äußerster Willensanstrengung konnte sie sich davon abhalten, daran herumzukratzen.

      Beherrsch dich! Wenn die Druuwen mitbekommen, dass dich der Halteparasit nicht in ein willenloses Werkzeug verwandelt, bist du raus aus dem Spiel.

      Thora biss die Zähne zusammen und ignorierte den Juckreiz. Ihren Extrasinn konnte sie nicht so leicht ignorieren. Es war nach wie vor eine neue Erfahrung für sie, mit der Stimme in ihrem Kopf zu leben – ihrer eigenen Stimme, wie sie sehr wohl wusste. Thora war nie jemand gewesen, der sich von anderen gern etwas vorschreiben ließ. Nun musste sie sich ständig von sich selbst belehren lassen. Denn ihr Logiksektor war erstaunlich oft anderer Meinung als sie und wies sie dann freundlich, aber nachdrücklich darauf hin. Noch wusste Thora das nicht recht einzuordnen. Sie hatte sich oft gefragt, wie es war, einen Extrasinn zu haben. Nun, da sie, mehr durch Zufall, einen besaß, war es anders als erwartet. Nicht wie ein siebter Sinn, sondern wie eine zweite Persönlichkeit, die plötzlich in ihrem Kopf aufgetaucht war und ihr mehr oder weniger ungefragt Ratschläge erteilte.

      Sie musste sich eingestehen, dass ihr Zweitbewusstsein wie gewöhnlich recht hatte: Sie konnte es sich nicht leisten, aufzufliegen. Dass weder sie noch John Marshall, der neben ihr in der Zentrale der CREST II stand, von der Mentalkontrolle des Halteparasiten betroffen waren, wussten nur Sud und Doktor Drogan Steflov. Das Mentamalgam war ebenfalls immun, wenn auch aus anderen Gründen als Thora. Steflov wiederum war von Sud kuriert worden und benutzte seither spezielle »Mittel«, mit denen er Suds initiale Behandlung unterstützte.

      Sud verwendet ihre Parafähigkeiten, um sich vor der Kontrolle des Parasiten zu schützen. John und ich haben es unserer Unsterblichkeit zu verdanken.

      Relative Unsterblichkeit, besonders im Fall von John, korrigierte der Extrasinn sofort, während das terranische Raumschiff in ein neues Sonnensystem einflog. Dabei klang er weiterhin freundlich, fast sanft. Sein Zellaktivator ist nicht mehr der Zuverlässigste, aber immerhin erfüllt er derzeit seinen Zweck.

      Ist jeder Extrasinn so ein Besserwisser?, fragte sich Thora. Ich glaube, Atlan hat so etwas mal erwähnt, gab sie sich sofort selbst die Antwort. Nicht erwähnt hatte er, dass der Extrasinn seinen eigenen Kopf zu haben schien, was sich als ziemlich lästig erwies.

      Stimmt doch gar nicht! Ich mache dich nur auf Denkfehler deinerseits aufmerksam. Dafür bin ich doch da. Thora meinte, so etwas wie ein mentales, freches Kichern wahrzunehmen. Und genauso, wie du mich hin und wieder vergisst, ist dir noch nicht ganz bewusst, dass sich die Art deiner Unsterblichkeit verändert hat.

      Angesichts des Tempos, mit dem das alles geschehen ist, kann man mir das wohl kaum verübeln. Thoras Hand glitt an die Stelle, an der bis vor einiger Zeit noch der eiförmige Zellaktivator geruht hatte. Nun war er verschwunden. Seine unglaublichen Kräfte indes waren geblieben: Thora und ihr Mann Perry Rhodan waren nach wie vor unsterblich, das hatte ihnen Nathalie bestätigt.

      Die Erinnerung an Nathalie Rhodan da Zoltral, ihre verschollene, wieder aufgetauchte und nun erneut verschwundene Tochter, versetzte Thora einen Stich.

      Jetzt werde nicht schon wieder wegen Nathalie sentimental. Thora spürte den Unwillen des Extrasinns. Er schien sich nicht gern mit diesem Thema zu befassen.

      Sie allerdings auch nicht; sie schob den Gedanken an Nathalie weit von sich, konzentrierte sich auf ihre ursprüngliche Überlegung: Obwohl sie keinen Zellaktivator mehr besaß, wirkte er irgendwie immer noch. Sonst hätte der Halteparasit bei ihr das gleiche Ergebnis gezeitigt wie bei den anderen Besatzungsmitgliedern.

      Aber auch bei diesen Menschen hatte sich herausgestellt: Der Parasit wirkte durchaus nicht auf alle exakt gleich. Vor allem die Zeitspanne, die der Pilz benötigte, bis er den Willen seiner Opfer vollständig gelähmt hatte, variierte recht stark. Bei den meisten setzte die Wirkung sehr schnell ein, bei einigen dauerte es eine geraume Weile. Außerdem kam es wohl häufiger zu Rückfällen, bei denen der Einfluss des Parasiten sich vorübergehend wieder abschwächte.

      Immerhin war der Pilz organisch, und biologische Vorgänge liefen nicht ab wie etwa das Programm einer Maschine. Das erklärte auch, warum die Druuwen Ausreißer, Flüchtlinge und sogar Widerständische meist einfach ignorierten, sofern sie nicht gewalttätig wurden. Diese Probleme lösten sich fast immer rasch von selbst. Die Druuwen kannten diese Übergangsphase natürlich und akzeptierten die damit einhergehenden Unannehmlichkeiten. Darauf Energie zu verschwenden, kam ihnen nicht in den Sinn. Ihre beeinträchtigte Gesundheit zwang ihnen wahrscheinlich ohnehin gewisse Einschränkungen auf. Also schonten sie ihre Kräfte und Nerven, wann immer das möglich war.

      Mit exotischen Sonderfällen wie Zellaktivatorträgern oder Parabegabten, die dem Parasiten dauerhaft zu widerstehen vermochten, hatten die Piraten nicht rechnen können und taten dies weiterhin nicht. Die Flucht der CRISTOBAL war für sie leicht zu verschmerzen, angesichts eines Schatzes wie der CREST II, den sie nach wie vor unter ihrer unangefochtenen Kontrolle hatten. Wahrscheinlich nahmen die Druuwen an, dass die Wirkung des Halteparasiten auch bei den Geflohenen längst eingesetzt hatte und das Beiboot mit einer apathischen Besatzung an Bord dem Untergang geweiht war. Im Zentrum der Milchstraße gab es viele Gefahren, die ein kleines Raumschiff zerstören konnten. Auch dieses Problem war also gelöst und keiner Aufmerksamkeit mehr wert.

      Dass Zakhaan Breel die Arkonidin trotz ihres – wenngleich gescheiterten – Versuchs, die Zentrale der CREST II zu erobern, wieder als Kommandantin eingesetzt hatte, war Thora zwar ein Rätsel. Aber Marshall hatte herausgefunden, dass die Piraten nach vollendeter Machtübernahme und dem Ablauf der Karenzzeit die üblichen Hierarchien ihrer Gefangenen fast immer unangetastet ließen. Die eingespielten Automatismen wirkten trotz der Pilzinfektion und erleichterten die Abläufe beim Betrieb eines derart großen und für die Druuwen fremdartigen Raumschiffs. Auch hierbei sparten sie an Energie, indem sie sich nur dort einmischten, wo es unbedingt nötig war. Thora gab nur ungern zu, dass dies eine sehr ökonomische und sogar vernünftige Einstellung war.

      Die Arkonidin sah sich unauffällig in der Zentrale