Eiskalte Leidenschaften. Sophia Rudolph. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sophia Rudolph
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783945163788
Скачать книгу
weiß, vergiss das nur nicht. Mein Geburtstag ist in drei Monaten.«

image

      Drei Stunden später schloss Ava die Tür zu ihrem Penthouse auf. Rufus kam sofort auf sie zugelaufen. Ava ließ sich auf die Knie fallen und schlang die Arme um den Hals des Wolfshundes.

      »Er darf dich nicht kriegen, Kleiner«, flüsterte Ava in das graue, zottelige Fell. Rufus leckte ihr übers Gesicht und legte seine Pfoten auf ihre Knie.

      »Schon gut, schon gut. Komm, Zeit für dein Futter.« Nachdem sie Rufus gefüttert hatte, nahm sie eine Migränetablette und ging zur Couch. Ihre Kopfschmerzen waren in den letzten Stunden nur noch stärker geworden und sie hatte die Arbeit für den Tag beendet. Ava zog Phoebes Liste mit Scheidungsanwälten aus der Tasche und ging sie durch. Phoebe hatte nicht nur Namen und Telefonnummern aufgeschrieben, sondern auch Anmerkungen dazu notiert. Keine davon war erbaulich. Laut Phoebes Liste konnte es keiner der von ihr gefundenen Anwälte mit Bradley Amesbury aufnehmen. Nicht, dass sie das überraschte. Michael hatte stets betont, mit Amesbury einen der besten Anwälte des Landes zu kennen. Als sie mit der Agentur statt zu ihm zu Matthew als Klientin ging, hatte Michael sich persönlich angegriffen gefühlt. Ihr Versuch, ihm zu erklären, dass sie Bradley Amesbury einfach unsympathisch fand und nicht in der Lage war, auf Jahre mit ihm zusammenzuarbeiten, hatte Michael ihr vorgehalten, Geschäftliches mit Privatem zu vermischen. Sie hatte ihn nicht darauf hingewiesen, dass Amesbury ein Golffreund seines Vaters war.

      Mit einem Seufzen legte sie die Liste auf den Tisch und ließ sich gegen die Rückenlehne der Couch fallen. Rufus war mit einem Satz bei ihr und machte es sich neben ihr bequem, den Kopf auf ihrem Oberschenkel ruhend.

      »Was mach ich denn jetzt, Rufus?«, fragte Ava, während sie ihn streichelte. Ihr Magen zog sich krampfhaft zusammen. Sie fühlte sich in die Enge getrieben. Schlimmer noch, sie fühlte sich gänzlich hilflos und ausgeliefert. Allein der Gedanke daran, keine Kontrolle über ihr Leben zu haben, ließ sie erschaudern. Sie hasste es, von anderen abhängig zu sein.

      Ava war es gewohnt, die Dinge allein zu regeln. Sie wusste, dass manche ihrer ehemaligen Kolleginnen ihr nachsagten, sie habe den einfachen Weg gewählt, als sie mit zwanzig geheiratet hatte. Sie hatten sie für unselbständig gehalten, für ein Mädchen, das einen Mann an seiner Seite brauchte, um klar zu kommen. Noch am Tag ihrer Hochzeit hatte sich ihre Trauzeugin über solche Anmerkungen von Gästen und Journalisten gleichermaßen empört. Ein Lächeln huschte über Avas Gesicht, als sie an Stellas Tirade an Flüchen dachte, die die Italienerin an diesem Tag über jeden ergossen hatte, der es wagte, hinter vorgehaltener Hand zu tuscheln. Ava selbst hatte nur gelacht. Sie hatte ihre ganze Schulzeit auf einem Internat verbracht, hatte selbst darauf bestanden, die Schule abzuschließen, ehe sie sich voll und ganz auf das Modeln konzentrierte. Sie hatte Michael nicht geheiratet, um nicht allein zu sein, oder jemanden zu haben, der sich für sie um irgendetwas kümmerte. Sie hatte ihn geheiratet, weil sie ihn geliebt hatte.

      »Ich war ein dummes, dummes Kind, Rufus.«

      Der Wolfshund gähnte nur und rollte sich eng neben ihr zusammen. Sie durfte ihn nicht verlieren, dachte Ava. Michael konnte mit Hunden nichts anfangen. Er wollte Rufus nur haben, um sie zu verletzen. Was genau sie ihm getan hatte, dass er solch einen Hass auf sie hatte, wusste sie selbst nicht.

      Für einen Moment überlegte Ava, Stella anzurufen. Dann verwarf sie diesen Gedanken wieder. Sie wusste genau, was Stella ihr sagen würde: Dass sie ihren Stolz über Bord werfen und dieses ungehobelte Miststück anrufen sollte, dessen Büro sie vor einigen Stunden wütender verlassen hatte, als sie bereits nach Amesburys Brief gewesen war. Wenn er der einzige war, der Amesbury schlagen konnte, musste sich Ava mit ihm arrangieren. Koste es, was es wolle.

image

      »Miss Gainsborough, ich bin überrascht, Sie noch einmal zu hören.« Oliver blätterte weiter durch seine Akte auf der Suche nach einem Fax, von dem er überzeugt war, es vor einigen Wochen erhalten zu haben.

      »Ich gehe auf Ihr Angebot ein«, erklang die helle Stimme an seinem Ohr. Keine Begrüßung, keine Gefühlsregung, nichts.

      »Das überrascht mich jetzt.« Das tat es wirklich. Nachdem sie ihn beschimpft hatte und aus dem Büro marschiert war, hatte er nicht erwartet, noch einmal von ihr zu hören, geschweige denn, dass sie ihm doch noch ihren Fall überlassen würde. Er legte seine aktuelle Akte zur Seite. Das Fax konnte warten.

      »Sie sind also dazu bereit, mir zu beweisen, dass Sie nicht frigide sind?«

      Einen Moment lang herrschte das ihm geradezu vertraute Schweigen, gefolgt von einem Seufzen.

      »Sie sind ein Mistkerl, Mr. Rutherford.«

      Oliver lachte. »Ein Mistkerl, ja? Sagen Sie, wie viel Mühe hat es Sie gekostet, das gerade zu sagen? Als sie vorhin so überaus undramatisch aus meinem Büro stolzierten – sie hätten wenigstens noch die Tür knallen können – war ich noch ein ungehobelter Kerl. Müssen Sie erst nackt vor mir stehen, um wirklich aussprechen zu können, was Sie denken?«

      »Mr. Rutherford …«

      »Kommen Sie, Ms. Gainsborough, sagen Sie es: Ich bin ein Arschloch.«

      Er glaubte ein Schnauben zu hören, von dem er nicht annahm, dass es als Widerspruch zu seiner Aussage aufzufassen war.

      »Sehen Sie, es tut gar nicht weh. Ich bin ein Arschloch und ehrlich gesagt auch verdammt stolz darauf. Denn dadurch gewinne ich die Fälle meiner Klienten. Ich bin nämlich das beste Arschloch auf der ganzen verdammten Insel.«

      »Wenn Sie dann damit fertig wären, sich selbst zu loben …«

      »Immerhin sind wir uns darin einig, dass es ein Lob ist.«

      »Wir sind uns ebenso über Ihre nicht vorhandenen sozialen Kompetenzen einig, Mr. Rutherford.«

      »Solange wir uns auch darüber einig sind, dass Sie meine Forderungen erfüllen?«

      Oliver zählte die Länge des Schweigens dieses Mal mit. Er kam gerade bei sieben an, als sie ihm antwortete.

      »Ich kann nicht zulassen, dass Michael gewinnt.«

      »Das deute ich als ja. Das heißt allerdings auch, wir haben einiges an Arbeit vor uns. Ich bin hier noch einige Zeit beschäftigt«, er warf einen Blick auf den Aktenstapel auf seinem Schreibtisch und ging in Gedanken durch, um welche Fälle es sich dabei handelte. »Ich kann um acht bei Ihnen sein.«

      »Gut, ich bin zu Hause.« Das Seufzen war nicht zu überhören. Olivers Mundwinkel zuckten. Er würde diese eisige Fassade schon noch zum Schmelzen bringen.

      »Vergessen Sie unsere Abmachung nicht, ich erwarte heute Abend alles von Ihnen zu sehen.« Er ließ ihr keine Zeit zum Antworten, ehe er das Gespräch beendete.

image

      Es war bereits Viertel nach acht, als der Pförtner bei Ava anrief und einen Besucher für sie ankündigte. Die Zeit, die Oliver brauchte, um mit dem Aufzug zu ihrer Wohnung zu gelangen, reichte vollkommen aus, um Ava nervös zu machen. Sie konnte das Gefühl nicht abschütteln, einen riesengroßen Fehler zu begehen. Schließlich versuchte sie sich damit zu beruhigen, dass es kein größerer Fehler sein konnte, als es der gewesen war, Michael zu heiraten. Gänzlich überzeugen konnte sie sich damit allerdings nicht.

      »Sie sind noch angezogen«, stellte Oliver fest, als er die Wohnung betrat. Ava erinnerte sich an ihre gute Erziehung und unterdrückte den Drang, ihm das Grinsen aus dem Gesicht zu schlagen.

      »Es ist nicht meine Angewohnheit, nackt zur Tür zu gehen«, erklärte sie und führte ihn ins Wohnzimmer.

      »Das können wir ändern …«, hörte sie ihn murmeln, ehe ein Fluch aus seinem Mund kam, der Stella alle Ehre gemacht hätte.

      »Was ist das?« Er sah entgeistert auf Rufus, der sich von dem Besucher nicht stören ließ und nur kurz den Kopf