Reinhard Vieth
bye bye SPD
Aus dem Lebensweg eines sozialen Demokraten
Impressum
Die abgebildeten Personen haben ihr Einverständnis zur Publikation erteilt. Für die Abbildung der Grafiken auf den Seiten 292 und 294 hat der Bundeswahlleiter sein Einverständnis erteilt.
Die Grafik auf Seite 306 wurde von der OECD veröffentlicht.
Copyright © 2020 Reinhard Vieth
Autor: Vieth, Reinhard
Umschlaggestaltung, Illustration: Reinhard Vieth
Lektorat, Korrektorat: Joachim Vieth
Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359
Hamburg
ISBN:
978-3-347-07838-3 (Paperback)
978-3-347-07839-0 (Hardcover)
978-3-347-07840-6 (e-Book)
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Einführung
Der Autor fängt in seiner frühen Jugendzeit an, wie er geprägt durch das Elternhaus Willy Brandt, auf dessen erster Wahlkampftour, in Detmold, vom Kirchturm aus auspfeift. Wie er dann jedoch als Heranwachsender, in seiner Lehrzeit in die Gewerkschaft eintritt und sich sein politisches Bild zu wandeln beginnt.
Später, als Soldat und junger Familienvater tritt er in die SPD ein und wird zum glühenden Verehrer von Willy Brandt. Erste Fragen zum Inhalt der Sozialdemokratie stellen sich ihm, als Helmut Schmidt die Regierungsgeschäfte übernimmt. Inzwischen von der uniformierten Bundeswehr, zur Ausbildung in die Bundeswehrverwaltung eingetreten, fällt ihm auf, dass das eine erzkonservative Verwaltung ist, in der die bürgerliche Freiheit wenig Platz hat. Er verlässt seinen Beamtenstatus und geht zur Kirche, um dort ebenfalls festzustellen, dass die Kirche alles andere, als sozial-christlich ist.
Endlich erreicht er das, was er eigentlich von vornherein wollte, er beginnt seinen Job in der Kommunalverwaltung eines kleinen Amtes. Hier kann er sich selbst verwirklichen und hier hat er in der Freizeit auch die Möglichkeit, seinen politischen Neigungen nachzugehen.
Er bewirbt sich in Mecklenburg-Vorpommern als Bürgermeister, muss aber feststellen, dass die Blockflöten auch Jahre nach der Wende noch ihre Seilschaften haben. Die PDS verhindert im Konzert mit der CDU den Wessi. Kurz vor dem Eintritt in den Ruhestand lässt er sich von der SPD für die Ratsversammlung aufstellen und erhält auf Anhieb ein Direktmandat, das ihm aber nicht lückenlos gegönnt wird.
Weil ein Kandidat für die Bundestagswahl von „oben“ vorgesetzt wird, wirft auch der Autor bei der Kandidatenaufstellung seinen Hut in den Ring und muss dabei richtig erfahren, was Parteiintrigen sind. Er wird nicht gewählt, aber der von „oben“ Gewollte auch nicht.
Schlussendlich zieht der Autor ein Fazit, dass aus der strahlenden Ente SPD eine lame Duck geworden ist, die ohne Flügel nicht einmal mehr fliegen kann. Er versucht den Ratschlag, sich neu aufzustellen und mit Umweltthemen, Rente und sozialer Zuwendung wieder Fuß fassen zu wollen.
Inhaltsverzeichnis
Aller Anfang
Die Geschichte des Versagens ist lang
Mehr Demokratie wagen
Gewerkschaften und SPD, ein Widerspruch?
Am Anfang steht das Licht der Welt
Erste politische Berührungen
Kindertage in Detmold
Mit dem Einstieg in das Berufsleben wurde ich Gewerkschafter
Mit der Gewerkschaft in die Welt
Schule der Nation
Wir gründen eine Familie
Die 68er politisierten mich
Der Parteieintritt
Eine bunte Welt
Ein neuer Weg
Start in ein neues Berufsleben
Und wieder Ausbildung
Ich wage den Absprung
Arbeitslos
Ein neuer Arbeitsplatz ruft
Im Kieler Landeshaus regiert die CDU
Mitbestimmung? Aber bitte nicht bei uns
Aber auch im Amt wuchsen die Bäume nicht mehr in den Himmel
Ein neues Ziel
SPD und Gewerkschaft vor Ort
Verwaltung ohne Reform ist keine Verwaltung
Kommunalwahlen
Nach den Sternen greifen
Aber wie ist es um die SPD bestellt?
….und wo ist die SPD?
Wer ist heute die SPD?
Die endgültige Abkehr vom Sozialismus
Ausblick, Hoffnung
Aller Anfang………
Als Kind hatte ich ihn vom Logenplatz des Kirchturms der Detmolder Marktkirche aus ausgepfiffen. Aber als er der vierte Kanzler der Bundesrepublik wurde, hatte die Politik für mich schon eine andere Bedeutung, eine eigene Sicht der Dinge. Willy Brandt war Vorsitzender der SPD und Kanzler der Bundesrepublik Deutschland. Mit dem Fortschreiten der Jahre gewinnt die Erfahrung des Älter Werdens. Als jung verheirateter Familienvater und Marinesoldat trat ich 1971 in die SPD ein da war Willy Brandt schon zwei Jahre Kanzler.
Zwischen dem Auspfeifen und dem Eintritt in die SPD lagen die Jahre der Berufsausbildung, des Eintritts in die Gewerkschaft und damit bekam auch die Politik eine andere Bedeutung. Schon die Gewerkschaft hatte mein politisches Interesse geweckt und in eine andere Richtung gelenkt. Obwohl, so anders war die Richtung nicht, denn rückwirkend betrachtet, hatte ich eigentlich nie ein anderes Weltbild, es verfestigte sich nur. Zuhause im Beamtenhaushalt meiner Eltern war ich liberal erzogen worden und mein Vater ließ eigentlich nie eine spezielle politische Richtung erkennen. Dennoch war ihm, der er als Kriegsteilnehmer und Kriegsinvalide sicher viel durchstanden hatte, Willy Brandt suspekt; er sprach immer von dem „Drückeberger“. Nun sind Väter und Söhne sowieso eine Spezies, die an dieser Stelle keiner besonderen Betrachtung bedarf. Ich jedenfalls wandte mich mit zunehmender Reife auch etwas offener dem damals Regierenden Bürgermeister der Stadt Westberlin zu. Über meine Kinderzeit, als ich da oben auf dem Kirchturm stand und kritiklos die Ablehnung meines Vaters, gegen diesen damaligen Kanzlerkandidaten zum Ausdruck gebracht hatte, lächelte ich im Nachhinein nur.
Aber meinem Vater ist es gelungen, aus mir einen kritikbereiten Menschen zu machen. Auch wenn meine Mutter immer mal wieder sagte, ich solle mein Herz nicht auf der Zunge tragen, weil mir das auch mal zum Nachteil gereichen könnte. Aber ich habe immer den Mund aufgemacht, wenn ich etwas nicht gut fand und ich habe ihn mir auch manches Mal verbrannt. Auch in der Partei, denn Kritik mögen auch Sozialdemokraten nicht. Kritik wird von oben vorgegeben und die darf auch verbreitet werden, aber Kritik an handelnden Personen ist Frevel. Ja, man könnte von einer Kritikhierarchie sprechen, denn auf einer Ebene darf man schon mal untereinander etwas infrage stellen. Auch als kleines Mitglied ohne Funktion und Posten konnte man schon mal den Mund aufmachen. Aber wenn