Impressum
Titel
Kurz – Leicht – Aktuell – Real
Dann bleib ich eben sitzen!
Autor
Thorsten Steffens
Titelbildmotiv
© Nadia Snopek – Shutterstock.com
Verlag an der Ruhr
Mülheim an der Ruhr
Ab 12 Jahre
Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages.
E-Book-Herstellung und Auslieferung
readbox publishing, Dortmund
© Verlag an der Ruhr 2005, Version 2020
ISBN 978-3-8346-3278-4
Begleitendes Unterrichtsmaterial:
K.L.A.R. – Literatur-Kartei:
„Merkt doch keiner, wenn ich schwänze.“
Annette Weber
Kl. 7–10, 64 S., A4
Hefter: ISBN 978-3-8346-0037-0
PDF: ISBN 978-3-8346-1108-6
Hallo, grüß dich!
Bevor du dieses Buch liest, möchte ich mich dir kurz vorstellen.
Mein Name ist Annette Weber. Ich lebe mit meiner Familie, einem geduldigen Ehemann, drei ziemlich erwachsenen Kindern und zwei Islandpferden in Bad Lippspringe, einer kleinen Stadt bei Paderborn.
Lange Zeit habe ich nebenberuflich geschrieben und außerdem an einer Grundschule als Lehrerin gearbeitet. Mittlerweile bin ich aber nur noch als Autorin tätig.
Ich mache viele Dinge nebeneinander oder auch gleichzeitig, putze, kaufe ein, frage Vokabeln ab, trinke Kaffee mit Freundinnen, gehe im Wald spazieren, fahre mit dem Auto durch die Gegend oder, oder, oder …
Aber wenn ich an meinem Computer sitze und meine Ideen in meine Tastatur tippe, bin ich besonders glücklich. Ich hoffe, du merkst das beim Lesen.
Ich wünsche dir viel Spaß dabei.
Annette Weber
Ach übrigens:
Du kannst mich auch gerne auf meiner
Homepage besuchen.
Sie lautet: www.annette-weber.com
„Papa kommt!“
Katharina brüllte so laut sie konnte.
Sie hatte schon stundenlang hinter dem Fenster gestanden. Jetzt rannte sie zur Tür. Ihr Bruder Felix hinterher. Danach die Mutter. Stefan und Paul fühlten sich mit ihren 15 und 16 Jahren schon zu erwachsen, um schreiend durchs Treppenhaus zu laufen.
Also gingen sie ihrem Vater irgendwie cooler entgegen, mit großen Schritten und einem lässigen Sprung über die Mauer.
War das immer eine Freude, wenn der Vater nach langer Zeit wieder mit seinem LKW in der Straße auftauchte. Diesmal war er in Italien gewesen. Fast drei Wochen lang.
„Na, meine Süßen!“
Der Vater strahlte über das ganze Gesicht, als er aus dem Führerhaus kletterte. Als Erstes schnappte er sich Katharina, das einzige Mädchen der Familie. Und dazu die Jüngste. Sie war sein Goldschatz. Das sagte er immer wieder. Jetzt schwenkte er sie durch die Luft. Katharina kreischte und quietschte.
Danach war Felix an der Reihe. Er war genauso wild wie seine kleine Schwester. Stürzte sich auf seinen Vater und hängte sich an sein Knie.
Mit Katharina auf dem Arm und Felix am Bein stiefelte Herr Seidt zu Paul und Stefan hinüber. „Na, meine Großen? Wie sieht’s aus?“
Mit dem freien Arm haute er beiden kräftig auf die Schulter.
„Ganz okay“, sagte Stefan.
„Alles klar“, brummte Paul.
„Ja?“
So ganz überzeugt hörte sich der Vater allerdings nicht an. Er setzte Katharina ab und löste sich von Felix, um die Mutter fest zu umarmen und ihr einen Kuss auf die Wange zu drücken.
Stefan beobachtete sie aus den Augenwinkeln. So richtig verliebt sahen sie eigentlich nicht mehr aus. Eher so ein bisschen wie gute Kumpel. „Was soll’s“, dachte er sich. Viele aus seiner Klasse hatten keine Eltern mehr, die nach 16 Jahren noch verheiratet waren.
„So, jetzt komm aber erst mal rein. Ich hab Schwarzwälderkirschtorte gebacken.“
„Hmm.“
Es war so richtig heile Welt. Der Vater erzählte von Italien und was ihm unterwegs alles passiert war. Reifenpanne in der Schweiz, Stau im Tunnel, Streik an der Grenze.
Der Vater redete gerne und die Kleinen hingen an seinen Lippen.
„So, nun habe ich aber genug erzählt“, brach der Vater schließlich ab. „Jetzt seid ihr an der Reihe.“
Was sollten sie schon groß erzählen. Es war alles wie immer. Katharina berichtete vom Kindergarten, Felix von der Einschulung ins erste Schuljahr, Paul von seinem Job als Prospektverteiler, auf den er so stolz war. Stefan überlegte, was er erzählen sollte.
„Wir machen Ende des Schuljahres eine Klassenfahrt nach Berlin“, sagte er schließlich. „Für fünf Tage.“
„Das ist ja toll. Mensch, Berlin, da war ich auch vor ein paar Monaten. Tolle Stadt.“
Der Vater schien wirklich die ganze Welt zu kennen.
„Ich habe heute den Zettel dazu gekriegt. Frau Lempert will nämlich nächste Woche das Geld einsammeln. Zehn Euro im Monat, damit es am Ende des Schuljahres nicht zu viel wird.“
„Zehn Euro? Wie teuer soll die Fahrt denn werden?“
„Ich hole mal den Zettel.“
Stefan ahnte, dass es jetzt ungemütlich wurde. Wenn’s um Geld ging, machte der Vater schnell ein riesiges Drama.
Auch Frau Seidt schien das zu befürchten. „Lasst uns doch später darüber reden, ja?“, sagte sie schnell. „Herrmann, nimm doch noch ein Stück Kuchen.“
Aber Herrmann ließ sich nicht ablenken.
Mit wachem Blick las er sich das Papier durch, das Stefan ihm hinhielt. „Hundertzwanzig Euro!“, fauchte er. „Ich werd verrückt. Die Lehrer spinnen total. Wissen die denn nicht, was ein normaler Malocher verdient?“
„Herrmann“, mischte sich Frau Seidt nun ein. „Zehn Euro im Monat haben wir doch wohl. Guck mal, die Kinder gehen in Berlin doch auch ins Theater und wollen ins Museum.“ „Theater und Museum. Dass ich nicht lache“,