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Rocker Geschichten 2 | Erotische Erlebnisse
von Simona Wiles
Simona Wiles, Jahrgang 1980, ist in Süddeutschland geboren und lebt dort mit Mann, Kind und zwei Hunden. Ihre ersten erotischen Kurzgeschichten entstanden während eines Creative-Writing-Workshops. Der Beifall der anderen Teilnehmer/-innen brachte sie dazu, ihrer Leidenschaft für Erotik und gute Bücher selbst Ausdruck zu verleihen. Ideen für ihre Geschichten gehen ihr nicht aus – hat sie doch selbst eine wilde Jugend hinter sich. Während Simona ihrer Schreibsucht anfangs auf dem heimischen Familiencomputer frönte, tobt sie sich inzwischen an ihrem eigenen Laptop aus. Sie schreibt hauptsächlich erotische Kurzgeschichten. Wenn sie gerade nicht über einer neuen Story brütet, arbeitet sie als Office-Managerin in einer Autofirma.
Lektorat: Jasmin Ferber
Originalausgabe
© 2019 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: © Just dance @ shutterstock.com © Fotokvadrat @ shutterstock.com
Umschlaggestaltung: MT Design
ISBN 9783966416771
www.blue-panther-books.de
Der Rocker und die Ärztin
Sie war mit ihrem Medizinstudium fertig und hatte gemeinsam mit ihrer Freundin eine gemeinschaftliche Praxis eröffnet. Eigentlich scheute sie das Risiko, doch sie übernahmen die Praxis von einem alten Arzt, der schon lange im Ort wohnte und nun in Rente gehen wollte. Eine einmalige Gelegenheit, fanden sie, und sagten kurzerhand zu. Die Patienten, die bisher zu ihm gekommen waren, konnten sie übernehmen. Seit etwa einem Jahr praktizierten sie nun, stellten Rezepte und Überweisungen aus, bezahlten eine Sprechstundenhilfe, die relativ effektiv agierte und waren insgesamt zufrieden. Sandra und Lilo hatten sich etabliert, und ihre Patienten, die anfangs misstrauisch gewesen waren, schätzten ihre Kompetenz.
***
Alex war einer der führenden Köpfe der Rockergang. Er beriet Ben, ihren Anführer, in Bezug auf Neuzugänge, führte die Tests mit ihnen durch und hatte sich genug Autorität verschafft, dass er zum Stellvertreter aufgestiegen war. Ab und zu ließ er es mit den Jungs ordentlich krachen, um sie einerseits zu belohnen und andererseits auf der Spur zu halten. Denn manche von ihnen meinten immer noch, ihr eigenes Ding durchziehen zu können, zum Beispiel in Bezug auf Schmuggel oder Diebstahl. Aber sowohl Ben als auch Alex hatten keine Lust auf die Bullen, die bereits vor ein paar Jahren ihr Augenmerk auf ihre Gang gerichtet hatten und immer wieder mal auftauchten. In letzter Zeit waren ihre Besuche weniger geworden, deshalb wollte Ben, dass das auch so blieb. Seine Art, die Jungs straff zu halten, indem er ›Ausrutscher‹ hart bestrafte, kam nicht bei jedem gut an. Doch letzten Endes wurden sie zu einer eingeschworenen Gemeinschaft, die Spaß daran hatte, unbescholtene Bürger auf harmlose Weise zu erschrecken, laute Versammlungen mit Besäufnissen abzuhalten und regelmäßig in den Puff zu gehen.
Alex wusste, dass Ben irgendwas Großes am Laufen hatte, aber er war noch nicht dahintergekommen, was es war. Ihm war nur aufgefallen, dass Ben öfter als sonst nicht zu ihren Treffen erschienen war, sondern stattdessen was von ›Geschäften‹ gemurmelt hatte. Alex ging davon aus, dass es sich dabei weder um Drogen noch sonstige Delikte handelte, und blieb daher gelassen. Zu gegebener Zeit würde Ben schon rausrücken.
***
»Jungs, es wird Zeit!«
Greg rief zum Aufbruch. Er schwang sich auf sein Bike, eine Harley, und drehte auf. Alle anderen taten es ihm nach. Alex hatte seine Maschine erst vor Kurzem getunt und ließ sie aufröhren.
»Alter, was für ein Sound!« Dan nickte ihm anerkennend zu.
Lässig schob Alex seine verspiegelte Brille auf die Nase zurück und fuhr an die Spitze ihres kleinen Konvois. Ihr Ausflug würde sie in die zehn Kilometer entfernte Stadt führen. Sie wollten sich dort ein paar Sixpacks besorgen, den Marktplatz unsicher machen und danach noch in den Puff. Ein wöchentliches Ritual, um die Jungs bei Laune zu halten. Ben wusste, was sie brauchten.
Etwa zwanzig Maschinen ließen ihre Motoren aufröhren. Breitbeinig saßen die Gangmitglieder auf ihren chromglänzenden Bikes, fast alle hatten ihre Haare zu einer Glatze rasiert und sahen mit ihren verspiegelten Sonnenbrillen und der Lederkluft wie eine einzige Masse aus. Meistens genügte allein ihr Anblick, um die Leute eilig zur Seite springen zu lassen, sobald sie durch die Fußgängerzone röhrten.
Die Landstraße vibrierte unter den starken Maschinen; Autos, die gemächlich innerhalb des erlaubten Tempolimits dahinschlichen, wurden unter waghalsigen Manövern überholt. Es war später Nachmittag, der Feierabendverkehr hatte eingesetzt. Doch für Bens Jungs war das die richtige Zeit, um der Menschheit zu zeigen, aus welchem Holz sie geschnitzt waren. Macht und Respekt, darum ging es ihnen, das gab den richtigen Kick.
In der Stadt brausten sie unter Gejohle auf den Marktplatz. Sie umrundeten spaßeshalber einige Passanten, die entweder schimpfend oder ängstlich zur Seite sprangen, dann positionierten sie sich in einem Halbkreis mitten auf dem Platz und stellten die Maschinen ab. Alex schickte die beiden Novizen los, Bier zu besorgen, und zog aus einer Satteltasche seine Zigaretten raus. Lässig steckte er sich eine Kippe an, stieß den Rauch aus und gab das Feuerzeug weiter. Mit zusammengekniffenen Augen beobachtete er seine Umgebung. Die meisten Passanten, die noch schnell ihre Einkäufe erledigen wollten, vermieden es, in ihre Richtung zu schauen. Alex fand das in Ordnung, es zeigte, dass sie bereits bekannt waren und sich Respekt verschafft hatten. Doch Einzelne der Spaziergänger blickten neugierig in ihre Richtung, darunter eine junge schlanke Frau mit blonden, langen Haaren. Sie fiel Alex auf, weil sie ihn offen ansah und stehen geblieben war. Amüsiert hob er eine Augenbraue und zog an seiner Zigarette. Das Mädel hat Mumm, dachte er.
***
Sandra hatte schon öfter gehört, dass die Rocker regelmäßig in die Stadt einfielen und den Marktplatz belegten. Ihre Patienten beklagten sich über den Lärm, das Gejohle und vor allem die Belästigungen. »Die Polizei tut nichts dagegen!«, beschwerten sie sich. Doch solange sich deren Auftritt in Grenzen hielt, würde die Polizei sich zurückhalten, um nichts hochkochen zu lassen. Sandra war neugierig, sie war noch nie live dabei gewesen. An diesem Tag hatte sie die Praxis etwas früher schließen können und die Sprechstundenhilfe nach Hause geschickt. Sie wollte ein paar Lebensmittel besorgen, bevor das Wochenende kam, und war gerade im Begriff, ein Geschäft zu betreten, als sie von Ferne das laute Röhren der Motorräder vernahm. Sie blieb stehen, drehte sich um und beobachtete, wie zwanzig Kerle in Lederkluft mit ihren schweren Maschinen einfuhren. Sie kurvten um ein paar Hindernisse und stellten sich mitten auf dem Marktplatz auf. Sandra ging näher, sie wollte die Gesichter der Männer sehen, vielleicht würde sich der ein oder andere eines Tages in ihre Praxis verirren und dann wüsste sie, mit wem sie es zu tun hatte.
Der Reihe nach versuchte sie sich die Typen einzuprägen. Am besten gefiel ihr der Große, der wohl so was wie ein Anführer war. Er trug Ketten an seiner Lederweste und mindestens ein Piercing. Seine Gesichtszüge wirkten sehr männlich, er war zwar schlank, konnte jedoch einige Muskeln vorweisen. Sandra zuckte leicht zusammen, als ihre Blicke sich trafen und der Rocker leicht lächelte. Der Mann hatte etwas an sich, was Schmetterlinge in ihren Bauch zauberte. Sie ließ ihren Blick nochmals über die Gangmitglieder schweifen, dann nickte sie dem Mann leicht zu und wandte sich ab.
***
Alex drückte seine Kippe aus. Die Frau gefiel ihm, sie schien keine Angst zu haben so wie viele andere. Außerdem hatte sie eine Figur, die seine Fantasie anheizte. Er fragte sich, wer sie war. Als er wieder aufblickte, war sie verschwunden, vermutlich in irgendeinem Laden. Wäre er ihr jetzt nachgegangen, müsste er mit feixenden Kommentaren der Jungs rechnen, die seine Autorität untergraben hätten, also ließ er es.
Die Novizen kamen mit ausreichend Bier zurück. Sie öffneten die Flaschen mit ihren Feuerzeugen, prosteten sich lautstark zu und soffen durstig. Passanten schüttelten die Köpfe über ihr Verhalten und tuschelten miteinander. Alex grinste. Sollten sie reden, genau das war die Absicht. Ein älterer Mann stakste mit seinem Stock auf sie zu.
»Was