Gefahr für Burg Bentheim. Mathias Meyer-Langenhoff. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mathias Meyer-Langenhoff
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783960741619
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sie sich hinein. Die Fahrt war ziemlich unbequem, weil sie fast bis zum Schluss stehen mussten.

      „Hör mal, wenn deine Dietlinde gleich nicht auftaucht, dann fahren wir nach Hause, und du redest nicht mehr über diese Zeitreise und so, klar?“, sagte Doro, nachdem sie ausgestiegen waren.

      „Klar“, antwortete Lotte, „sie kommt bestimmt, verlass dich drauf.“ Aber was wäre, wenn Dietlinde tatsächlich nicht auftauchte? Dann würde Doro sie endgültig für verrückt erklären. Und was sollte sie Dietlinde sagen? Lotte wusste immer noch nicht, ob sie ihr und den Bentheimern im Kampf gegen Grimmbert wirklich helfen sollte.

      „Da wären wir“, murmelte sie mehr zu sich selbst, als sie mit Doro in der Katharinenkirche stand und auf ihre Armbanduhr sah. „Es ist kurz vor drei. Komm, jetzt schnell zur Kanzel.“

      Sie wollten gerade die Stufen hinaufspringen, als eine Touristengruppe die Kirche betrat.

      „Was macht ihr da? Das ist kein Ort zum Spielen!“, rief eine Frau, offenbar die Burgführerin.

      „Wir, ich, … eigentlich wollten wir uns die Kanzel mal angucken“, stotterte Lotte.

      „Da gibt es nichts Interessantes zu sehen. Wenn ihr wollt, könnt ihr euch uns anschließen, falls ihr Englisch versteht.“

      Zögernd stellten sich die Mädchen zu den Touristen, sie kamen aus den USA und sahen aus wie eine Weightwatcher-Gruppe auf Urlaub, fast alle waren mehr als kräftig gebaut. Die Frauen trugen große, weite Blusen und Röcke, in die Doro und Lotte fünfmal hineingepasst hätten, die massigen Männerkörper wurden eher schlecht als recht von Hemden und Hosen in mehrfacher Übergröße bedeckt.

      „Oh, how nice, little German girls.“ Freundlich tätschelte eine Frau Doros Gesicht. „Where do you come from?“, fragte sie im breiten amerikanischen Englisch.

      Hilfesuchend sah Doro Lotte an. „Was hat sie gesagt?“

      „Sie will wissen, woher du kommst“, übersetzte Lotte.

      „Aha, ehm, … I am from Nordhorn“, stammelte Doro.

      „From what?“, fragte eine andere, deren Körperform an ein Bierfass erinnerte.

      „Nordhorn!“, wiederholte Doro lauter, als hätten die Frauen Probleme mit den Ohren.

      „Du musst leise sein, sonst kann ich nicht erklären“, mischte sich die Führerin mit strenger Stimme ein.

      „Take a chewing-gum“, grinste das wandelnde Bierfass und hielt Doro und Lotte ein Pfefferminzkaugummi entgegen. Die Mädchen bedankten sich für das Kaugummi und schoben es sich in den Mund.

      Lotte wurde unruhig.

      „Mist, es ist drei, was machen wir denn jetzt?“, zischte sie Doro zu. „Irgendwie müssen wir auf die Kanzel, sonst verpassen wir Dietlinde.“

      „Pass auf, ich hab eine Idee. Ich fall gleich in Ohnmacht, wenn sich die Dicken dann um mich kümmern, hast du deine Chance!“

      „Du fällst in Ohnmacht? Die merken doch sofort, dass du nur so tust “, flüsterte Lotte aufgeregt, aber Doro blieb ganz ruhig.

      „Es wird schon klappen, wir treffen uns später wieder hier.“

      Als die Burgführerin gerade etwas über die doppelte Holzmadonna erzählte, die von einem der schweren dunklen Dachbalken an einer langen Kette herabhing, sackte Doro mit einem lauten Seufzer zu Boden. Ihr Ohnmachtsanfall wirkte so echt, dass Lotte sich trotz Doros Ankündigung Sorgen machte und sich ängstlich über sie beugte.

      „Fleh um Hilfe!“, zischte Doro ihr zu, aber das war gar nicht nötig. Wie eine Herde Elefanten sammelten sich die Dicken um die scheinbar ohnmächtige Doro.

      „Please, sie muss nach draußen, outside“, bat Lotte jetzt, „... help me!“

      Die Kaugummispenderin bückte sich, schob ihre Arme unter Doro und hob sie, als sei sie leicht wie eine Feder. Dann wandte sie sich dem Ausgang zu. Die anderen folgten ihr, auch die Burgführerin verließ die Kapelle.

      Lotte blieb allein zurück. Staunend genoss sie für einen kurzen Augenblick die Stille, dann lief sie schnell zur Kanzel.

      „Dietlinde, Dietlinde, bist du noch da? Ich …!“

      „Jetzt brüll nicht so, ich bin doch nicht taub!“, hörte sie das helle Stimmchen von unten. Dietlinde hatte in der Maueröffnung auf Lotte gewartet hatte und betrat jetzt die Kanzel. „Das war knapp, wenn die Leute noch länger in der Kirche geblieben wären, hätte ich ohne dich zurückgemusst. Setz dich, wir müssen los, der Zeitstrom ist gerade noch stark genug.“

      „Jetzt warte doch mal, ich muss dir was erklären“, protestierte Lotte.

      „Keine Zeit, keine Zeit, gib mir deine Hand, du weißt schon, vorsichtig nach vorne halten und nicht so hoch.“

      Lotte tat zwar, was Dietlinde von ihr verlangte, aber sie wollte ihr vor der Zeitreise noch unbedingt von Doro erzählen. Schon spürte sie den kleinen Stich an ihrem Finger, die Schmerzen begannen, sie schrumpfte, und ehe sie sich versah, riss Dietlinde sie mit und zerrte sie in den Zeittunnel. Lotte wehrte sich, der Strom hatte sie jedoch bereits erfasst, sie versuchte diesmal bei Bewusstsein zu bleiben, doch schon nach wenigen Sekunden merkte sie, wie ihr die Sinne schwanden.

      Kurze Zeit später saß sie wieder auf der Wiese vor der Katharinenkirche und schüttelte benommen ihren Kopf. Diesmal regnete es wie aus Kübeln. Dietlinde, die zum Schutz vor dem Regen einen braunen Umhang trug, sah sie an, die roten Pumuckelhaare hingen ihr in feuchten Strähnen ins Gesicht.

      „Los, erhebe dich!“, fuhr sie Lotte an. „Oder willst du hier festwachsen?“ Sie hielt ihr Balthasars Schlafsack entgegen, den Lotte schon beim letzten Mal getragen hatte. „Anziehen!“, kommandierte Dietlinde.

      „Hör mal“, begann Lotte, während sie langsam aufstand und sich mit leichtem Ekel den nassen Sack über den Kopf zog, „ich wollte auf meine beste Freundin Doro warten und sie dir vorstellen, ich hab ihr nämlich alles erzählt.“ Lotte war ärgerlich, dass ihr Plan wegen der amerikanischen Touristen geplatzt war.

      „Ich weiß, ich weiß, aber wir müssen hier weg, ich will ins Trockene, seit gestern Abend regnet es ununterbrochen, wir können alles bei Balthasar besprechen. Ich danke Gott, dass du wieder da bist.“

      Dietlinde nahm Lotte wieder an die Hand. Während sie hinter ihr herstolperte, merkte sie, wie der Regen nach und nach auch ihre Sachen durchweichte. Das Holz der Zugbrücke war so glatt, dass Lotte beinahe ausgerutscht wäre.

      „Gib acht!“, rief Dietlinde. „Gleich auf dem Weg ist es bestimmt noch schlimmer.“

      Der Regen fiel wie ein dichter Vorhang, Lotte musste sich vollkommen auf Dietlindes Führung verlassen, sie konnte gerade noch erkennen, dass sie das untere Burgtor passierten und an der Pferdetränke vorbei kamen, danach verlor sie völlig die Orientierung. Der Weg war tatsächlich sehr glitschig, sie rutschte immer wieder aus.

      „Ich bin nass bis auf die Haut, wann sind wir endlich da?“

      „Gleich, wir müssen nur noch diesen Abhang hinab.“ Dietlinde zeigte nach vorne, nur schemenhaft erahnte Lotte den weiteren Verlauf des Weges.

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