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Gefesselt an die dunkle Seite meiner Affäre | Erotischer SM-Roman
von Katy Kerry
Katy Kerry wurde 1971 in Wien geboren, ist Mutter von zwei halbwüchsigen Töchtern und verheiratet. In ihrer Brust vereinen sich zwei Seelen. Einerseits schreibt sie für ihr Leben gern, andererseits setzt sie sich in ihrem Beruf als Rehabilitationsberaterin engagiert für Menschen mit Handicap ein. Auch der Zusammenhalt ihrer Familie ist ein kostbares Gut für sie. Inspiration holt sie sich zumeist bei ausgedehnten Spaziergängen in der Natur, vorzugsweise in Spital am Semmering oder in Irland. Bühnenstücke und irische Musik zählen zu ihren kulturellen Favoriten. Nach der Veröffentlichung eines Fantasyromans zeigt „Gefesselt an die dunkle Seite meiner Affäre“ eine andere Seite ihres literarischen Schaffens. Die Grundidee zur Handlung basiert auf einem persönlichen Erlebnis.
Lektorat: Melanie Reichert / www.buchstabenwirbel.de
Originalausgabe
© 2018 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: © shulgenko @ shutterstock.com
Umschlaggestaltung: MT Design
ISBN 9783862777525
www.blue-panther-books.de
Prolog
Als ich am nächsten Tag das Central Criminal Court Londons abermals betrat, klackerte ich mit meinen roten High Heels über den Marmorboden, bis ich in meinem Büro ankam. Tabitha saß bereits an ihrem Arbeitsplatz in meinem Vorzimmer und tippte Protokolle in den Computer, die ich ihr gestern in ein Diktiergerät gesprochen hatte. Sie war nur zwei Jahre jünger als ich, hatte schulterlanges kastanienbraunes Haar, braune Augen und eine zierliche Figur.
»Guten Morgen, Tabitha«, begrüßte ich sie freudig.
»Hi, Ella. Dein Kaffee steht bereits wohl temperiert auf deinem Schreibtisch, ich habe dir ein Marmeladen-Croissant von der Primrose Bakery mitgebracht und die Akten für deine Verhandlung liegen vorbereitet auf deinem Platz«, empfing sie mich wie immer hervorragend aufgelegt.
Ihr gestriges Date muss also prima gelaufen sein, dachte ich im Geheimen und betrachtete sie neugierig. Sie wusste bereits, worauf ich hinauswollte, und lächelte mich keck an.
»Mein Date war großartig, Michael ist der Oberhammer im Bett und ich habe schon seit Langem keinen so guten Sex mehr gehabt«, berichtete sie zufrieden. Ihre direkte Art, ohne Umschweife auf den Punkt zu kommen, machte sie geradezu einzigartig und genau deswegen mochte ich sie so gern.
»Warum sollte es dir schlechter gehen als mir?«, ließ ich eine Randbemerkung im Raum stehen. Meine Andeutung machte sie neugierig. Mit einem Mal war ihr Interesse geweckt und sie funkelte mich an, als würden ihr jeden Moment die Augen herausfallen.
»Erzähl! Wie ist er? Hat er’s mit dir auf dem Waschtisch getrieben? Von hinten oder in der Missionarsstellung?« Wenn Tabitha erst mal in Fahrt war, gab es kein Entrinnen mehr. Dann wollte sie es ganz genau wissen. Innerlich musste ich schmunzeln. Auf dem Waschtisch! Und dann noch in der Missionarsstellung? Pff! Die hatte vielleicht Nerven!
»Frag mich lieber, wer er ist, bevor du Details wissen möchtest«, forderte ich ihre Neugier nur noch mehr heraus. Energisch nahm sie ihre schwarze Nerdbrille von Miu Miu ab und verzog ihre knallrot geschminkten Lippen zu einem hinterlistigen Lächeln.
»Wer?«, stieß sie aufgeregt aus und zappelte nervös auf ihrem Stuhl herum. »Jetzt sag schon, spann mich nicht auf die Folter. Wer ist er?«
»Darauf wirst du nie kommen«, erwiderte ich forsch und stolzierte in mein Arbeitszimmer. Sie lief mir unbeirrt hinterher und starrte mich wissbegierig an, während ich auf meinem Chefsessel Platz nahm.
»Also?«, fragte sie verbissen nach und trommelte dabei mit ihren übermäßig langen, roten Fingernägeln auf meine Tischplatte. Wie sie mit diesen Dingern tippen konnte, war mir sowieso ein Rätsel.
»Jeremy White, der Präsident des Obersten Gerichtshofs«, ließ ich die Bombe platzen. Tabitha blieb der Mund im wahrsten Sinne des Wortes offen stehen, sicher wäre ihr die Kinnlade heruntergefallen, wenn sie nicht angewachsen wäre.
»Je-Jeremy W-White?«, stotterte sie, als könnte sie es nicht glauben.
»Jepp! Kein Geringerer als er.«
»Wo hast du denn den aufgetrieben?«, fragte sie erstaunt.
»An der Tankstelle«, kicherte ich.
»An der Tankstelle?«, erkundigte sie sich ungläubig und lachte sich halb schief dabei. »Bleibt nur zu wünschen, dass er auch bei dir kräftig getankt hat.« Blitzschnell strich sie meine blonden Locken zur Seite. »Hast du einen Knutschfleck?« Sie stierte mich neugierig an.
»Hey, nein!«, wehrte ich ab.
»Und? Wie ist der Präsident des Obersten Gerichtshofs im Bett?« Ich verdrehte die Augen.
»Also, du stellst vielleicht Fragen, Tabitha. Aber wenn du es unbedingt wissen möchtest, es war eine der heißesten Nächte, die ich je erlebt habe. So! Und jetzt lass mich bitte arbeiten, ich habe in zwei Stunden eine wichtige Verhandlung«, entgegnete ich streng. Mit diesen Worten vergrub ich mich in meine Akten.
Tabitha stemmte ihre Arme in die Hüften und inspizierte mich angriffslustig. »Nun gut, wie du meinst. Aber du musst mir später unbedingt mehr von ihm erzählen.«
Ein Hauch von Feuer
Vertrauen heißt, seine Ängste nicht mehr zu fürchten. Sich einem Menschen ganz zu öffnen,
heißt auch, ihn in unser Herz zu schließen.
(Ernst Ferstl)
Gerade als ich mich an den Gedanken hätte gewöhnen können, ein Leben in Freiheit und Unabhängigkeit zu führen, tauchte völlig unerwartet Jeremy darin auf und belehrte mich eines Besseren. Ich war eine stolze, selbstbewusste Frau und auf niemanden angewiesen.
An diesem Freitagabend war ich vollkommen erledigt. Ich hatte kürzlich einen Schwerverbrecher hinter Gitter gebracht, der seine arme Frau so brutal verprügelt hatte, dass sie nach dem letzten Schlag, den er ihr verpasst hatte, nicht mehr aufgestanden und wenig später ihren Verletzungen erlegen war. Fünfzehn Jahre für Totschlag hatte ich ihm aufgebrummt und die Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher. Denn die Art und Weise, wie er sich ihres Körpers entledigt hatte, war verabscheuungswürdig gewesen.
Wieder so ein Arschloch!, dachte ich noch, als ich die einsame Landstraße zu der einzigen noch geöffneten Tankstelle entlangfuhr. Heute war es wieder einmal Mitternacht geworden, da ich mich in meinen neuesten Fall hineingekniet hatte. Noch konnte ich mir keinen Reim auf die ganze Sache machen. Dem Angeklagten wurde unterlassene Hilfeleistung vorgeworfen, da während einer der von ihm organisierten Sexorgien einer Frau schwerste Misshandlungen zugefügt worden waren, die zu ihrem Tod geführt hatten. Wohl ein Fall aus der SM-Szene, wie ich feststellen musste. Aber die Gedanken daran wollte ich jetzt beiseiteschieben und mir zu Hause einen gemütlichen Ausklang gönnen.
Würde ich in Zukunft immer nur von solchen schändlichen Kreaturen umgeben sein? Nun, eins war klar gewesen, als ich den Weg des Jurastudiums eingeschlagen und mich nach meinem Gerichtsjahr entschieden hatte, als Staatsanwältin zu arbeiten: Ich würde es sicherlich nicht mit blütenweißen Westen zu tun bekommen. Streng genommen, gefiel mir mein Job ja auch gut.
Schon als Kind hatte ich einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn gehabt und später, als mein bester Freund Jayson mit vierzehn Jahren wegen seiner Behinderung – er litt an den Folgen einer Kinderlähmung – gemobbt worden war, war ich völlig ausgerastet und hatte ihn verteidigt wie eine Löwin ihr Junges. Zu diesem Zeitpunkt waren offensichtlich die Weichen für meine berufliche Laufbahn bereits gestellt gewesen. Gemeinsam hatten Jayson und ich Irland verlassen, um an der Universität in London Jura zu studieren.
Heute war er einer der begehrtesten Anwälte Londons. Während unseres Studiums hatten wir zusammen immer richtig viel Spaß gehabt.