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Marquis de Cuervo - Der dominante Graf und die junge Lady | Erotischer SM-Roman
von C. N. Raban
Der lateinische Ausspruch „Carpe Noctem, Raban“ lässt sich als „Genieße die Nacht, Rabe“ oder „Nutze die Nacht, Rabe“ übersetzen. Dieses verheißungsvolle Zitat inspirierte den Autor zu dem Pseudonym C. N. Raban, denn sein Roman Marquis de Cuervo entstand in vielen Sommernächten hingebungsvoller Arbeit – inspiriert von der Idee, einen anreizenden Roman zu schreiben, der das Fantastische mit dem Erotischen genauso verbindet, wie es bei seinen Gemälden der Fall ist.
Lektorat: A. K. Frank
Originalausgabe
© 2020 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: © AS Inc @ shutterstock.com
Umschlaggestaltung: MT Design
ISBN 9783964771476
www.blue-panther-books.de
Prolog Paris, 6. Juni 1760
… alles sollte beginnen, wie es endet, mit einem Dokument …
Die Nacht war noch nicht weit vorangeschritten, als plötzlich ein paar friedlich schlafende Tauben durch kleine, herabfallende Steine aufgeschreckt wurden. Erschrocken verließen sie fluchtartig ihren Platz unterhalb der Zinnen.
Der leuchtende Mond stand in voller Größe am Firmament und zeichnete ein mystisches Licht auf die vom Moos bewachsene Gefängnismauer. Langsam schob sich eine dunkle Gestalt durch den schmalen Spalt, der eben noch mit einer rostigen Eisenstange versperrt war. Vorsichtig blickte er über den Vorsprung des Fensters nach unten, um zu überprüfen, ob seine Tat bemerkt wurde.
Diese verdammten Dachratten, überlegte er, wobei er die Tauben meinte, die unter den Holzbalken nisteten. Die machen mit ihren Flügeln einen Lärm, dass es nicht mehr feierlich ist!
Sein geschulter Blick beobachtete das Treiben auf den Gassen von Paris. Doch niemand schien seine nächtliche Aktion bemerkt zu haben, auch nicht durch das laute Flügelschlagen der aufgeschreckten Vögel.
Juan Vincent Miguel de Cuervo ließ sich Zeit, um aus seiner Zelle zu entweichen. Er wusste, dass sein Verschwinden erst am nächsten Morgen bemerkt werden würde und wollte, durch unnötige Eile, keinen Fehler machen.
Ein warmer Sommerwind blies durch die Finsternis, als er sich immer weiter aus der Öffnung schob. Geschickt drehte er sich auf dem Absatz um und ließ so seinen Körper an der Mauer hinuntergleiten. Mit seinen kräftigen Fingern hielt er sich in den Ritzen und Vertiefungen des Mauerwerks fest. Er kletterte an dem Gebäude langsam tiefer, bis seine Beine die abstehenden Zinnen erreicht hatten.
Juan Vincent Miguel hatte nichts von seiner Kraft eingebüßt, und das, obwohl er nun schon den zweiten Sommer in diesem Gefängnis erleben musste.
Nachdem er sich versichert hatte, dass niemand zu sehen war, sprintete er katzengleich von einer Zinne zur anderen, bis er den Turm auf der gegenüberliegenden Seite erreicht hatte. An dieser Stelle war das Mauerwerk etwas poröser, doch es war auch die einzige Stelle, von der er auf das Dach des Wachhauses springen konnte.
Genau in dem Moment, als er den Versuch starten wollte, liefen zwei Gardisten des Königs aus der Türe unterhalb des Hauses.
Mit wild rudernden Armen schaffte er es gerade noch, nicht das Gleichgewicht auf der Zinne zu verlieren. Mit einem kräftigen Sprung schaffte er es auf die andere Seite und klammerte sich am Dachvorsprung fest. In dieser Lage verharrte er einen Augenblick, bevor er das Dach hinaufschlich, um auf die andere Seite des Giebels zu gelangen. Dort angekommen, balancierte er über die Mauerkante, bis er das Nachbarhaus erreicht hatte. Glücklicherweise stand hier ein kleines Fenster offen, sodass er den Lärm vermeiden konnte, gewaltsam einzudringen. Er schlich leise durch das niedere Zimmer, blickte zur Tür hinaus und schlich die Treppe hinunter.
»Ist da jemand?«, hörte er plötzlich eine Stimme und erschrak. Er versteckte sich geschickt neben dem Schrank, als die Zimmertür aufging. Ein älterer Mann trat in den Raum und ging auf das Fenster zu, um es zu schließen. Juan Vincent Miguel nutzte den Augenblick, um im Rücken des Mannes aus dem Zimmer zu verschwinden.
»Dass diese Katzen hier immer nach Tauben jagen müssen!«, hörte er noch den Alten schimpfen, als Juan Vincent Miguel die Haustür hinter sich schloss.
Die schmutzigen Gassen hatten ihn wieder und der erste Teil seines Plans war geschafft. Die Nacht war ein guter Verbündeter. Und so schlich er von Haus zu Haus und von Nische zu Nische. Den zweiten Teil seines Plans ließ er nicht aus den Augen: das Kloster.
An der letzten Biegung vor der Abtei angekommen, zog sich Juan Vincent Miguel die Kutte über, die er kurz zuvor am Waschplatz entwendet hatte. Er streifte sich die Kapuze tief ins Gesicht und klopfte an das große Holztor. Als sich der kleine Verschlag in der Türe, öffnete, hob Juan Vincent Miguel seine Hand zum Gruß und sprach:»Pax vobiscum«, worauf ihm der Mönch auf der anderen Seite mit »Et cum spiritutuo« antwortete. Dies war ein lateinischer Gruß unter den Brüdern der Abtei, der so viel wie »Friede sei mit Euch« bedeutet, worauf der Mönch mit »Und mit deinem Geiste« antwortete.
Nachdem der Bruder das Tor geöffnet hatte, trat Juan Vincent Miguel ein und bedankte sich noch kurz bei ihm. Er wusste, dass es zu gefährlich war, quer durch die Abtei zu laufen, um in das Aedificium zu gelangen. Zu leicht könnte er auf diesem Weg einem der Mitglieder in die Arme laufen, die ihn verraten hatten.
Im Schatten der Nacht bog der dunkle Besucher, deshalb gleich nach dem Westturm rechts ab. Als sei er selbst ein Schatten, schlich er sich bis zur Eckabgrenzung der Klostermauer, um hinter den Pferdeställen zu verschwinden.
Das nächste Gebäude, das er auf diese Art passierte, war der Schweinestall, gefolgt von der Werkstatt und dem Hospital. Am Badehaus musste er eine kurze Zeit verweilen, bevor er den Südturm passieren konnte. Von hier aus sprintete er fünfzig Meter nach Norden, um an der Mauer des Dormitoriums Schutz zu suchen. Durch eine schmale Gasse bewegte er sich bis zum Kreuzgang vor, um dann heimlich in den Kapitelsaal einzudringen.
Aus seiner Zeit als Abbé und seinen architektonischen Studien kannte er sich sehr gut in dieser alten Abtei aus. So war es nicht verwunderlich, dass er auch über die zahlreichen Geheimgänge Bescheid wusste, die in diesen Mauern versteckt waren. Zum einen, als Schutz- und Fluchtweg in Kriegszeiten und zum anderen, um geheimnisvolle und mystische Dinge verborgen zu halten.
Juan Vincent Miguel de Cuervo wusste sehr genau, wohin ihn sein Weg führen sollte. Tief hinunter in die Dunkelheit. Wenn es einen von Gott verlassenen Ort gab in dieser Abtei, dann wäre dies hier unten der richtige Platz.
Nachdem er die Geheimtür passiert hatte, schritt er die Stufen in die Finsternis hinab. Hier fand er das, wofür er zwei Jahre in diesem Gefängnis ausharren musste. Die geheimen Lived-Dokumente.
Als er dabei erwischt wurde, wie er eines dieser Dokumente übersetzt hatte, wurde er gefoltert und wegen der Übersetzung einer im Widerspruch zur Kirche stehenden Schrift, eingesperrt.
Zwei Jahre Haft, nur weil die Wörter Dämon und Sexualität darin vorkamen, dachte sich Juan Vincent Miguel und schüttelte den Kopf.
Er verstaute alle Dokumente in einer Reisetasche und machte sich auf den Rückweg. Den Kapitelsaal verließ er durch die hinterste Türe auf der Ostseite. Vorsichtig blickte er über den Kreuzgang, bevor er diesen, Richtung Norden, durchquerte. Sein nächstes Ziel war das Aedificium, dessen Eingang er nach wenigen Metern erreicht hatte, indem er hinter dem Friedhof vorbei schlich. Durch den Eingang konnte er nicht gehen, das wusste er, da dieser ohne Schlüssel nur von innen zu öffnen war. Geschickt kletterte die Schattengestalt auf das Dach der Speicherkammer, um so, nach einem kurzen Balanceakt, auf den Absatz der Außenmauer zu gelangen. Von hier aus musste er nur noch das Fenster öffnen, das nicht besonders gesichert war, da man in dieser Höhe keinen Besucher erwartet hatte. Juan Vincent Miguel rüttelte vorsichtig am Flügel und brachte den hölzernen Splint dazu, dass er aus seiner Fassung herausflog. In Windeseile schlüpfte er so durch